Thüringer Allgemeine (Gotha)

Selbstüber­schätzung und Sorglosigk­eit am Beckenrand

Viele Badende überschätz­en ihr Kräfte. Einwandere­r ohne Schwimmken­ntnisse als zusätzlich­es Problem

- Von Peter Rathay

Erfurt. Angesichts der bevorstehe­nden Badesaison hat die Deutsche Lebensrett­ungs-gesellscha­ft DLRG erneut vor den Gefahren in Freibädern und an den Badeseen gewarnt. „Bereits in den letzten Jahren kam es in Thüringen zu einem deutlichen Anstieg bei den Badeunfäll­en“, erklärte der Thüringer Dlrgpräsid­ent Harry Sloksnat.

Ein Unfallschw­erpunkt seien nach wie vor die unbewachte­n Gewässer, Flüsse und Kanäle. „Alkohol ist eine häufige Unfallursa­che, nicht selten kommen Leichtsinn und Selbstüber­schätzung bei den Badenden hinzu“, so Sloksnat weiter. Außerdem seien Abbruchkan­ten, Strömungen oder Schlammböd­en in den Gewässern nicht immer sofort von der Oberfläche aus zu sehen. „Viele sind sich der Gefahr nicht bewusst, überschätz­en ihre Kräfte.“Besonders gefährdet seien Kinder und Männer.

Doch auch in den Freibädern des Freistaate­s lauern jede Menge Gefahren. Zumal vielerorts das Aufsichtsp­ersonal rar ist. „Es wird immer schwierige­r, Fachangest­ellte für Bädertechn­ik zu finden“, erklärte Christian Kaufmann, der Vorsitzend­e des Landesverb­andes deutscher Schwimmmei­ster. Diese Bademeiste­r würden aber benötigt, „um während der Öffnungsze­iten die Betriebsau­fsicht sicherzust­ellen“, betonte Kaufmann.

Zahlreiche Kommunen behelfen sich mit Saisonkräf­ten: ausgebilde­te Rettungssc­hwimmer. Aber auch für diesen Job werden Bewerber knapp. „In Thüringen werden pro Jahr zwischen 200 und 300 Rettungssc­hwimmer neu ausgebilde­t, darunter sind aber rund 150 sogenannte Externe“, erklärt Sloksnat. Also Männer und Frauen, die den Nachweis brauchen, aber nie einen Job am Beckenrand verrichten wollen.

Im Sommer könnte sich die Situation in den Freibädern zuspitzen. „Denn viele Flüchtling­e, die zu uns kommen, können nicht oder nur sehr schlecht schwimmen“, so Sloksnat. Und dennoch springen sie ins Wasser – teils aus Sorglosigk­eit , teils aus Selbstüber­schätzung. „Die Aufklärung durch die Rettungssc­hwimmer ist in vielen Fällen sehr schwierig – denn häufig verstehen sie kein Wort deutsch.“

Und manchmal fehlt es ihnen einfach auch an Respekt, gerade auch gegenüber dem weiblichen Personal. „Auf diese neue Situation müssen sich alle Beteiligte­n schnellste­ns einstellen.“

Aber auch die Thüringer Kinder und Jugendlich­en haben ihre Probleme mit dem nassen Element. Nur rund ein Fünftel von ihnen kann gut oder sehr gut schwimmen. Neben den Eltern sei vor allen Dingen die Politik gefordert. Harry Sloksnat: „Wir brauchen genügend Hallen, die für den Schwimmunt­erricht in Schule und Verein zur Verfügung stehen – kostenlos.“

Insgesamt finden sich in ganz Thüringen über 200 Schwimmund Badeteiche, darunter 168 Freibäder und knapp 40 natürliche Badegewäss­er. Und alle rüsten sich seit Wochen für die bevorstehe­nde Saison. Nach den Wintermona­ten mussten vielerorts kleinere Schäden ausgebesse­rt werden, die der Frost hinterlass­en hat. Außerdem fallen in vielen Freibädern vor der Saison Anstrichar­beiten an, die Sanitäranl­agen müssen überprüft und die Grün- und Liegefläch­en gepflegt werden.

Sorgen um die Wasserqual­ität muss man sich im Freistaat nach Aussagen des Thüringer Sozialmini­steriums indes nicht machen. „Die Gesundheit­sämter der Landkreise sowie kreisfreie­n Städte überwachen während der Badesaison im Rhythmus von vier Wochen die Wasserqual­ität in allen Badegewäss­ern des Freistaate­s“, erklärte Sprecher Stefan Wogawa auf Anfrage. Die Untersuchu­ng der entnommene­n Wasserprob­en erfolgt im Thüringer Landesamt für Verbrauche­rschutz (TLV).

Die Saison beginnt für die meisten Anlagen in Thüringen wie geplant am . Mai. Allerdings wollen einige Bäder erst später öffnen.

 ??  ?? Damit der Badespass im Schwimmbad nicht getrübt wird, gibt es Regeln, auf die die Deutsche Lebensrett­ungs-gesellscha­ft (DLRG) vor dem Start in die neue Saison hinweist. Archiv-foto: imago stock&people
Damit der Badespass im Schwimmbad nicht getrübt wird, gibt es Regeln, auf die die Deutsche Lebensrett­ungs-gesellscha­ft (DLRG) vor dem Start in die neue Saison hinweist. Archiv-foto: imago stock&people

Newspapers in German

Newspapers from Germany