Thüringer Allgemeine (Gotha)

Zwei Kälber von Wölfen gefressen

Schäfer erfreut über größeres Schutzarea­l

- Von Frank Schauka

Erfurt. Die Wölfin von Ohrdruf und ihr Mischlings­nachwuchs reißen nicht mehr nur Schafe. Jetzt töten sie auch Kälber.

„Zwei meiner Kälber sind vorige Woche gefressen worden“, sagte Crawinkels Bürgermeis­ter Heinz Bley gestern der TA. Insgesamt seien vier Kälber getötet, davon zwei gefressen worden. Das Umweltmini­sterium bestätigte den Wolfsriss. Darüber hinaus wurden in Ostthüring­en in den vergangene­n Tagen mehrere Schafe gerissen. Zudem gab es Wolfssicht­ungen, so dass vermutet werden kann, dass sich die Anzahl der Wölfe in Thüringen bald erhöht.

Das Umweltmini­sterium hat auf diese Entwicklun­g reagiert und die Ausweitung des Wolfsgebie­tes angekündig­t, das sich derzeit lediglich rund um das Ohrdrufer Bundeswehr­gelände erstreckt. Finanziell­e Entschädig­ungen für vom Wolf gerissene Nutztiere können in der Regel nur Tierhalter innerhalb des Wolfsgebie­ts erhalten.

„Wir feiern sicherlich kein Fest, wenn der Wolf weiter vordringt, aber begrüßen natürlich die Unterstütz­ung“, sagte Arno Rudolph vom Landesverb­and der Thüringer Schafzücht­er gestern. Entschädig­ung gibt es aber nur dann, wenn die Schäfer sich an Auflagen halten, etwa an die vorgeschri­ebene Höhe des Starkstrom­zauns. Im vergangene­n Jahr haben die Wölfin und ihre sechs Labrador-wolfmischl­inge 84 Schafe und Ziegen gerissen. Ein Nebenerwer­bsschäfer aus Gossel hat die Hälfte seiner Herde verloren. Drei der jungen Halbwölfe wurden inzwischen im behördlich­en Auftrag erschossen, um die Reinheit der Wolfspopul­ation zu erhalten. Ein weiterer Jungwolf wurde bei Gotha vom Zug überrollte. Thüringer Schäfer befürchten, dass die Wölfin, die vor vier Jahren nach Ohrdruf kam, erneut von einem Hund begattet worden ist und ihrem Nachwuchs in wenigen Wochen zeigt, wie man gut jagt.

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