Hilfe statt Zuweisung von Schuld
Mangel an Rückhalt für Lehrer beklagt
Erfurt. Lehrer, die an ihren Schulen Gewalt erfahren haben, brauchen mehr Schutz vom Bildungsministerium und Schulämtern, konstatiert die GEW Thüringen. Die Forderung ist Konsequenz aus einem Gespräch, das die Bildungsgewerkschaft mit Lehrern und der Gewerkschaft der Polizei führte. Zu viele Lehrer würden Gewalterfahrung als pädagogisches Versagen empfinden und deshalb schweigen. Schulleiter seien verpflichtet, besondere Vorkommnisse zu melden. Doch wer das tut, habe immer öfter das Gefühl, Verursacher des Problems zu sein. Hier müsse sich das Schulklima ändern. „Schulen, in denen gehäuft besondere Vorkommnisse gemeldet werden, brauchen Hilfe und keine Schuldzuweisung“, so Gew-landeschefin Kathrin Vitzthum. Zu gewalttätigen Übergriffen komme es besonders oft, wenn Pädagogen körperliche Auseinandersetzungen zwischen Schülern schlichten wollen. Die Gewaltbereitschaft nehme zu, doch ein Massenphänomen ist sie aus Sicht der GEW nicht. Der Thüringer Lehrerverband hatte in der Vorwoche nach der Auswertung einer Umfrage von einem „massiven Problem“gesprochen.
Lehrer müssen nicht alles durchgehen lassen, heißt es in einem Informationsblatt der GEW mit Verweis auf die Thüringer Schulordnung, die einen Ausschluss von der Schule als härteste Ahndung listet. Von der Polizei kam die Ermunterung, schwerwiegende Übergriffe zur Anzeige zu bringen.
Gewalt gegen Lehrer sei ein Tabuthema, das mache es so schwierig die Größenordnungen verlässlich einzuschätzen. Das Bildungsministerium müsse deshalb dringend nach Verfahren suchen, um Gewaltvorfälle zu erfassen. Nur so könne auch erkannt werden, in welchem Ausmaß Gewalt und ihre psychischen Folgen zur hohen Zahl der Langzeiterkrankungen in den Lehrerzimmer beitragen.