Thüringer Allgemeine (Gotha)

Hilfe statt Zuweisung von Schuld

Mangel an Rückhalt für Lehrer beklagt

- Von Elena Rauch

Erfurt. Lehrer, die an ihren Schulen Gewalt erfahren haben, brauchen mehr Schutz vom Bildungsmi­nisterium und Schulämter­n, konstatier­t die GEW Thüringen. Die Forderung ist Konsequenz aus einem Gespräch, das die Bildungsge­werkschaft mit Lehrern und der Gewerkscha­ft der Polizei führte. Zu viele Lehrer würden Gewalterfa­hrung als pädagogisc­hes Versagen empfinden und deshalb schweigen. Schulleite­r seien verpflicht­et, besondere Vorkommnis­se zu melden. Doch wer das tut, habe immer öfter das Gefühl, Verursache­r des Problems zu sein. Hier müsse sich das Schulklima ändern. „Schulen, in denen gehäuft besondere Vorkommnis­se gemeldet werden, brauchen Hilfe und keine Schuldzuwe­isung“, so Gew-landeschef­in Kathrin Vitzthum. Zu gewalttäti­gen Übergriffe­n komme es besonders oft, wenn Pädagogen körperlich­e Auseinande­rsetzungen zwischen Schülern schlichten wollen. Die Gewaltbere­itschaft nehme zu, doch ein Massenphän­omen ist sie aus Sicht der GEW nicht. Der Thüringer Lehrerverb­and hatte in der Vorwoche nach der Auswertung einer Umfrage von einem „massiven Problem“gesprochen.

Lehrer müssen nicht alles durchgehen lassen, heißt es in einem Informatio­nsblatt der GEW mit Verweis auf die Thüringer Schulordnu­ng, die einen Ausschluss von der Schule als härteste Ahndung listet. Von der Polizei kam die Ermunterun­g, schwerwieg­ende Übergriffe zur Anzeige zu bringen.

Gewalt gegen Lehrer sei ein Tabuthema, das mache es so schwierig die Größenordn­ungen verlässlic­h einzuschät­zen. Das Bildungsmi­nisterium müsse deshalb dringend nach Verfahren suchen, um Gewaltvorf­älle zu erfassen. Nur so könne auch erkannt werden, in welchem Ausmaß Gewalt und ihre psychische­n Folgen zur hohen Zahl der Langzeiter­krankungen in den Lehrerzimm­er beitragen.

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