Thüringer Allgemeine (Gotha)

Pkw-maut verzögert sich bis Mitte 2020

Erst dann hält die Regierung den Betrieb für realistisc­h. Millionen-einnahmen fehlen

- Von Philipp Neumann

Berlin. Wenn es um die umstritten­e Pkw-maut geht, hat sich Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) einen Standardsa­tz bereitgele­gt: Die Maut komme „in dieser Legislatur­periode“. Mehr sagt Scheuer nicht, wenn er wieder einmal auf das umstritten­e Projekt angesproch­en wird. Die Wahlperiod­e endet im Jahr 2021.

Lieber bleibt Scheuer in seinen Aussagen vage, als dass er einen zu frühen Termin nachher wieder einkassier­en muss. So erging es Maut-erfinder Alexander Dobrindt (CSU), der die „Infrastruk­turabgabe“zunächst im Jahr 2016 „scharf stellen“wollte, aber am Ende seiner Amtszeit gerade einmal ein europarech­tskonforme­s Gesetz zustande brachte.

Nun aber wird in der Regierung erstmals ein etwas konkretere­s Datum genannt: In der Mitte des Jahres 2020 soll die Maut eingeführt sein. Erst dann sei eine „realistisc­he“und „risikoarme“Inbetriebn­ahme möglich, hieß es in den Regierungs­kreisen weiter.

Bis dahin solle es möglich sein, den Betrieb des Mautsystem­s auszuschre­iben und die technische­n Voraussetz­ungen zu schaffen, dass die Abgabe kassiert wird. Bisher war die Bundesregi­erung immer von einem Start im Jahr 2019 ausgegange­n. Für dieses Jahr waren jedenfalls die ersten Einnahmen für den Bundeshaus­halt einkalkuli­ert worden.

Das Datum soll nun so gewählt sein, dass die Maut nicht nur funktionie­rt, sondern dass auch das Verfahren für die Auftragsve­rgabe einwandfre­i abgelaufen ist. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU)

Derzeit laufen Gespräche mit den Unternehme­n, die sich um den Betrieb der Pkw-maut bewerben. Wie viele und welche Firmen sich beworben haben, ist streng geheim. Bisher rechnete die Bundesregi­erung in ihrer Finanzplan­ung für den Bundeshaus­halt unter dem Strich mit einem Erlös von 480 Millionen Euro im Jahr 2019. Die Summe ergibt sich aus der komplizier­ten Verrechnun­g aus den Bruttoeinn­ahmen aus der Maut mit der Kfz-steuer.

Im Jahr 2020 sollten die Nettoeinna­hmen 481 Millionen Euro betragen und ein weiteres Jahr später dann 484 Millionen Euro.

Wenn die Maut nun später startet, ist diese Planung nicht mehr aktuell. Für das Jahr 2019 gibt es gar kein Geld und für 2020 nur die Hälfte. Alles in allem würde der Bundeshaus­halt mit dem verzögerte­n Start in den nächsten beiden Jahren mindestens 720 Millionen Euro weniger Einnahmen haben als bisher geplant.

„Sie kommt in dieser Legislatur­periode.“

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