Tatort Eisenach
Der Ta-journalist hat die Geschichte von Wagners Flucht für sein jüngstes Buch rekonstruiert. „In Sachsenweimar-eisenach wirkte nicht nur der ihm ergebene Franz Liszt. Hier wusste Wagner zugleich um eine Gönnerin im Hintergrund. Sie war die mächtigste Frau des Landes, sie war Großherzogin Maria Pawlowna.“
Ihr hatten Liszt und Wagner drei Monate zuvor ein wunderbares Geschenk bereitet. Im Februar 1849 brachte Liszt erstmals eine Neufassung von Wagners „Tannhäuser“auf die Bühne. Maria Pawlowna hatte Geburtstag; ihr zu Ehren kam die Aufführung überhaupt erst zustande.
Wagners Flucht gehört zu den 20 Kriminalfällen, die Krüger in seinem Buch „Thüringen. Die Kriminalakte“aufgegriffen hat. Der Anspruch des Journalisten ist, über den eigentlichen Fall hinaus stets auch Landesgeschichte zu erzählen. Am 23. April stellt er sein Buch während einer Lesung in der Eisenacher Stadtbibliothek vor. Dabei, so verspricht er, werde er auch viel Hintergründiges zu seinen Recherchen erzählen.
Maria Pawlowna und Richard Wagner. Die Herrscherin und der Revoluzzer. „Bis heute ist nicht zweifelsfrei geklärt, inwieweit
sich die beiden im Mai 1849 trafen“, sagt Krüger. „Vieles deutet darauf hin, dass sie sich in Eisenach sahen. Am 16. Mai reiste die Fürstin für einige Tage hierher. Wagner hatte das gleiche Ziel. Er wollte die Wartburg besuchen.“
Hatten beide gänzlich anderes im Sinn als eine touristische Reise? Suchten sie jenseits des Weimarer Hofes nach einem Ort, sich unbeobachtet zu verabreden? In einem Brief erwähnte Wagner später „den schönen Eindruck, den die fürstliche Frau in ihrer warmen Teilnahme“auf ihn gemacht habe. Krüger meint: „Allein der Umstand, dass Maria Pawlowna von der Anwesenheit des steckbrieflich Gesuchten im Großherzogtum wusste, war ein Politikum.“Tatsächlich erreichte der Dresdener Steckbrief alsbald auch die hiesigen Behörden. Maria Pawlowna konnte ihn nun nicht länger schützen. Richard Wagner wurde der Boden in Thüringen zu heiß. Er floh weiter – in die Schweiz. Am Montag, 23. April, liest Mirko Krüger in Eisenach aus „Thüringen. Die Kriminalakte“. Die Lesung in der Stadtbibliothek beginnt 19 Uhr. Eine Kartenreservierung ist in der Bibliothek sowie unter Telefon (03691) 73 49 678 möglich. Eintritt ist frei. ▶ „Thüringen. Die Kriminalakte“ist im Buchhandel sowie im Pressehaus und bei der Lesung erhältlich - für , Euro.