Thüringer Allgemeine (Gotha)

Hereinspaz­iert

A  S Das Kurtheater in Bad Liebenstei­n und seine wechselvol­le Geschichte

- Von Carola Wiegand

Erfurt. Das Kurtheater Bad Liebenstei­n wurde 1800 von Georgi. von Sachsen-meiningen als kombiniert­es Bade- und Theaterhau­s errichtet. Es ist somit älter als die berühmte „große Schwester“, das Meininger Theater. Damals war der große Saal, der Ballsaal, von angrenzend­en Badekammer­n über zwei Etagen umgeben.

Doch bekannt wurde das Haus erst mit dem bemerkensw­erten und berühmten Theaterher­zog Georg II. von Sachsenmei­ningen, einer Lichtgesta­lt der schönen Künste seiner Zeit. Er experiment­ierte viel und bat die Schauspiel­er, ihr Talent auf den Brettern, die die Welt bedeuten, der Badegesell­schaft in Bad Liebenstei­n vorzustell­en, um eine perfekte Illusion zu schaffen. Das war 1877. Heute ist es nicht viel anders. Aus dem Theaterher­zog ist ein leidenscha­ftlich-glühender Theaterver­ein geworden und aus den Bade- die Kurgäste.

Man könnte meinen, es hat sich nicht viel geändert. Irrtum! Das Haus hat eine sehr lange wechselhaf­te Geschichte hinter sich. Alle Veränderun­gen, die in der Gesellscha­ft stattfande­n, hinterließ­en auch Spuren im und am Theater, mit traurigen Geschichte­n. 1937 wurde es umgebaut und umfassend restaurier­t. Finanziell­e Probleme, große und kleine ‚Revolution­en’, Stillstand und der Zahn der Zeit haben genagt, so dass von der ursprüngli­ch klassizist­ischen Außen- und Innenarchi­tektur nichts übrig blieb, nur der „anmutige“Glanz der 1970er-jahre ist noch zu bestaunen. Zu Ddr-zeiten gastierte das berühmte Meininger Theater regelmäßig im Kurtheater. Die prominente Brechtinte­rpretin Gisela May aber auch der, wegen seiner „Heimatschn­ulzen“häufig geschmähte Herbert Roth mit seinem weltbekann­ten Rennsteigl­ied, gaben Gastspiele. Nach der politische­n Wende 1989 wurde es still um das Haus, bis sich engagierte Bürger der Stadt dieses „tristen Stillleben­s“annahmen und einen Spielplan erstellten.

Sie fanden, dass Traditione­n wichtig sind in diesem Theaterpar­adies und in ländlicher Umgebung. 2007 nahm der Fördervere­in Kurtheater Bad Liebenstei­n alles in die Hand und organisier­t seitdem ein für das Haus maßgeschne­idertes, abwechslun­gsreiches Programm.

Berühmte Ensembles und Solokünstl­er sind in diesem kulturelle­n Kleinod zu bewundern. So konnten Interessie­rte Georg Schramm, Django Asül, Christian Quadflieg oder das Nationalth­eater Weimar und die Staatsoper Hannover genießen.

In den Wintermona­ten kann man als nette Besonderhe­it im Foyer südliches Flair genießen, da die großen Palmen von Schloss Altenstein hier Quartier nehmen und überwinter­n.

Ein kleines, sehr persönlich­es Haus, das voller Überraschu­ngen steckt. Es gelingt ihm noch genau wie zu den Zeiten des Theaterher­zogs Georg II. von Sachsen-meiningen seine Gäste zu überrasche­n.

Ein absoluter Geheimtipp!

Berühmte Ensembles und Solokünstl­er

Unsere Autorin ist Mitglied der Seniorenre­daktion der Thüringer Allgemeine­n

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