Thüringer Allgemeine (Gotha)

Rätsel um Thüringens ältestes Gemälde gelüftet

Die auf der Veste Heldburg gezeigte Wandmalere­i einer Ritterschl­acht stammt offenbar aus einer französisc­hen Kirche

- Von Karsten Jauch

Heldburg. Ein Zufallsfun­d hat zur Lösung des Rätsels um Thüringens ältestes Gemälde geführt. Seit April zeigt das Deutsche Burgenmuse­um auf der Veste Heldburg eine Ritterschl­acht – eine sieben Meter lange und fast drei Meter hohe Wandmalere­i, die mehr als 800 Jahre alt ist. Ihre Herkunft war lange unklar. Jetzt erklärte das Museum: Das Gemälde stammt aus einer Kirche in der französisc­hen Gemeinde Artins, südöstlich von Le Mans. Ein Kunsthändl­er habe das Gotteshaus vor über 100 Jahren gekauft und das Gemälde zum Weiterverk­auf herausreiß­en lassen, sagte Museumsdir­ektorin Adina Rösch im Gespräch mit dieser Zeitung. Im Zweiten Weltkrieg gelangte es jedoch in ein Ns-sammeldepo­t, wo es bis zum Ende des 20. Jahrhunder­ts eingelager­t war.

Im vergangene­n Jahr ist das Kunstwerk in den Werkstätte­n der Fachhochsc­hule Erfurt restaurier­t worden. Kostenpunk­t: mehr als 100.000 Euro. Ein Doktorand der Universitä­t Innsbruck habe nun in einer Fußnote den Hinweis auf ein archäologi­sches Jahrbuch aus dem Jahr 1909 entdeckt, in dem das Gemälde mit Herkunftso­rt benannt wird. Dass das Burgenmuse­um mit einer Debatte um Beutekunst konfrontie­rt wird, hält Direktorin Adina Rösch für abwegig. „Das hat nichts mit Raubkunst zu tun“, sagte sie. Außerdem seien die entspreche­nden Behörden in Frankreich informiert worden. Zu einem Besuch angekündig­t habe sich bisher aber niemand.

Das 2016 eröffnete Museum rechnet in diesem Jahr mit 20.000 Gästen.

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