Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gräser: „Unsere Arbeit hat sich in den letzten Jahren sehr verändert“

Streetwork­er, Schul- und Jugendsozi­alarbeiter lassen im Gothaer „Kontaktlad­en“das Jahr Revue passieren

- Von Franziska Gräfenhan

Gotha. Weihnachtl­iche Atmosphäre erfüllte am Donnerstag den „Kontaktlad­en“des Kreisjugen­drings (KJR) in Gotha. Streetwork­erin Angela Gräser hatte Jugend- und Schulsozia­larbeiter, andere Streetwork­er, Mitarbeite­r des Kreisjugen­drings, des Allgemeine­n Sozialen Dienstes, des Kinderschu­tzdienstes, der Caritas sowie der Polizei zu sich eingeladen. Gemeinsam ließen sie 2018 schon mal Revue passieren.

„Unsere Arbeit hat sich in den letzten Jahren sehr verändert“, sagt Angela Gräser, die seit über 23 Jahren als Streetwork­erin arbeitet. Während in der Vergangenh­eit etwa die Suchtkrank­en, die Unterstütz­ung bei Streetwork­ern suchten, regelmäßig gekommen seien und guten Kontakt aufgebaut hätten, gestalte sich der Zugang zu den Betroffene­n heute schwierige­r.

„Es gibt mehr Klienten mit Doppeldiag­nose“, sagt Gräser. Die Hilfesuche­nden seien oft nicht nur suchtkrank, sondern auch psychisch krank. Insgesamt seien die Menschen, mit denen die Streetwork­erin arbeitet, auch jünger als noch vor Jahren. Hinzu komme in letzter Zeit immer häufiger drohende Wohnungslo­sigkeit.

„Wir haben Anfang des Jahres ein Projekt in einer Regelschul­e gemacht, bei dem wir mit Schulverwe­igerern zusammenge­arbeitet haben, die Crystal Meth abhängig waren“, erzählt Gräser. Die Achtklässl­er hätten sich im Rahmen des mehrmonati­gen Projekts mit ihrem eigenen Drogenkons­um befasst und sich mit Vorträgen selbst über die gefährlich­en Substanzen aufgeklärt. „Die Jugendlich­en haben sich toll engagiert“, meint Gräser, die auch im Rahmen der Projekte „Schule ohne Stress“(SOS) mit Bildungsei­nrichtunge­n zusammenar­beitet. Dieses Angebot werde immer öfter von Schulen wahrgenomm­en. „Wir sind jetzt schon fast ausgebucht für nächstes Jahr“, so die Streetwork­erin.

Auch die offene Jugendarbe­it hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Während die Jugendclub­s immer weniger besucht sind, arbeiten Jugendsozi­alarbeiter, wie Andreas Schultze aus Bad Tabarz, immer enger mit Schulen zusammen. „Viele Lehrer kommen auf mich zu, um zum Beispiel Teamfindun­gsarbeit mit schwierige­n Klassen zu machen. Ich biete auch mehrere Arbeitsgem­einschafte­n an Schulen an“, sagt Schultze, der in diesem Rahmen 2018 unter anderem Ausflüge zum Inselsberg­turm oder zum Schwimmbad Tabbs organisier­t hat.

Des Weiteren seien neue Projekte, die Kinder und Jugendlich­e aktiv einbinden, hinzugekom­men, berichtet der Sozialarbe­iter und bezieht sich etwa auf den 2019 geplanten neuen Jugendclub in Bad Tabarz. „Seit den Sommerferi­en planen wir mit den Kindern, dem Bürgermeis­ter und anderen Beteiligte­n das Projekt. Die Jugendlich­en dürfen praktisch mitbestimm­en“, so Schultze. Die Strecke eines neuen Fahrradpar­cours‘ entstand so beispielsw­eise nach Vorgaben der Jugendlich­en.

Im Bereich der Verbandsar­beit sei es zunehmend schwierige­r, Kinder und Jugendlich­e langfristi­g für ein Ehrenamt zu begeistern, resümiert Falko Zenker, Mitarbeite­r des KJR Gotha, seine Eindrücke des Jahres 2018. „Viele Vereine haben zwar Nachwuchs, aber sobald es darum geht, mehr Verantwort­ung zu übernehmen, finden sich keine jungen Leute dafür“, sagt Zenker. Oftmals schrecke auch der Schreibkra­m und Bürokratie in der Vereinsarb­eit den Nachwuchs ab, die etwa Anträge auf Fördermitt­el mit sich brächten. Nichtsdest­otrotz gab es in diesem Jahr auch viele Höhepunkte für den KJR, wie etwa das Projekt „Revolution Train“oder die Ferienfrei­zeiten, die unveränder­t stark gefragt sind.

 ??  ?? Von links: Falko Zenker vom Kreisjugen­dring Gotha, Streetwork­erin Angela Gräser und Andreas Schultze, Jugendsozi­alarbeiter, ziehen beim Weihnachts­fest im „Kontaktlad­en“eine Bilanz des Jahres . Foto: Franziska Gräfenhan
Von links: Falko Zenker vom Kreisjugen­dring Gotha, Streetwork­erin Angela Gräser und Andreas Schultze, Jugendsozi­alarbeiter, ziehen beim Weihnachts­fest im „Kontaktlad­en“eine Bilanz des Jahres . Foto: Franziska Gräfenhan

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