Gräser: „Unsere Arbeit hat sich in den letzten Jahren sehr verändert“
Streetworker, Schul- und Jugendsozialarbeiter lassen im Gothaer „Kontaktladen“das Jahr Revue passieren
Gotha. Weihnachtliche Atmosphäre erfüllte am Donnerstag den „Kontaktladen“des Kreisjugendrings (KJR) in Gotha. Streetworkerin Angela Gräser hatte Jugend- und Schulsozialarbeiter, andere Streetworker, Mitarbeiter des Kreisjugendrings, des Allgemeinen Sozialen Dienstes, des Kinderschutzdienstes, der Caritas sowie der Polizei zu sich eingeladen. Gemeinsam ließen sie 2018 schon mal Revue passieren.
„Unsere Arbeit hat sich in den letzten Jahren sehr verändert“, sagt Angela Gräser, die seit über 23 Jahren als Streetworkerin arbeitet. Während in der Vergangenheit etwa die Suchtkranken, die Unterstützung bei Streetworkern suchten, regelmäßig gekommen seien und guten Kontakt aufgebaut hätten, gestalte sich der Zugang zu den Betroffenen heute schwieriger.
„Es gibt mehr Klienten mit Doppeldiagnose“, sagt Gräser. Die Hilfesuchenden seien oft nicht nur suchtkrank, sondern auch psychisch krank. Insgesamt seien die Menschen, mit denen die Streetworkerin arbeitet, auch jünger als noch vor Jahren. Hinzu komme in letzter Zeit immer häufiger drohende Wohnungslosigkeit.
„Wir haben Anfang des Jahres ein Projekt in einer Regelschule gemacht, bei dem wir mit Schulverweigerern zusammengearbeitet haben, die Crystal Meth abhängig waren“, erzählt Gräser. Die Achtklässler hätten sich im Rahmen des mehrmonatigen Projekts mit ihrem eigenen Drogenkonsum befasst und sich mit Vorträgen selbst über die gefährlichen Substanzen aufgeklärt. „Die Jugendlichen haben sich toll engagiert“, meint Gräser, die auch im Rahmen der Projekte „Schule ohne Stress“(SOS) mit Bildungseinrichtungen zusammenarbeitet. Dieses Angebot werde immer öfter von Schulen wahrgenommen. „Wir sind jetzt schon fast ausgebucht für nächstes Jahr“, so die Streetworkerin.
Auch die offene Jugendarbeit hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Während die Jugendclubs immer weniger besucht sind, arbeiten Jugendsozialarbeiter, wie Andreas Schultze aus Bad Tabarz, immer enger mit Schulen zusammen. „Viele Lehrer kommen auf mich zu, um zum Beispiel Teamfindungsarbeit mit schwierigen Klassen zu machen. Ich biete auch mehrere Arbeitsgemeinschaften an Schulen an“, sagt Schultze, der in diesem Rahmen 2018 unter anderem Ausflüge zum Inselsbergturm oder zum Schwimmbad Tabbs organisiert hat.
Des Weiteren seien neue Projekte, die Kinder und Jugendliche aktiv einbinden, hinzugekommen, berichtet der Sozialarbeiter und bezieht sich etwa auf den 2019 geplanten neuen Jugendclub in Bad Tabarz. „Seit den Sommerferien planen wir mit den Kindern, dem Bürgermeister und anderen Beteiligten das Projekt. Die Jugendlichen dürfen praktisch mitbestimmen“, so Schultze. Die Strecke eines neuen Fahrradparcours‘ entstand so beispielsweise nach Vorgaben der Jugendlichen.
Im Bereich der Verbandsarbeit sei es zunehmend schwieriger, Kinder und Jugendliche langfristig für ein Ehrenamt zu begeistern, resümiert Falko Zenker, Mitarbeiter des KJR Gotha, seine Eindrücke des Jahres 2018. „Viele Vereine haben zwar Nachwuchs, aber sobald es darum geht, mehr Verantwortung zu übernehmen, finden sich keine jungen Leute dafür“, sagt Zenker. Oftmals schrecke auch der Schreibkram und Bürokratie in der Vereinsarbeit den Nachwuchs ab, die etwa Anträge auf Fördermittel mit sich brächten. Nichtsdestotrotz gab es in diesem Jahr auch viele Höhepunkte für den KJR, wie etwa das Projekt „Revolution Train“oder die Ferienfreizeiten, die unverändert stark gefragt sind.