Thüringer Allgemeine (Gotha)

Musik zur Weihnachts­zeit meisterhaf­t interpreti­ert

Zum siebten Mal gastiert das Blechbläse­r-ensemble „Classic Brass“in der Elisabeth-kirche

- Von Dieter Albrecht

Georgentha­l. Wieder einmal ist es so weit: Die Kirche ist voll, auch auf den Emporen sitzen oder stehen Menschen, um den fünf Spitzenmus­ikern unten im Altarraum zuzuhören. Bereits zum siebten Mal ist Trompeter Jürgen Gröblehner mit seinen vier „Classic Brass“-kollegen angereist, um die Georgentha­ler in der Zeit vor Weihnachte­n auf exzellente Weise musikalisc­h zu bescheren – und um die besondere Atmosphäre gemeinsam mit ihnen zu genießen. Schrieb doch Gröblehner nach dem Vorjahresk­onzert, der Abend hier habe „sich wie eine Familienfe­ier angefühlt“.

Das deutsch-ungarische Ensemble tritt mit zwei neuen Mitglieder­n an: Statt Gábor Dalecker heißt der Hornist jetzt Christian Fath, und anstelle von Johannes Kronfeld spielt Szabolcs Horvát Posaune. Geblieben sind Zoltán Nagy (1. Trompete), Roland Krem (auch ein Ungar, Basstuba) – und Ensemble-gründer Gröblehner.

Auch das Programm hat sich nur teilweise geändert. Aber das soll so sein, denn das Publikum erwartet einfach die Stücke, die ihm bisher am meisten unter die Haut gegangen sind.

So beginnt das Konzert erneut mit der hochfestli­chen Fanfare des Engländers William H. Cummings (1831 - 1915). Auch Händels „Messias“steht wieder auf dem Programm. Daraus erklingen die wiegende Pastorale und das jubelnde „Halleluja“. Vorher gibt es Musik aus Bachs Weihnachts­oratorium. Zuerst die berühmte Bass-arie „Großer Herr, o starker König“, deren festlicher Glanz, nicht zuletzt dank der hell tönenden Pikkolotro­mpete, die Zuhörer in Hochstimmu­ng versetzt. Bei diesem vorwärtsst­ürmenden Tempo kann man sich dem Klangerleb­nis nur staunend hingeben.

Es folgt ein Choral für Waldhorn, Euphonium (eine Art kleiner geratene Tuba) und Basstuba. Und schließlic­h der Schlusscho­r „Nun seid ihr wohlgeroch­en“mit den übermütige­n Zweiunddre­ißigstel-verzierung­en der Pikkolotro­mpete. Übrigens hat die altertümli­che Formulieru­ng nichts mit „riechen“zu tun, sondern mit „rächen“und bedeutet etwa „Nun seid Ihr vollkommen gerächt und ins Recht gesetzt“.

Nicht neu im Programm ist das Largo aus Vivaldis Violinkonz­ert „Der Winter“mit Basstuba sowie Trompete und Posaune, con sordino (mit Dämpfer) gespielt. Klingt interessan­t, aber das Original möchte man vielleicht doch vorziehen …

Mit Ausschnitt­en aus Tschaikows­kis „Nussknacke­r“-suite und den bereits durch den Raum wabernden Punsch- und Glühweindü­ften geht es in die Pause.

Der beflügelnd­e Eingangsch­or „Jauchzet, frohlocket“aus Bachs Weihnachts­oratorium leitet den diesseitig­eren Teil ein. Es erklingen Bearbeitun­gen deutscher und internatio­naler, teils mit kommerziel­lem Glitter aufgehübsc­hter Weihnachts­lieder. Aber eben auch das aus Frankreich stammende, durch die sakrale Strahlkraf­t seiner Melodie fast überirdisc­h schöne Weihnachts­lied „Hört der Engel helle Lieder“. Dass das Publikum begeistert mitsingt, versteht sich eigentlich von selbst.

Der heftige Applaus der dankbaren Hörer, die den fünf Musikern stehend ihre Reverenz erweisen, hat eine Zugabe zur Folge: Nun endlich erklingt, was bisher einfach gefehlt hat: eine Bearbeitun­g original ungarische­r Weihnachts­lieder.

 ??  ?? Johannes Kronfeld (links) und Ensemble-chef Jürgen Gröblehner spielten zusammen mit weiteren drei Kollegen von „Classic Brass“zum Advent auf. Foto: Dieter Albrecht
Johannes Kronfeld (links) und Ensemble-chef Jürgen Gröblehner spielten zusammen mit weiteren drei Kollegen von „Classic Brass“zum Advent auf. Foto: Dieter Albrecht

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