Trotz Problemen lächeln!
Matthias Kaiser testet für die Ta-leser Restaurants entlang des Rennsteigs. Heute: Masserberg mit Turmbaude und dem Hotel Rennsteig
Wie gut ist der Rennsteig? Oder noch besser gefragt: Wie gut kann ich rasten und essen auf dem Rennsteig? Im Auftrag der Thüringer Allgemeinen macht sich einmal im Monat Restauranttester Matthias Kaiser auf den Weg und prüft die Gastronomie auf Herz und Nieren. Da er den Rennsteig schon einmal vor mehr als zehn Jahren abgegangen ist, kann Kaiser auch vergleichen: Hat sich was verändert oder vielleicht verbessert?
lötzlich befand ich mich in Gedanken vor dem maroden Kurhaus. Der frühe Winter hatte es in einen Mantel aus Zuckerguss gehüllt. Als ich über die Schwelle schritt, schnupperte ich den Duft von Bohnerwachs, hörte die kränkelnde Heizung ächzen, lauschte den knarrenden Dielen, sah die verstaubten riesigen Lüster im Speisesaal und bestaunte die verschlissenen Holzfenster, auf deren matten Scheiben im kalten Winter tausende Eisblumen „Wärme“ausstrahlten. Auch die klamme Bettwäsche – zuletzt mussten sich die Gäste die Betten selbst beziehen – ist mir in Erinnerung geblieben. Aber mir wurde deutlich, dass echte Gastfreundschaft weder an gestyltem Interieur der Familie Bachmann bewertet werden, die dem massiven Hotel in den letzten Jahren eine Lockerheit überstreiften, die völlig konträr zu seiner Bauweise steht. Allein wie angenehm es sich auswirkt, dass sie die in einem Anfall von Neokubismus mit grellen Komplementärfarben verunstalteten Wände der Empfangshalle mit wohltuenden Tönen überpinseln ließen, zeugt von einer Einfühlsamkeit, wie sie am Rennsteig leider nicht allzu häufig anzutreffen ist.