Was ist für Sie Zuhause,
Ende der 1980er-jahre zog ich in das Geburtshaus meines Vaters, eine Einsiedelei in Stelzen. Als Musiker des Gewandhausorchesters Leipzig bin ich zwar oft auf Tournee und wohne einen Großteil des Jahres in Leipzig. Aber wenn ich hier mit dem Nachbarn am Zaun stehe, ein Bier trinke und über dies und je- nes rede, dann bin ich Zuhause. Ich mag den Menschenschlag: kratzbürstig, direkt, aber hundertprozentig verlässlich. Das wird jedes Jahr aufs Neue deutlich, wenn das ganze Dorf zusammenarbeitet, um die Stelzenfestspiele bei Reuth auf die Beine zu stellen. Das erste Mal haben wir dieses ungewöhnliche
Benjamin Franklin,
Musikfestival vor 26 Jahren veranstaltet. Da w sste noch niemand, wie häufig wir so ein großes Projekt stemmen könnten. Jetzt ist es ein bisschen so wie beim Dreißigjährigen K ieg: Der war auch nicht so lange geplant, aber es hat sich so ergeben. Das ist übrigens genial für die Dorfgemeinschaft, weil es immer etwas Größeres, Wichtigeres gibt als irgendeinen Nach- barschaftsstreit. So haben etwa viele aus dem Dorf geholfen, die Festivalscheune, die 1000 Besu- chern Platz bietet, zu bauen. Außerdem schauen wir durch das Stelzenfestival über unseren Tellerrand. Wir laden Musiker aus aller Welt ein und bringen gemeinsam mit den Bewohnern eines Behindertenheims Theaterstücke auf die Bühne.
Mein eigenes Haus ist sowohl Rückzugsraum als auch Ort für Begegnungen. Einrichtungsfragen interessieren mich weniger. Wenn ich noch mal umziehen müsste, wäre das Wichtigste, was ich mitnehmen w rde, mei- ne Frau. Aber ich habe gar keine Lust dazu, diesen von der Welt vergessenen Zipfel Thüringens so bald wieder zu verlassen. Wir erkennen hier nämlich nach und nach, welche Schätze wir besitzen. Beispielsweise eine einzigartige Tier- und Pf anzenwelt, die wir gegen die in der Region grassierende Windmühlenseuche verteidigen möchten.