Thüringer Allgemeine (Gotha)

Bernd Stanges Ruhestand als Fußballtra­iner ist ganz nah

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Kombinatio­nen sind das Salz in der Suppe einer Partie, das überrasche­nde Element. Es gibt den Richard Teichmann zugesproch­enen Satz, wonach Schach zu „99 Prozent Taktik ist“. Das mag übertriebe­n wirken, doch ein ganzes Stück Wahrheit steckt darin. Wie oft verdirbt ein taktisches Übersehen eine gut geführte Partie. Und wie oft rettet eine taktische Lösung eine verlorene Stellung. Die folgende Kombinatio­n fällt nicht unter diese Kategorie – sie war von Weiß gut gesehen und konsequent umgesetzt worden. Drei Anfangszüg­e der Variante sind schon gespielt, Schwarz hatte zuletzt seinen Turm nach e6 gezogen. Nun müssen Sie die Kombinatio­n nur noch mit leichter Hand vollenden! Auflösung vom 5. Januar: Mit 1 . ... T2b4+! (auch 1 . ... T8b4+! ist möglich) erzwingt Schwarz das Matt: 2. Ka5 (2. axb4+ Dxb4 #) T4b5+ und die Dame setzt auf a5 matt. So ähnlich muss sich das für die Koreaner am Donnerstag bei der 19:30-Pleite gegen Deutschlan­d angefühlt haben. Wenn sie sich einmal durch die deutsche Abwehr hindurchge­kämpft hatten und dann dieser bärtige Hüne vor ihnen auftauchte. Der sein Bein ebenso athletisch nach links und rechts schnellen ließ wie der virtuelle Wolff, der seine Hände in Windeseile nach oben und unten bewegte. 13 hochkaräti­ge Chancen der Koreaner hatte er am Ende vereitelt – viel Glück beim nächsten Mal.

Später folgte einer dieser typischen Wolff-sätze. Geradeaus und mit einem Schuss Ironie. „Ich freue mich darauf, wenn das Turnier am Samstag richtig losgeht.“Korea war für den Mann mit der Trikotnumm­er 33 nur die Aufwärmpha­se dieser WM. Heute (18.15 UHR/ZDF) geht’s weiter gegen Brasilien. Wolff: „Ich kann es kaum erwarten, wenn wir ein Spiel Spitz auf

Es sollte seine letzte große Mission werden, doch am Ende wurde Bernd Stange vorzeitig vom Hof gejagt. Mitten in der Gruppenpha­se des Asiencups in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten schasste ihn der syrische Fußball-verband als Nationaltr­ainer, als Hoffnungst­räger einer vom Bürgerkrie­g aufgeriebe­nen Nation. Das erste große Turnier seiner ereignisre­ichen Karriere hatte sich der 70Jährige anders vorgestell­t.

Tatsächlic­h markierte die Trennung am späten Donnerstag­abend wohl sogar das Ende seiner Laufbahn. Stange hatte bei seinem Amtsantrit­t im Februar 2018 angekündig­t, nach dem Asien-cup in den Ruhestand gehen zu wollen. Knopf erleben werden.“Solch dramatisch­e Spiele haben Andreas Wolff zu dem gemacht, der er heute ist: zu einem der prägenden Köpfe des Nationalte­ams, zu einem der wenigen Handballer, den auch Sportlaien auf der Straße erkennen würden; zum Europameis­ter 2016. Es war dieses Turnier in Polen, bei dem aus dem noch unbekannte­n Torhüter jener Sportstar wurde, der im Anschluss durch Fernsehsho­ws tingelte, sich mit Fußball-weltmeiste­r Manuel Neuer traf und jüngst auch noch Box-ikone Wladimir Klitschko eines seiner Trikots überreicht­e. 2016 hatte Wolff die Spanier mit seinen Reflexen im Finale verzweifel­n lassen, am Ende hatten die Deutschen 24,

Ein enttäusche­ndes 0:0 gegen Palästina und eine 0:2-Pleite gegen Jordanien in Abu Dhabi reichten für den kuriosen Rauswurf. Da Syrien nur noch geringe Chancen auf das Weiterkomm­en hat und gegen Titelverte­idiger Australien gewinnen muss, sah sich der Verband zum Handeln gezwungen. Der Deutsche schien nach Schlusspfi­ff sein Schicksal erahnt zu haben.

„Trainer sind immer verantwort­lich für die Leistung ihrer Mannschaft. Wir sind extrem enttäuscht, denn wir wollten das erste Mal in die nächste Runde. Ich werde niemals einen Spieler verantwort­lich machen. Natürlich ist der Trainer verantwort­lich“, sagte Stange.

Sportlich war die Zeit in Syrien die Favoriten gar nur 17 Treffer erzielt – so wenige wie noch nie in einem Em-endspiel.

Dabei hätte es den Nationalsp­ieler Wolff beinahe nicht gegeben. 450 Euro im Monat für die Unterkunft im Handball-internat des TV Großwallst­adt? Das war seinem Vater, der auf dem Bau in Euskirchen schuftete, eine Nummer zu kostspieli­g für den damals 16 Jahre alten Sohn. Der hatte im Probetrain­ing des Bundesliga­klubs allerdings einen solchen Eindruck hinterlass­en, dass einer der Jugendtrai­ner das Talent einfach bei einem Mitspieler einquartie­rte. Der Weg war bereitet, und Wolff hatte seinen Kurs gesetzt: Er wollte der beste Torhüter der Welt werden. wenig erfolgreic­h. Unter Stange verbuchte Syrien in elf Spielen nur drei Siege. Das erstmalige Erreichen der K.-o.-runde beim Asien-cup wird dem 74. der Weltrangli­ste, der 2017 um ein Haar die Qualifikat­ion zur WM in Russland geschafft hätte, wahrschein­lich auch diesmal nicht vergönnt sein.

Vor Turniersta­rt hatte Stange dies noch unumwunden von sich selbst erwartet. Als dieses Ziel in Gefahr geriet, war es für ihn vorbei. Nun wird er sich nach Stationen im Irak, im Oman, in Singapur und in Weißrussla­nd sowie in Zypern, Australien und der Ukraine neue Beschäftig­ungen suchen müssen. Vermutlich außerhalb des Profifußba­lls. (sid)

27 Jahre ist er mittlerwei­le alt, den entscheide­nden Schritt in diese Richtung hätte eigentlich der Wechsel von der HSG Wetzlar zum THW Kiel bringen sollen. Rekordmeis­ter, Championsl­eague-teilnehmer – die perfekte Bühne für den Europameis­ter und Olympia-bronzegewi­nner. Richtig glücklich ist Wolff seit dem Sommer 2016 in Kiel aber nie geworden. Weil er das Tor mit dem Dänen Niklas Landin teilen muss, einem Weltklasse­spieler, Nuancen besser als Wolff. Schon lange steht deshalb der baldige Wechsel nach Polen zum Topklub Kielce fest. Dort gibt es mehr zu verdienen, dort will Wolff die unangefoch­tene Nummer eins sein

Diesen Vertrauens­beweis brachte ihm Bundestrai­ner Christian Prokop bereits vor dem Wm-start entgegen, als der sich früh auf Wolff als Nummer eins festgelegt hatte. Heinevette­r, Torhüter Nummer zwei, akzeptiert die Rollenvert­eilung.

Derzeit sind die beiden selbstbewu­ssten Schlussmän­ner, die in der Vergangenh­eit ein nicht immer unkomplizi­ertes Verhältnis zueinander pflegten, im Training und vor Spielen bei Späßchen zu beobachten.

Ob dieses Turnier so erfolgreic­h verlaufen kann wie die letzte WM in Deutschlan­d? Andreas Wolff rollt mit den Augen. „Das dauernde Gerede über 2007 nervt. Wir haben 2019. Wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben.“

Schach-großmeiste­rin Elisabeth Pähtz startet ab heute beim legendären Weltklasse­turnier von Wijk aan Zee. Für die Erfurterin ist es nach 2012 bereits der zweite Auftritt im niederländ­ischen Nordseeort. Im Challenger-wettbewerb trifft sie gleich auf Nachwuchst­alent Vincent Keymer. Die beiden sind die einzigen Deutschen im Turnier und peilen jeweils die Großmeiste­rnorm der Männer an. „Ich drücke beide Daumen, für jeden einen“, sagte Bundesnach­wuchstrain­er Bernd Vökler.

Im A-turnier sind mit Magnus Carlsen, Viswanatha­n Anand und Wladimir Kramnik drei Weltmeiste­r dabei. (ae)

Bob-junior Jonas Jannusch (Sonneberg/schalkau) hat bei den Europacup-rennen auf der Olympiabah­n in Innsbrucki­gls die Vierer-konkurrenz gewonnen. Mit den Oberhofern Anschieber­n Benedikt Hertel und Christian Röder sowie Christian Ebert aus Magdeburg siegte er vor Russland. Mit dem ersten Sieg im Europacup übernahm der 20-Jährige die Gesamtführ­ung. Bei den Frauen wurde die 23-jährige Oberhoferi­n Anne Lobenstein disqualifi­ziert. (uj)

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