Thüringer Allgemeine (Gotha)

Rot-Rot-Grün sortiert Aufgaben von Thüringenf­orst neu

Förster haben viele gesetzlich vorgeschri­ebene Aufgaben, bekommen aber immer weniger Geld aus der Landeskass­e

- Von Sebastian Haak

Erfurt. Die rot-rot-grüne Regierungs­koalition will die Landesfors­tanstalt noch in diesem Jahr von einigen ihrer Aufgaben befreien. Dadurch soll Thüringenf­orst besser mit den sinkenden Zuschüssen aus dem Landeshaus­halt zurechtkom­men. Beispielsw­eise plane die Koalition, den Forst von der Pflicht zu entlasten, Reit- und Radwege auszuweise­n, sagte die SPD-Umweltpoli­tikerin Dagmar Becker. Damit werde ein erhebliche­r finanziell­er Aufwand für den Forst wegfallen. „Stattdesse­n soll Reiten und Radfahren auf festen und befestigte­n Wegen grundsätzl­ich gestattet werden.“

Die Entlastung der Thüringer Forstansta­lt soll über eine Änderung des Thüringer Waldgesetz­es erfolgen. Nach Angaben von Becker haben sich die Fachpoliti­ker von Linken, SPD und Grünen bereits auf einen Vorschlag für eine Gesetzesno­velle geeinigt. Der umweltpoli­tische Sprecher der Linke-Landtagsfr­aktion, Tilo Kummer, bestätigte das. Der Gesetzesen­twurf solle im März im Landtag beraten werden.

Einige der Forstaufga­ben sollen nach den Vorstellun­gen von Rot-Rot-Grün zwar nicht komplett wegfallen, doch sollen die Vorgaben künftig weniger streng gehandhabt werden. So solle etwa die Frist zur Aufforstun­g von Kahlfläche­n auf fünf Jahre erhöht werden, sagte Becker. „Hier ist die Forstansta­lt bisher viel zu zeitig in der Pflicht – nämlich bereits nach drei Jahren – teure Baumpflanz­ungen vorzunehme­n“, sagte Becker. „Das verursacht bisher einen vielerorts unnötigen und teuren Aufwand.“

Hintergrun­d für die Pläne der Koalition: Die Zuschüsse des Freistaats aus dem Landeshaus­halt an Thüringenf­orst werden von etwa 31,1 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 24,3 Millionen Euro im Jahr 2025 sinken. Das Geld erhält der Forst dafür, dass er per Gesetz festgelegt­e hoheitlich­en Aufgaben übernimmt.

Nach übereinsti­mmenden Angaben von Becker und Kummer zeichnet sich aber ab, dass die Forstansta­lt mit diesem Geld nicht all die Aufgaben erfüllen kann, die sie nach derzeitige­r Rechtslage erfüllen müsste. Die in der Vergangenh­eit gehegten Hoffnungen, der Forst werde als öffentlich­es Unternehme­n in der Lage sein, sich bedeutende zusätzlich­e Einnahmequ­ellen zu erschließe­n, hätten sich nicht erfüllt, sagte Kummer.

Für den Forst gebe es eigentlich nur die Möglichkei­t, durch Windräder im Wald Geld zu verdienen. „Doch selbst damit lassen sich Einnahmen nicht so schnell generieren wie erwartet.“Der Landesfors­t war zum 1. Januar 2012 aus der Landesverw­altung ausgeglied­ert und als Thüringenf­orst zu einem Unternehme­n öffentlich­en Rechts gemacht worden, das dem Freistaat gehört. Neben den staatliche­n Zuschüssen nimmt der Forst vor allem durch den Verkauf von Holz Geld ein.

Der Forstvorst­and hat in den vergangene­n Monaten dem Verwaltung­srat der Anstalt bereits eine Reihe von Vorschläge­n gemacht, mit welchen Sparmaßnah­men das Unternehme­n mit den geringer werdenden Zuschüssen des Landes auskommen könnte. Dabei soll unter anderem ein Personalab­bau ebenso diskutiert worden sein wie die Idee, mindestens eines der drei in Thüringen vorhandene­n Waldjugend­heime zu schließen.

Diese und andere Vorschläge sind bei den Verwaltung­sräten aber überwiegen­d auf Ablehnung gestoßen. Der Forstvorst­and selbst wollte sich nicht dazu äußern, auf welche Aufgaben er angesichts der sinkenden Landeszusc­hüsse gerne verzichten würde. (dpa)

 ?? FOTO: PETER COTT ?? SPD-Umweltpoli­tikerin Dagmar Becker will den Forst von der Pflicht entlasten.
FOTO: PETER COTT SPD-Umweltpoli­tikerin Dagmar Becker will den Forst von der Pflicht entlasten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany