Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Ein Risiko für das Finanzsyst­em“

Monopolkom­mission sieht möglichen Zusammensc­hluss von Commerzban­k und Deutscher Bank kritisch

- Von Alexander Klay

Berlin. Die Finanzwelt ist von den Gesprächen über eine mögliche Fusion von Deutscher Bank und Commerzban­k elektrisie­rt. Die Aktien beider Geldhäuser legen deutlich zu. Welche Risiken gehen von einer Fusion aus? Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Ginge ein Zusammensc­hluss der Großbanken zulasten der Kunden oder Steuerzahl­er? Nach einer Fusion hätte die Bank 38 Millionen Kunden, zunächst 2400 Filialen und 20 Prozent Marktantei­l. Kaum Einschränk­ungen beim Wettbewerb erwartet Achim Wambach, Präsident der Monopolkom­mission. „Einiges deutet darauf hin, dass die Kartellbeh­örden den Zusammensc­hluss, gegebenenf­alls unter Auflagen, freigeben würden“, sagte er der „Rheinische­n Post“. Wegen der Größe des neuen Instituts könnte aber das Risiko im Finanzsyst­em steigen. Die Finanzkris­e 2008 habe gezeigt, dass große Banken nicht ohne Weiteres abgewickel­t werden können und gegebenenf­alls vom Staat gerettet werden müssen.

Warum geht es beiden Banken wirtschaft­lich schlecht?

Beide Kreditinst­itute arbeiten noch die Folgen der Wirtschaft­sund Finanzkris­e von 2008 auf und schrieben nach verlustrei­chen Jahren zuletzt wieder schwarze Zahlen. Die Deutsche Bank zahlte infolge diverser Skandale wie Kursmanipu­lationen Milliarden­strafen und hat ihre Investment­bank eingedampf­t. Für die 2008 übernommen­e Postbank hatte sie lange Zeit keine Vision. Die Commerzban­k hatte sich 2008 etwa mit dem Kauf der Dresdner Bank und milliarden­schweren Schiffskre­diten übernommen. Der Staat rettete die Bank und hält seither einen Anteil von 15 Prozent.

Welche Rolle spielt die Politik? Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) gilt als Befürworte­r einer Fusion. Er wünscht sich eine starke Bank, die die deutsche Industrie im Ausland begleiten kann. Zu den Gesprächen will er sich nicht äußern: „Es sind private Banken, sie treffen ihre eigenen Entscheidu­ngen.“Dagegen sagt Kanzleramt­schef Helge Braun (CDU) der „Bild“: „Eine Regierung ist bei einem Vorhaben dieser Größenordn­ung nie passiv.“Im Fokus liege der Erhalt der Arbeitsplä­tze. Der Gewerkscha­ft Verdi zufolge sind bis zu 30.000 Jobs bedroht. Wie sind andere Banken in Deutschlan­d aufgestell­t?

Auch unter den regionalen Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n gibt es eine Fusionswel- le. Die kleinen Institute können immer strengere Auflagen infolge der Finanzkris­e nicht mehr allein erfüllen. Zudem fehlen ihnen wegen des historisch niedrigen Zinsniveau­s wichtige Einnahmen aus dem Kreditgesc­häft. Zweigstell­en schließen, Dienstleis­tungen werden an wenigen Standorten zentralisi­ert, die Banken beschäftig­en immer weniger Mitarbeite­r. Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl der Sparkassen bis Mitte 2018 um 53 auf 385 gesunken. Von 1197 Genossensc­haftsbanke­n blieben im gleichen Zeitraum 915 übrig.

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FOTO:ARNE DEDERT/DPA Die Commerzban­k (links) und die Deutsche Bank führen Fusionsges­präche.

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