„Ein Risiko für das Finanzsystem“
Monopolkommission sieht möglichen Zusammenschluss von Commerzbank und Deutscher Bank kritisch
Berlin. Die Finanzwelt ist von den Gesprächen über eine mögliche Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank elektrisiert. Die Aktien beider Geldhäuser legen deutlich zu. Welche Risiken gehen von einer Fusion aus? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Ginge ein Zusammenschluss der Großbanken zulasten der Kunden oder Steuerzahler? Nach einer Fusion hätte die Bank 38 Millionen Kunden, zunächst 2400 Filialen und 20 Prozent Marktanteil. Kaum Einschränkungen beim Wettbewerb erwartet Achim Wambach, Präsident der Monopolkommission. „Einiges deutet darauf hin, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss, gegebenenfalls unter Auflagen, freigeben würden“, sagte er der „Rheinischen Post“. Wegen der Größe des neuen Instituts könnte aber das Risiko im Finanzsystem steigen. Die Finanzkrise 2008 habe gezeigt, dass große Banken nicht ohne Weiteres abgewickelt werden können und gegebenenfalls vom Staat gerettet werden müssen.
Warum geht es beiden Banken wirtschaftlich schlecht?
Beide Kreditinstitute arbeiten noch die Folgen der Wirtschaftsund Finanzkrise von 2008 auf und schrieben nach verlustreichen Jahren zuletzt wieder schwarze Zahlen. Die Deutsche Bank zahlte infolge diverser Skandale wie Kursmanipulationen Milliardenstrafen und hat ihre Investmentbank eingedampft. Für die 2008 übernommene Postbank hatte sie lange Zeit keine Vision. Die Commerzbank hatte sich 2008 etwa mit dem Kauf der Dresdner Bank und milliardenschweren Schiffskrediten übernommen. Der Staat rettete die Bank und hält seither einen Anteil von 15 Prozent.
Welche Rolle spielt die Politik? Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) gilt als Befürworter einer Fusion. Er wünscht sich eine starke Bank, die die deutsche Industrie im Ausland begleiten kann. Zu den Gesprächen will er sich nicht äußern: „Es sind private Banken, sie treffen ihre eigenen Entscheidungen.“Dagegen sagt Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) der „Bild“: „Eine Regierung ist bei einem Vorhaben dieser Größenordnung nie passiv.“Im Fokus liege der Erhalt der Arbeitsplätze. Der Gewerkschaft Verdi zufolge sind bis zu 30.000 Jobs bedroht. Wie sind andere Banken in Deutschland aufgestellt?
Auch unter den regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken gibt es eine Fusionswel- le. Die kleinen Institute können immer strengere Auflagen infolge der Finanzkrise nicht mehr allein erfüllen. Zudem fehlen ihnen wegen des historisch niedrigen Zinsniveaus wichtige Einnahmen aus dem Kreditgeschäft. Zweigstellen schließen, Dienstleistungen werden an wenigen Standorten zentralisiert, die Banken beschäftigen immer weniger Mitarbeiter. Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl der Sparkassen bis Mitte 2018 um 53 auf 385 gesunken. Von 1197 Genossenschaftsbanken blieben im gleichen Zeitraum 915 übrig.