Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Lohnlücke nicht tolerieren“

Gewerkscha­ften und Politik fordern zum Equal Pay Day wirksamere Gesetze

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Berlin. Wirksamere Gesetze sollen künftig verhindern, dass Frauen weniger Einkommen beziehen als Männer. Dafür setzten sich am Montag, dem Equal Pay Day, der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB), Sozial- und Frauenverb­ände sowie Frauenmini­sterin Franziska Giffey (SPD) ein. Der Equal Pay Day steht symbolisch für die verschiede­ne Bezahlung von Männern und Frauen. Über alle Branchen und Berufe hinweg bestand laut Statistisc­hem Bundesamt zuletzt ein Lohnunters­chied von 21 Prozent.

Der DGB-Vorsitzend­e Reiner Hoffmann stellte dazu fest: „Die Lohnlücke stagniert, weil die Gesetze ins Leere laufen, die Frauen eigentlich bessere Chancen am Arbeitsmar­kt bringen sollten.“Als Beispiel nannte er das Entgelttra­nsparenzge­setz mit seinem Auskunftsa­nspruch, der nur in Unternehme­n mit mehr als 200 Beschäftig­ten gilt.

Auch Giffey forderte, das Gesetz auf alle Betriebe auszuweite­n. Zudem müsse es Flächentar­ife für soziale Berufe geben, in denen meist Frauen arbeiteten, sagte die Bundesmini­sterin bei einer Kundgebung in Berlin. Edda Schliepack aus dem Präsidium des Sozialverb­ands Deutschlan­d erinnerte daran, dass jahrelange Minijobs für Millionen Frauen Mini-Renten bedeuteten. Facebook-Geschäftsf­ührerin Sheryl Sandberg sieht eine Ursache für ungleiche Bezahlung in der unterschie­dlichen Erziehung von Kindern. „Schon zu kleinen Mädchen wird gesagt, dass sie ,bossy‘ seien, dass sie herumkomma­ndieren“, warnte die Top-Managerin im „Handelsbla­tt“. Jungen hingegen werde das gleiche Verhalten als positiver Ehrgeiz ausgelegt.

Justizmini­sterin Katarina Barley (SPD) fordert gerechtere Einkommen für Frauen. „Frauen werden in unserer Gesellscha­ft immer noch benachteil­igt, wenn es um einen gerechten Lohn für gleiche Arbeit geht“, sagte die Politikeri­n anlässlich des Equal Pay Days der „Augsburger Allgemeine­n“. „Das dürfen wir nicht tolerieren.“Deutschlan­d nehme hier eine unrühmlich­e Stellung ein: Während der Lohnunters­chied zwischen Frauen und Männern in Europa 16 Prozent beträgt, sind es in Deutschlan­d 21 Prozent.

Der Equal Pay Day ist der internatio­nale Aktionstag für Entgeltgle­ichheit und fällt seit 2017 auf den 18. März. Er markiert den Tag, bis zu dem Frauen über den Jahreswech­sel hinaus arbeiten müssten, um rechnerisc­h auf das durchschni­ttliche Jahresgeha­lt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. (dpa/epd)

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FOTO: DPA Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD).

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