Große Bühnenkunst – rotzfrech und unnachahmlich charmant
Mit ihrem aktuellen Programm „Solo“begeistert die Dresdner Schauspielerin und Sängerin Katrin Weber am Freitagabend ihr Publikum im Gothaer Kulturhaus
Gotha. Nach siebenjähriger Pause war sie wieder da, aber älter scheint sie nicht geworden zu sein: die beliebte Schauspielerin, Kabarettistin, Parodistin und Moderatorin Katrin Weber (55), deren besondere Stärken das Chanson und das Musical sind. Und so befeuerte sie erneut ihr Publikum mit ihrer ganz speziellen, unverwechselbaren Mischung aus weiblichem Charme und rotziger Frechheit.
„Solo“nennt sie ihr neuestes Programm, doch so ganz solo ist sie natürlich nicht, schließlich muss ja jemand sie zum Gesang begleiten: ihr langjähriger Pianist Rainer Vothel, mit dem gemeinsam sie den Protagonistenstreit auf der Bühne zur Kunstform erhebt: Hier der langweilige, wortkarge, manchmal auch störrische Mann am Klavier – da die ruhelose, vor lauter Esprit sprühende, immer auf Wirkung bedachte Diva.
Katrin Weber in der Rolle von Bühnenberühmtheiten zu erleben, etwa Nana Mouskouri, deren hervorstechende Merkmale sie krass zu überzeichnen versteht, bereitet ihrem Publikum wie stets größtes Vergnügen.
Die geborene Vogtländerin kann einfach alles: mit vollem Mund singen, ihren Zorn im Rock‘n‘Roll ausleben – und so richtig ordinär sein, aber eben mit maximalem Charme: kunstvolle Parodie des Ordinären.
Und sie liebt Texte des schwarzen Humors mit überwältigender Pointe. Dafür wiederum eignen sich besonders die schwarzhumorigen Chansons Georg Kreislers. Etwa das von jener Frau, die von jemandem, den sie nicht mag, nur zu träumen braucht – und schon entfleucht er ins Jenseits. Blöd nur, wenn einen genau dieses Gefühl beherrscht beim Blick in den eigenen Spiegel … Immer wieder gern gehört (und gesehen!) das Lied vom Neandertaler, der zwar außerordentlich unkultiviert ist, aber wohl gerade deshalb von den Frauen als Beschützer äußerst begehrt wird. Als Frau den zu imitieren, ohne dabei die Reize der eigenen Schönheit zu verleugnen – das beherrscht die Diva Katrin Weber auf höchstem Niveau.
Zum Schluss die unvermeidliche Parodie einer betrunkenen Frau, die, Sauflieder grölend, über die Sitzreihen im Saal steigt. Da freilich, wie schon beim vorigen Mal, im Jahr 2012, gelang es ihr nicht unbedingt überzeugend, das Ordinäre durch den eigenen Charme im Zaum zu halten. Geschenkt.
Andererseits – das mit dem Alkohol ist wohl doch sehr menschlich. Aus einer Studie, verrät sie, gehe hervor, dass Piloten an zweiter Stelle der Alkoholmissbrauchsskala stehen. „Diese Information“, sagt sie, „wollte ich Ihnen vorm Flug noch mitgeben.“
Unverwüstlicher Neandertaler