Gefährdet 5G die Gesundheit?
Die neue Funk-Technologie verheißt wichtige Fortschritte für Industrie und Gesellschaft. Verbraucher sind verunsichert
Berlin. Rasend schnelle Internetverbindungen, hochvernetzte Produktionsmaschinenparks und autonome Fahrzeuge, die in Echtzeit mit Ampeln und untereinander kommunizieren. Selten wurde eine neue MobilfunkTechnologie mit so vielen Erwartungen verknüpft wie der neue Standard 5G.
Am Dienstag nun begann die Versteigerung der dafür benötigten Mobilfunkfrequenzen, bei der die Anbieter Telekom, Vodafone, Telefónica sowie Drillisch versuchen, ein möglichst großes Stück vom 5G-Kuchen in Deutschland zu ergattern. Fachleute rechnen damit, dass der Bund dabei insgesamt Erlöse von drei bis fünf Milliarden Euro erzielt. In der ersten Auktionsrunde kamen gestern bereits 288,3 Millionen Euro zusammen.
Doch während Industrie und Politik die neue Technologie möglichst schnell an den Start bringen möchten, sind viele Verbraucher verunsichert: Birgt der neue Funkstandard möglicherweise auch gesundheitliche Risiken? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie unterscheidet sich das 5GNetz vom heutigen Handynetz?
Ganz grundsätzlich ist auch der kommende 5G-Mobilfunkstandard ein Handy-Netz wie die aktuell bestehenden LTE-, 3G- und GSM-Netze. Sie alle übertragen Daten mithilfe von elektromagnetischen Wellen – so wie Radio und Fernsehen oder Wlan und Bluetooth auch. Je nach Anwendung unterscheiden sich dabei die genutzte Übertragungsfrequenz und die Sendeleistung. Im Mobilfunkbereich werden aktuell bestimmte Frequenz-Bänder im Bereich zwischen 700 Megahertz und 2,6 Gigahertz (GHz) für die Übertragung von Daten genutzt. Für 5G werden derzeit Frequenzen im Bereich von 2 GHz, 3,4 GHz und 3,6 GHz versteigert.
Birgt 5G gesundheitliche Risiken?
Die angebotenen 5G-Frequenzen liegen in einem Bereich, der schon seit Jahren für Mobilfunkanwendungen genutzt wird. Deshalb könne man im Hinblick auf mögliche gesundheitliche Risiken durch elektromagnetische Strahlung „auf die bestehenden Studien und Einschätzungen internationaler Expertengruppen zurückgreifen“, sagt Sarah Drießen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungszentrum für ElektroMagnetische Umweltverträglichkeit der Uniklinik RWTH Aachen. Hier sei die Lage recht klar: „Zusammengefasst besteht nach derzeitigem Kenntnisstand unterhalb der empfohlenen Grenzwerte kein gesundheitliches Risiko dieser hochfrequenten Felder“, so Drießen.
Ähnlich sieht es Alexander Lerchl, Professor für Biologie und Ethik in Naturwissenschaften und Technik an der Jacobs University Bremen: „Begründete Hinweise oder gar Belege für gesundheitliche Schäden oder Gefahren durch elektromagnetische Felder in den 5G-Frequenzbereichen innerhalb der geltenden Grenzwerte sind nicht vorhanden.“
Halten manche Wissenschaftler nicht schon aktuelle Mobilfunkgeräte für potenziell schädlich?
Tatsächlich steht die Strahlung von Mobiltelefonen bei einigen Forschern noch immer im Verdacht, das Risiko für Krebserkrankungen zu erhöhen. So erneuerte eine Gruppe von über 200 Ärzten und Wissenschaftlern gerade erst ihre Forderung nach einem Aufschub des 5GStarts. Sie verweisen auf verschiedene Studien, die die Schädlichkeit von Mobilfunkstrahlung belegen sollen.
Die jüngste und größte dieser Studien erschien im vergangenen Jahr und sah einen klaren Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Krebs bei Ratten. „Der Auftraggeber der Studie, die FDA und viele andere Expertengremien stufen die Ergebnisse allerdings anders ein und halten weiterhin daran fest, dass es keine gesundheitlichen Wirkungen unterhalb der Grenzwerte gibt“, sagt Sarah Drießen.
Zum selben Ergebnis kommt auch das Bundesamt für Strahlenschutz, das methodische Schwächen kritisiert.