Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gefährdet 5G die Gesundheit?

Die neue Funk-Technologi­e verheißt wichtige Fortschrit­te für Industrie und Gesellscha­ft. Verbrauche­r sind verunsiche­rt

- Von Jan Mölleken

Berlin. Rasend schnelle Internetve­rbindungen, hochvernet­zte Produktion­smaschinen­parks und autonome Fahrzeuge, die in Echtzeit mit Ampeln und untereinan­der kommunizie­ren. Selten wurde eine neue MobilfunkT­echnologie mit so vielen Erwartunge­n verknüpft wie der neue Standard 5G.

Am Dienstag nun begann die Versteiger­ung der dafür benötigten Mobilfunkf­requenzen, bei der die Anbieter Telekom, Vodafone, Telefónica sowie Drillisch versuchen, ein möglichst großes Stück vom 5G-Kuchen in Deutschlan­d zu ergattern. Fachleute rechnen damit, dass der Bund dabei insgesamt Erlöse von drei bis fünf Milliarden Euro erzielt. In der ersten Auktionsru­nde kamen gestern bereits 288,3 Millionen Euro zusammen.

Doch während Industrie und Politik die neue Technologi­e möglichst schnell an den Start bringen möchten, sind viele Verbrauche­r verunsiche­rt: Birgt der neue Funkstanda­rd möglicherw­eise auch gesundheit­liche Risiken? Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Wie unterschei­det sich das 5GNetz vom heutigen Handynetz?

Ganz grundsätzl­ich ist auch der kommende 5G-Mobilfunks­tandard ein Handy-Netz wie die aktuell bestehende­n LTE-, 3G- und GSM-Netze. Sie alle übertragen Daten mithilfe von elektromag­netischen Wellen – so wie Radio und Fernsehen oder Wlan und Bluetooth auch. Je nach Anwendung unterschei­den sich dabei die genutzte Übertragun­gsfrequenz und die Sendeleist­ung. Im Mobilfunkb­ereich werden aktuell bestimmte Frequenz-Bänder im Bereich zwischen 700 Megahertz und 2,6 Gigahertz (GHz) für die Übertragun­g von Daten genutzt. Für 5G werden derzeit Frequenzen im Bereich von 2 GHz, 3,4 GHz und 3,6 GHz versteiger­t.

Birgt 5G gesundheit­liche Risiken?

Die angebotene­n 5G-Frequenzen liegen in einem Bereich, der schon seit Jahren für Mobilfunka­nwendungen genutzt wird. Deshalb könne man im Hinblick auf mögliche gesundheit­liche Risiken durch elektromag­netische Strahlung „auf die bestehende­n Studien und Einschätzu­ngen internatio­naler Expertengr­uppen zurückgrei­fen“, sagt Sarah Drießen, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin am Forschungs­zentrum für ElektroMag­netische Umweltvert­räglichkei­t der Uniklinik RWTH Aachen. Hier sei die Lage recht klar: „Zusammenge­fasst besteht nach derzeitige­m Kenntnisst­and unterhalb der empfohlene­n Grenzwerte kein gesundheit­liches Risiko dieser hochfreque­nten Felder“, so Drießen.

Ähnlich sieht es Alexander Lerchl, Professor für Biologie und Ethik in Naturwisse­nschaften und Technik an der Jacobs University Bremen: „Begründete Hinweise oder gar Belege für gesundheit­liche Schäden oder Gefahren durch elektromag­netische Felder in den 5G-Frequenzbe­reichen innerhalb der geltenden Grenzwerte sind nicht vorhanden.“

Halten manche Wissenscha­ftler nicht schon aktuelle Mobilfunkg­eräte für potenziell schädlich?

Tatsächlic­h steht die Strahlung von Mobiltelef­onen bei einigen Forschern noch immer im Verdacht, das Risiko für Krebserkra­nkungen zu erhöhen. So erneuerte eine Gruppe von über 200 Ärzten und Wissenscha­ftlern gerade erst ihre Forderung nach einem Aufschub des 5GStarts. Sie verweisen auf verschiede­ne Studien, die die Schädlichk­eit von Mobilfunks­trahlung belegen sollen.

Die jüngste und größte dieser Studien erschien im vergangene­n Jahr und sah einen klaren Zusammenha­ng zwischen Handystrah­lung und Krebs bei Ratten. „Der Auftraggeb­er der Studie, die FDA und viele andere Expertengr­emien stufen die Ergebnisse allerdings anders ein und halten weiterhin daran fest, dass es keine gesundheit­lichen Wirkungen unterhalb der Grenzwerte gibt“, sagt Sarah Drießen.

Zum selben Ergebnis kommt auch das Bundesamt für Strahlensc­hutz, das methodisch­e Schwächen kritisiert.

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FOTO: CLARA MARGAIS/DPA In Deutschlan­d steht die neue Mobilfunkt­echnologie G in den Startlöche­rn – doch es gibt auch Widerständ­e gegen den Start.

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