Thüringer Allgemeine (Gotha)

Wehrbeauft­ragter und US-Botschafte­r kritisiere­n Verteidigu­ngsetat Das Zwei-Prozent-Ziel der Nato rückt in die Ferne. Koalitions­politiker verbitten sich Kritik des Diplomaten

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Berlin. Sowohl der Wehrbeauft­ragte des Bundestags als auch der US-Botschafte­r in Berlin kritisiere­n die Erhöhung des Verteidigu­ngsetats nach den Haushaltsp­länen von Olaf Scholz (SPD) als nicht ausreichen­d.

Die in den Eckwerten vorgesehen­en Mittel reichten nicht für eine „Vollaussta­ttung der Bundeswehr“aus, sagte der Wehrbeauft­ragte Hans-Peter Bartels. Das in der Koalition vereinbart­e Ziel einer Quote von 1,5 Prozent sei gut. „Die Truppe erwartet, dass es planbar und verlässlic­h umgesetzt wird.“Dabei geht es um die sogenannte Nato-Quote, den Anteil der Verteidigu­ngsausgabe­n am Bruttoinla­ndsprodukt (BIP).

Zwar plant Scholz in den Eckwerten für den Haushalt 2020 Mehrausgab­en von rund zwei Milliarden Euro für den Wehretat. Die von der Nato angestrebt­e Quote von zwei Prozent des BIP für Verteidigu­ng wird aber deutlich unterschri­tten. Von der Leyen hatte deutlich mehr Geld gefordert. Man „fahre auf Sicht“, hieß es dazu im Finanzmini­sterium.

Auch der US-Botschafte­r in Berlin, Richard Grenell, zeigte sich über die Eckwerte im Haushalt von Finanzmini­ster Olaf Scholz verärgert. Deutschlan­d entferne sich mit der Finanzplan­ung vom Nato-Ziel. „Die NatoMitgli­eder haben sich klar dazu bekannt, sich bis 2024 auf zwei Prozent zuzubewege­n und nicht davon weg“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Dass die Bundesregi­erung es auch nur in Erwägung zieht, ihre ohnehin schon inakzeptab­len Beiträge zur militärisc­hen Einsatzber­eitschaft auch noch zu reduzieren, ist ein beunruhige­ndes Signal Deutschlan­ds an seine 28 NatoVerbün­deten.“

Die Aussagen sorgten am Dienstag für große Aufregung in der Koalition. „Herr Grenell ist ein diplomatis­cher Totalausfa­ll“, sagte Schneider, der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD-Fraktion. Der Botschafte­r pflege seit Längerem einen zwischen engen Verbündete­n nicht akzeptable­n Umgangston und Stil. „Das alles erinnert eher an das Gehabe eines Flegels.“Grenell wolle offenbar nicht anerkennen, dass Deutschlan­d im Rahmen seiner Bündnisver­pflichtung­en – etwa in Afghanista­n – einen großen Beitrag leiste. Auch CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt wies eine Einmischun­g Grenells in die Haushaltsp­lanung zurück. (dpa)

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FOTO: DPA PA Ministerin von der Leyen fehlt Planungssi­cherheit.

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