Hinweise auf Terror verdichten sich
Polizei findet Schreiben im Fluchtwagen des Täters von Utrecht. Verdächtiger ist polizeibekannt
Utrecht/Berlin. Am Tag nach den tödlichen Schüssen von Utrecht ist noch immer nicht klar, aus welchem Motiv heraus der Tatverdächtige Gökmen Tanis gefeuert hat. Inzwischen hat die Polizei allerdings Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Dafür spreche unter anderem ein im Fluchtwagen gefundener Brief, so die Sicherheitsbehörden. Details aus dem Schreiben sind bisher nicht öffentlich bekannt. Ein Augenzeuge sagte der niederländischen Zeitung AD, auf der Notiz hätten ein fremdsprachiger Text und das Wort „Allah“gestanden. Auch die Art der Tatausführung deutet in diese Richtung: Der 37 Jahre alte Verdächtige Gökmen Tanis hatte am Montag in einer Straßenbahn drei Menschen erschossen und fünf weitere verletzt. Er wurde nach siebenstündiger Fahndung festgenommen.
Es blieb aber unklar, ob der gebürtige Türke aus politischer Überzeugung oder persönlicher Rache handelte. „Andere Beweggründe werden nicht ausgeschlossen“, sagten die Ermittler. Ihren Angaben zufolge konnte keine Verbindung zwischen dem 37-Jährigen und dessen Opfern festgestellt werden. Bei den Todesopfern handelte es sich um eine 19 Jahre alte Frau aus Vianen bei Utrecht und um zwei Männer im Alter von 28 und 49 Jahren aus Utrecht.
Der Verdächtige ist laut einem Medienbericht polizeibekannt. Im Dezember 2013 wurde er wegen versuchten Mordes verurteilt, vor zwei Wochen begann eine Verhandlung wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs. Mehrere Menschen aus dem Umfeld des Täters berichteten niederländischen Medien, der 37-Jährige sei ihrer Meinung nach eher als aggressiver Krimineller und „leicht gestört“einzustufen denn als entschlossener Terrorist. Ein Onkel des Tatverdächtigen bezweifelte gegenüber der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, dass es sich um einen Terrorakt handele. Noch am Montagabend wurden zwei weitere Verdächtige von der Polizei festgenommen. Es blieb allerdings unklar, ob sie etwas mit den Schüssen zu tun hatten. Auch über den genauen Ablauf der Tat wurde am Dienstag wenig bekannt.
Inzwischen hat die Polizei ein nach dem Anschlag gesuchtes Fahrzeug entdeckt, mit dem ein Verdächtiger geflohen sein soll. Es soll, vor dem Anschlag gestohlen worden sein. In dem Auto entdeckten Beamte dann auch das besagte Schreiben, das die Ermittler nun auf einen terroristischen Zusammenhang untersuchen. (cu/cvdv)