„Sehnsucht ist der Motor meines Lebens“
Sänger Purple Schulz vor seinen Konzert-Auftritten in Thüringen über Psychiatrie, Wahrhaftigkeit und Campino
Merkers/Weimar. „Visionen sind wichtig/ Träume sind gut/ Spinnen ist richtig/ Verrücktsein braucht Mut.“Das steht auf der Homepage von Purple Schulz, dessen neues Album „Nach wie vor“kürzlich erschienen ist. Diese Lieder bringt er auch zu den Konzerten nach Thüringen mit – am Samstag, 23. März, gastiert er im Kalibergwerk Merkers, am 24. Mai im Spiegelzelt in Weimar und am 13. September kommt er nach Eisenach. Wir sprachen mit dem 62-jährigen Sänger aus Köln.
Herr Schulz, hat der Start der Tournee traditionsgemäß in einer Psychiatrie stattgefunden?
Das ist bei uns schon Brauchtum, dass wir dort jedes Jahr am Aschermittwoch das erste Konzert unserer Tournee spielen. Ich spiele gerne in der Psychiatrie, weil die Zahl der Bekloppten so herrlich überschaubar ist – im Gegensatz zu draußen (lacht).
Was besagt der Titel des Albums „Nach wie vor“?
Für dieses Album habe ich Songs aus meinen letzten 35 Jahren zusammengestellt, die mir nach wie vor wichtig sind. So gibt es zum Beispiel völlig neue Versionen von „Sehnsucht“und „Kleine Seen“. Und mit „Bis ans Ende meiner Lieder“gibt es erstmals auch eine Coverversion auf dem Album, weil mir der Song von Udo Jürgens wirklich aus der Seele spricht.
Ihr größter Erfolg ist und bleibt „Sehnsucht“. Was ist das für Sie? „Sehnsucht“ist nicht nur meine erfolgreichste Single gewesen, sondern – und das ist viel wichtiger – der Motor meines Lebens. Mit „Sehnsucht bleibt“habe ich ja sogar auch ein Buch darüber geschrieben. Von allen Sehnsüchten ist mir die nach der Wahrheit am wichtigsten. Gerade in dieser Zeit, in der so viele Halbwahrheiten und Lügen im Netz verbreitet werden. Und der Song „Sehnsucht“ist für mich immer noch ein Höhepunkt in jedem Konzert. Er hat sich in all den Jahren nicht abgenutzt.
Spielen Sie das erste Mal im Bergwerk Merkers?
Ich bin dort schon mal vor etwa zehn Jahren mit Heinz-Rudolf Kunze aufgetreten. Ein unfassbar toller Raum, in dem wir übrigens mit Projektionen und Lasern auch ein Fest für die Augen veranstalten werden.
Sind die Thüringer treue Fans? Und ob. Ich vergleiche sie ohnehin immer mit den Kölnern aus meiner Heimat: Sie sind ehrlich und warmherzig. Bei der älteren Generation im Osten findet man noch diese besondere Form der Hörkultur, diese Fähigkeit, zwischen den Zeilen lesen zu können.
Aber als Kölner mögen Sie die Düsseldorfer nicht?
Das sollte man nicht so ernst nehmen, das ist mehr eine neckische Spielerei. Wir haben in Köln zwar sicherlich mehr Bands und Lieder über unsere Stadt als die Düsseldorfer, aber ich habe kein Problem mit den Toten Hosen. Und ich finde es klasse, dass Campino Stellung bezieht gegen den Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Es ist ja Aufgabe von Kunst und Kultur, die Zeit zu reflektieren, in der sie entsteht. Macht ihnen die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre Bange?
Ich habe vier Enkel, da schaue ich schon mit Sorge nach vorn. Ich stelle immer wieder fest, dass unser Umgang miteinander – auch in der internationalen Politik – nicht mehr respektvoll ist. Wir sollten alles dafür tun, diese Gesellschaft menschlicher zu machen, unsere sehr zerbrechliche Demokratie zu schützen. Als Musiker kann man seinen Teil dazu beitragen. Ich sage immer: Wer singen will, muss den Mund aufmachen.
Karten für die Veranstaltungen in Merkers (Samstag, . März), Weimar (Freitag, . Mai) und Eisenach (Freitag, . September) gibt es in den Pressehäusern, unter www.ticketshop-thueringen.de oder über Telefon () .