Der Fußgänger und der Stau
„Grüne Welle für Grimmelallee“– unter dieser Überschrift erschien kürzlich in der TA eine Info über die geplante Sanierung dieser sehr stark befahrenen Straße durch Nordhausen. Über die Grimmelallee fließt der Verkehr aus Richtung Erfurt und Halle in Richtung Harz und umgekehrt. Im Zuge der Sanierung soll eine Optimierung der Ampelschaltung für die Autofahrer erfolgen, weil der Verkehrsfluss durch diverse Fußgängerampeln lästig sei, für Rückstaus sorge, ja sogar klimaschädlich wäre. Das ist eine Ansage, die mich als Fußgängerin und als Autofahrerin irritiert. Hier ist eindeutig der Fußgänger als Störer des fließenden Verkehrs ausgemacht. Bevor ich diese Zeilen schrieb, habe ich mir an verschiedenen Ampeln im Stadtgebiet die Zeit genommen, um herauszufinden, wie lange eine Grünphase für Fußgänger dauert und wie viele Autos deshalb im „Stau“stehen. Die Grünphase für Fußgänger dauert manchmal kaum mehr als zehn bis zwölf Sekunden, dann geht es flott weiter für die Autofahrer. Bei jeder Planung muss der Mensch – der Fußgänger – der Maßstab sein.
Ich war oft in Griechenland. Dort wird sehr rasant gefahren. Trotzdem fließt der Verkehr mit sehr vielen, flott geschalteten Fußgängerampeln sehr gut und wird kaum durch sinnloses, rechthaberisches Hupen gestört. Der griechische Autofahrer hat den Menschen im Blick und weiss, das er im Ernstfall eine funktionierende Bremse hat. Als Autofahrerin hat bei mir selbstverständlich jeder Fußgänger Vorfahrt, auch wenn er an falscher Stelle über die Straße schlendert. Es kostet kaum mehr als zehn Sekunden Zeit und manchmal freue ich mich über ein nettes Danke-Handzeichen.
Etwas mehr freundliche Gelassenheit mit Blick auf den Menschen, den Fußgänger, tut uns allen gut .