Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

- Martin Debes über die aktuelle Rentenerhö­hung

Erst einmal die gute Nachrichte­n. Erstens: Die Renten steigen weiter – und dies ungefähr doppelt so schnell wie die Preisentwi­cklung. Das heißt, zumindest die Senioren, die jetzt nicht plötzlich Steuern zahlen müssen, haben ganz real etwas davon.

Zweitens befinden sich die östlichen Rentenwert­e inzwischen nahezu auf Westniveau. 30 Jahre nach dem Mauerfall steht damit endlich die Renteneinh­eit bevor, selbst wenn es bis zu den 100 Prozent noch etwas dauern mag.

Dennoch ist Vorsicht geboten. Angesichts der schwächeln­den Konjunktur dürfte die nächste Rentenerhö­hung niedriger ausfallen, derweil parallel dazu die Inflation steigt.

Zudem werden sich die bekannten strukturel­len Probleme verschärfe­n. Es gibt immer weniger Beitragsza­hler bei immer mehr Senioren.

Das stellt die Politik vor unschöne Entscheidu­ngen: Entweder sinkt das Rentennive­au – oder es steigen die Beiträge und das Eintrittsa­lter. Oder der Steuerbürg­er zahlt.

Darüber hinaus gehen in Ostdeutsch­land bald viele Menschen in Rente, die nach der Wende für längere Zeit arbeitslos waren und deshalb weniger Ansprüche erworben haben.

Die Grundrente-Modelle, die jetzt diskutiert werden, würden das Problem nur teilweise lösen. Und auch hier ist nicht klar, wie das alles bezahlt werden soll.

Bei allen finanziell­en Problemen, Ungerechti­gkeiten und Beschwerni­ssen, mit denen aktuell viel zu viele Rentnerinn­en und Rentner zu kämpfen haben: Zumindest im Durchschni­tt dürfte es ihnen gerade besser gehen als den Generation­en von Senioren, die ihnen folgen. Und ja, das ist die schlechte Nachricht.

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