Thüringer Allgemeine (Gotha)

Keine Klarheit zu Straßenaus­baubeiträg­en

Die Koalition bekennt sich nochmals zur Abschaffun­g – gibt aber keine Antworten zu Details und Kosten. Arbeitstre­ffen ohne Ergebnis

- Von Martin Debes

Erfurt. Rot-Rot-Grün bleibt zuversicht­lich: Die Straßenaus­baubeiträg­e in Thüringen sollen rückwirken­d zum 1. Januar 2019 abgeschaff­t werden. Das bekräftigt­en am Dienstag führende Vertreter der Koalition.

Jenseits dessen bleiben aber zentrale Fragen unbeantwor­tet. Ein Arbeitstre­ffen mit dem Gemeindeun­d Städtebund und der CDU brachte am Dienstag keine konkreten Ergebnisse.

So wird weiter darüber gestritten, wie mit bereits vor 2019 abgeschlos­senen Baumaßnahm­en verfahren wird, für die aber die Kommunen noch keine Bescheide verschickt haben. Da die Kommunen für die Abrechnung vier Jahre Zeit haben, kann dies Arbeiten ab dem Jahr 2014 betreffen.

Unklar ist auch, was mit gestundete­n Zahlungen passiert oder mit den rund 6000 Bescheiden, gegen die laut dem grünen Fraktionsc­hef Dirk Adams aktuell Widersprüc­he laufen. Auch ein Rechtsguta­chten, das seit Ende Februar vorliegt, gibt hier keine klaren Antworten.

Sicher ist aus Sicht von Adams bisher nur, dass gerade laufende Baumaßnahm­en nicht mehr von den Bürgern bezahlt werden müssten. „Das wird das Land übernehmen“, sagte er.

CDU-Landeschef Mike Mohring bestätigte nochmals, dass seine Fraktion mithelfen wolle, die Ausbaubeit­räge abzuschaff­en. Allerdings werde man nur eine verfassung­sfeste und rechtssich­ere Lösung mittragen, die nicht unter Druck zustande kommen sollte. Im Zweifel müsse man sich bis in die nächste Wahlperiod­e des Landtags Zeit dafür lassen.

Rot-Rot-Grün hingegen sieht sich im Wort, das nötige Gesetz noch vor der Landtagswa­hl am 27. Oktober zu verabschie­den. Der Entwurf solle im Mai direkt von den Fraktionen ins Parlament eingebrach­t werden.

Doch auch das wird knapp. Auf dem internen Treffen der Regierungs­fraktionen mit Gemeindebu­nd und CDU wurde nach Informatio­nen dieser Zeitung nur das Innenminis­terium beauftragt, erste Entwürfe zu erarbeiten. Über Details wurde nicht geredet. Die AfD war nicht zu den Gesprächen eingeladen.

Welche Kosten auf das Land zukommen, ist bisher ungewiss. Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linke-Fraktion, André Blechschmi­dt, sprach davon, dass kurzfristi­g 25 Millionen Euro im Haushalt für 2020 bereits gestellt müssten, um die Kommunen zu entschädig­en und die Übergangsr­egelungen zu bezahlen. Intern nennen allerdings manche Koalitionä­re deutlich höhere Summen.

Darüber hinaus wird das Land die Kommunen dauerhaft für die wegfallend­en Einnahmen durch die Ausbaubeit­räge entschädig­en müssen. SPDFraktio­nschef Matthias Hey sprach von 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr. Der Gemeindebu­nd verlangt hingegen mindestens 30 Millionen Euro.

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ARCHIV-FOTO: CHRISTOPH SOEDER / DPA Das leidige Thema Straßenaus­baubeiträg­e soll bald vom Tisch sein.

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