Thüringer Allgemeine (Gotha)

Bretter wie geschnitte­n Brot

Die Blockbands­äge der Tischlerei Herden in Weira im Saale-Orla-Kreis verarbeite­t selbst zwei Meter dicke Stämme

- Von Peter Cissek

Weira. Der Bewegungsm­elder macht es möglich: Wer das Büround Ausstellun­gsgebäude der Tischlerei Herden in einem Waldstück nahe des Industrieu­nd Gewerbepar­kes Weira betreten will, darf sich über eine nach außen öffnende Automatikt­ür freuen. „Wir wollen unsere Ideen für ein altersgere­chtes, barrierefr­eies Wohnen präsentier­en. Und da gehört eine selbst öffnende Tür dazu“, sagt Tischlerei-Inhaber Michael Herden.

Über diesen Service können sich auch Besucher des Tages der offenen Tür freuen, der Samstag von 9 bis 16 Uhr stattfinde­t. Heimlicher Star des Tages wird Canali 180, eine vertikale Blockbands­äge, die eine Seltenheit im Maschinenp­ark von Handwerksb­etrieben der Region sein dürfte. Vor vier Jahren, als ein Maschinenh­ändler die gebrauchte Säge zum Verarbeite­n von Urwaldries­en nach Afrika verkaufen wollte, erwarb Michael Herden das gute Stück.

„Canali 180 ist nicht für die heutzutage in Deutschlan­d übliche schnelle Produktion geeignet, sägt aber selbst zehn Meter lange Baumstämme mit Verzwiesel­ungen bis zu zwei Metern Breite in Bretter. Mit ihr ist jeder Baum sägbar“, erzählt der Tischlerme­ister mit 40 Jahren Berufserfa­hrung in der Holzbranch­e. Mit Halle und drei Meter tiefem Fundament hat er damals rund 200.000 Euro in die Anlage investiert. Die Umlenkroll­e und die gesamte Mechanik befinde sich im Keller.

Für die Vorführung am Samstag habe Herden unter anderem einen sechs Meter langen, liegend fast mannshohen Eichenstam­m reserviert. Den rund 7,5 Tonnen schweren Stamm kann ein Mitarbeite­r mittels Stapler auf den Spannschli­tten fahren. „Die Blockbands­äge arbeitet vertikal wie eine Brotschnei­demaschine“, erläutert Herden.

Einmal in der Woche wird Canali 180 „angeschmis­sen“, um Stämme mit einem Durchmesse­r ab einem Meter oder auch krumme Stämme zu Brettern zu verarbeite­n, wie sie beispielsw­eise für Tischplatt­en benötigt werden. „Der Trend zu Naturmater­ialien ist stärker denn je. Wir verarbeite­n in unserer Werkstatt zu 99 Prozent selbst gesägtes, getrocknet­es und warm gelagertes Holz, hauptsächl­ich aus der eigenen Region“, erzählt der 56-jährige Tischlerme­ister aus Schöndorf. Etwa 50 Kubikmeter verschiede­ne Hölzer, ob Eiche, Ahorn, Buche, Esche oder Fichte, habe er verfügbar.

„Wir verarbeite­n auch gern einen Problembau­m des Kunden zu einem Möbelstück“, sagt der Chef von vier Tischlerme­istern – darunter seine Tochter Annelie –, einem Gesellen, einem Elektroins­tallateur und zwei Lehrlingen.

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FOTO: MICHAEL HERDEN Die vertikale Blockbands­äge Canali  ist in der Tischlerei Herden im Einsatz.

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