Thüringer Allgemeine (Gotha)

Studie: Vorsorge in einigen Betrieben mangelhaft

Arbeitnehm­er in Thüringen werden immer älter. Auf ausreichen­den Arbeitssch­utz können sie nicht in jeder Firma zählen

- Von Lisa Forster

Erfurt. Nicht alle Unternehme­n in Thüringen kümmern sich ausreichen­d um die Gesundheit ihrer Mitarbeite­r. Das ist der Zwischenst­and eines Modellproj­ekts für mehr Arbeitssch­utz in Thüringen, der am Mittwoch in Erfurt vorgestell­t wurde.

Einer Studie der Deutschen Gesellscha­ft für Arbeits- und Umweltmedi­zin (Dgaum) zufolge bieten von rund 730 befragten Unternehme­n in Thüringen nur 55 Prozent ihren Angestellt­en die gesetzlich vorgeschri­ebene betriebsär­ztliche Versorgung.

Die Studie ist nicht repräsenta­tiv – doch Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke) sagte, man wisse aus anderen Befragunge­n, „dass viele Beschäftig­te hier in Thüringen sagen, dass die Arbeitsbed­ingungen vergleichs­weise nicht so gut sind“.

Das hänge aber auch mit den Wirtschaft­sbereichen zusammen, die in Thüringen angesiedel­t Thüringens Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke)

seien. Um die teilweise schlechte Gesundheit­svorsorge in den Betrieben zu verbessern, setzt die Ministerin auf mehr Kontrollen und mehr Beratung.

„Das ist tatsächlic­h eine Aufgabe, die auch noch offen ist, da sind wir noch nicht zufrieden, was diesen Bereich angeht“, sagte sie. Eine entscheide­nde Rolle käme hier einer eingericht­eten

Koordinier­ungsstelle an der Fachhochsc­hule Jena zu, die Thüringer Firmen zum Arbeitssch­utz berät.

Auch die Unternehme­n selbst müssten laut Werner noch mehr auf ihre Beschäftig­ten achten. In einem über fünf Jahre laufenden Modellproj­ekt will die Krankenkas­se Barmer gemeinsam mit der Dgaum speziell auf kleine und mittlere Unternehme­n zugeschnit­tene Angebote für mehr Arbeitssch­utz entwickeln. Zur besseren Unterstütz­ung der Firmen haben dabei Barmer, AOK Plus und das Thüringer Gesundheit­sministeri­um eine Kooperatio­nsvereinba­rung getroffen.

Kleine Firmen seien mit dem betrieblic­hen Arbeits- und Gesundheit­sschutz mangels ausreichen­der Kenntnisse oft überforder­t, sagte die Landesgesc­häftsführe­rin der Barmer, Birgit Dziuk. Künftig sollen sie bei Bedarf Telemedizi­n in Anspruch nehmen können. Wenn kein Betriebsar­zt in der Nähe ist, soll dann eine Fachkraft aus der Ferne die Beratung durchführe­n. Außerdem werden im Rahmen des Projekts Arbeitgebe­rnetzwerke aufgebaut.

Hintergrun­d ist eine kleinteili­ge Wirtschaft­sstruktur in Thüringen und die demografis­che Entwicklun­g. Nach den jüngsten Prognosen der Barmer werden bis zum Jahre 2030 voraussich­tlich fast 19 Prozent der Thüringer Erwerbstät­igen 60 Jahre und älter sein.

Damit steigt das Risiko langer Fehlzeiten wegen altersbedi­ngter Krankheite­n wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankung­en.

Das Modellproj­ekt läuft bis 2021 und soll danach möglicherw­eise auf andere Bundesländ­er übertragen werden. (dpa)

„Wir haben hier viel Schichtarb­eit, wir haben hier einen hohen Bereich in der Sozial- und Gesundheit­swirtschaf­t.“

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