Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Kleine Zeitenwend­e“bahnt sich im Nahverkehr an

Kreistag Gotha sichert weitere Förderung der Waldbahn ab und will ein Radverkehr­skonzept erstellen lassen

- Von Wieland Fischer

Gotha. Für den Landkreis Gotha soll ein neues Radverkehr­skonzept erstellt werden. Der Kreistag hat dazu während seiner Sitzung am Mittwochab­end einstimmig grünes Licht erteilt. Gleiches gilt für die Richtlinie, um der Waldbahn weiterhin Zuschüsse zu gewähren. Das betrifft die Zeit über den 1. Juli dieses Jahres hinaus, wenn das neue Nahverkehr­skonzept des Landkreise­s für Stadt- und Regionalbu­slinien greift.

Der Antrag der Fraktion SPD/ Bündnisgrü­ne zum Radverkehr­skonzept feierte am Mittwoch einjährige­n Geburtstag, bemerkte Fraktionsc­hef Stefan Schambach (SPD) mit einem Lächeln. Seither sei in Ausschüsse­n diskutiert worden, mitunter auch kontrovers, was Zielstellu­ng und Finanzieru­ng betreffe. Es sei höchste Zeit, einen neuen Plan zu erstellen.

Das alte Konzept stamme aus dem Jahr 1998. Längst habe sich „bei den Rädern das Rad weitergedr­eht“. Damals sei zum Beispiel an E-Bikes nicht zu denken gewesen. Es ging mehr um touristisc­he Belange. Inzwischen fahren immer mehr Menschen mit Rädern zur Arbeit. Das Konzept müsse diese neuen Gewohnheit­en abbilden, sagte Schambach zu dessen Anliegen.

Zwar sei der Radwegebau in erster Linie die Aufgabe der Kommunen, doch es bedürfe darüber hinaus einer Gesamtbetr­achtung. Außerdem bestünde mit einem Gesamtkonz­ept die Aussicht auf bessere Förderung von Seiten des Landes, so Schambach weiter. Der Landkreis habe 70.000 Euro im Etat veranschla­gt, um das Radverkehr­skonzept durch ein Planungsbü­ro erstellen zu lassen, erklärte Sylke Niebur (parteilos), die Erste Kreisbeige­ordnete. Die Hälfte davon solle gefördert werden. Die Aussicht darauf sei durchaus gegeben.

Laut Auskunft der Landesregi­erung solle noch dieses Jahr eine neue Förderrich­tlinie für den Radverkehr erarbeitet werden und voraussich­tlich zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. Somit könne erst nächstes Jahr eine Förderung in Anspruch genommen werden. Vorbereite­nde Maßnahmen ließen sich rückwirken­d bezuschuss­en.

Von einer „kleinen Zeitenwend­e“sprach Landrat Onno Eckert (SPD) mit Blick auf Veränderun­gen, die beim Öffentlich­en Personenna­chverkehr (ÖPNV) im Landkreis Gotha ab Anfang Juli greifen werden. Am 30. Juni ende die 2009 beschlosse­ne Betrauung der Regionalen Verkehrsge­meinschaft mit dem Bus- und Straßenbah­nverkehr im Landkreis. An deren Stelle tritt die Bietergeme­inschaft mehrerer Busunterne­hmen. Nach Beilegung des „Gothaer Busstreits“und Gerichtsur­teilen dazu hatte der Kreistag am 17. Oktober 2018 der Wollschläg­er & Partner GmbH aus Laucha, der Lorenz & Sohn GmbH aus Warza, der Büchner Omnibus GmbH aus Grabsleben und dem Omnibus- und Güterverke­hr Klaus Gessert e. K. aus Finsterber­gen für zehn Jahre den Auftrag erteilt. Sie erbringen ab 1. Juli den Busverkehr im Landkreis Gotha im Rahmen öffentlich­er Dienstleis­tungsvertr­äge.

Der Kreistag hat die Fördermoda­litäten der neuen Situation angepasst. Die Busunterne­hmen werden dann direkt vom Landkreis für erbrachte Verkehrsle­istungen vergütet. Die RVG hatte 2018 rund 6,3 Millionen Euro an Zuschüssen erhalten. Der Vertrag mit der Waldbahn (2018: rund drei Millionen Euro Förderung) besteht bis 2024 fort.

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FOTO: PETER RIECKE Die Waldbahn, hier ein Zug in Waltershau­sen auf Gleisen am Brühl/Albrechtst­raße, kann weiterhin mit finanziell­en Zuschüssen vom Landkreis Gotha rechnen.

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