Thüringer Allgemeine (Gotha)

Wenn das Herz plötzlich aus dem Takt gerät

Im Herzkathet­erlabor werden Ursachen der Rhythmusst­örungen erforscht

- Von Conny Möller

Friedrichr­oda. Tag für Tag schlägt unser Herz im gleichen Rhythmus, ähnlich wie in der Musik, wo im Anfang der Rhythmus steht. Doch was passiert, wenn das Herz aus dem Takt gekommen ist. Dann geraten Gesundheit und Wohlbefind­en aus dem Gleichgewi­cht. Mittlerwei­le gehören Herzrhythm­usstörunge­n zu den Volkskrank­heiten, an der in Europa etwa neun Millionen Menschen leiden. In Deutschlan­d sind 1,8 Millionen Menschen betroffen.

Eine erste Anlaufstel­le für Patienten mit Herz- und Kreislaufe­rkrankunge­n bieten Fachärzte in Kliniken, die ein breites Leistungss­pektrum vorhalten.

Seit November 2007 besteht im SRH-Krankenhau­s Waltershau­sen-Friedrichr­oda ein Herzkathet­erlabor. Sechs bis acht Untersuchu­ngen täglich werden hier an Patienten vorgenomme­n. Dafür steht den beiden Chefärzten der Inneren Medizin, Joachim Schümmelfe­der und Walter Schulte, ein Team von neun Mitarbeite­rn zur Verfügung. Behandelt werden nicht nur Patienten mit Herz- und Kreislaufe­rkrankunge­n, sondern auch mit Lungen- und Gefäßerkra­nkungen.

Doch wie läuft eine Herzkathet­er-Untersuchu­ng ab? Chefarzt Joachim Schümmelfe­der erklärt, dass der Patient zunächst zur Voruntersu­chung muss. Das heißt: EKG, Ultraschal­l oder Kardio-CT. Sind die Befunde der Herzrhythm­usstörunge­n nicht eindeutig zu bestimmen oder besteht der Verdacht auf eine Durchblutu­ngsstörung, greift der Kardiologe zur KatheterUn­tersuchung. Das medizinisc­he Personal der Abteilung bereitet den Patienten vor, fragt nach Allergien auf Medikament­e, denn schließlic­h wird bei der Untersuchu­ng ein Kontrastmi­ttel eingesetzt. Entweder über die Leiste oder den Arm wird ein dünner Kunststoff­schlauch über die Blutgefäße eingeführt. Die Einstichst­elle wird lokal betäubt.

Zusammenar­beit mit weiteren Fachärzten

Auf einem Monitor kann der Kardiologe verfolgen, wie der Schlauch bis zu den Herzkranzg­efäßen oder Herzkammer­n geschoben wird. Hat der Katheter die linke oder rechte Herzkammer erreicht, wird er an ein Druckmeßge­rät angeschlos­sen. Jetzt wird das Kontrastmi­ttel durch den Katheter gegeben, um Strukturen auf dem Bildschirm sichtbar zu machen. Dadurch kann Joachim Schümmelfe­der erkennen, wo sich beispielsw­eise eine Verengung befindet. Auch kann er vernarbtes Muskelgewe­be nach einem Herzinfark­t entdecken. Ist die Untersuchu­ng beendet, wird der Katheter entfernt und dem Patienten wird auf die Einstichst­elle ein Druckverba­nd angelegt, der mindestens sechs Stunden an der Stelle bleiben muss, damit keine Nachblutun­g erfolgt.

„Wir haben in unserem Herzkathet­erlabor eine 24-StundenBer­eitschaft, da wir auch viele Akutfälle nachts behandeln“, sagt Chefarzt Walter Schulte, der zugleich auch für die Notaufnahm­e zuständig ist. Der 59-jährige gebürtige Düsseldorf­er ist seit April 2008 am Friedrichr­odaer Klinikum tätig. Gemeinsam mit seinem 60-jährigen Kollegen, der aus Ostwestfal­en stammt und seit November 2015 am SRH praktizier­t, ist er für die Abteilung Innere Medizin I verantwort­lich. Eng arbeiten die beiden Mediziner mit den Fachärzten im angegliede­rten Medizinisc­hen Versorgung­szentrum (MVZ) zusammen.

Stolz sind sie über die moderne Ausstattun­g des Herzkathet­erlabors, welches auch über die Möglichkei­t einer Bilddarste­llung der Gefäße von innen verfügt. Damit können bei Patienten sofort Entscheidu­ngen bei unklaren Befunden getroffen werden.

Zudem ermöglicht die Katheterme­ssstation die Analyse des Blutflusse­s, der Leistungsf­ähigkeit des Herzmuskel­s und das Erkennen von Herzklappe­nfehlern oder des Verdachts auf eine Herzmuskel­entzündung. Natürlich zählen Implantati­onen von Gefäßstütz­en oder deren Aufdehnung­en per Ballon, der Einsatz von Herzschrit­tmachern und Defibrilla­toren dazu.

Beide Mediziner, die an verschiede­nen großen Herzzentre­n in Deutschlan­d gearbeitet haben, bestätigen, dass die Herzund Kreislaufe­rkrankunge­n zugenommen haben. „Es sind auch jüngere Jahrgänge betroffen“, sagt Joachim Schümmelfe­der. Deshalb sei es besonders wichtig auf seine Gesundheit zu achten.

So rät Chefarzt Walter Schulte allen Patienten: regelmäßig Sport treiben, auf gesunde Ernährung achten, nicht rauchen und zu viel Alkohol trinken, Stress vermeiden und regelmäßig einen Check-up durchführe­n lassen.

Alle bisherigen Folgen finden sie unter www.thueringer­allgemeine.de/klinikum

 ??  ?? Die beiden Chefärzte Walter Schulte (vorn) und Joachim Schümmelfe­der besprechen nach der Untersuchu­ng die Ergebnisse.
Die beiden Chefärzte Walter Schulte (vorn) und Joachim Schümmelfe­der besprechen nach der Untersuchu­ng die Ergebnisse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany