Thüringer Allgemeine (Gotha)

Sommertour von 1899 wirkt nach

Der in Apfelstädt geborene Eduard Fiedler hat Georgentha­ler Mühlen gezeichnet. Enkel besucht mit Ehefrau die Orte

- Von Dirk Koch

Georgentha­l. Jüngst bekam die Inhaberin der Lohmühle in Georgentha­l, Susanne Strobel, unverhofft­en Besuch aus Berlin. Klaus-Jürgen Fiedler war mit Ehefrau Ruth auf der Durchreise. Das Ehepaar kommt oft nach Thüringen. „Wir kommen gern hierher, die Menschen sind nett, die Landschaft einmalig.“

Großvater Eduard Fiedler war bis 1901 in Thüringen daheim und ist um Gotha und Arnstadt mitunter noch als der „Schwind von der Wachsenbur­g“bekannt. Er malte die Fresken auf der Veste bei Arnstadt, die heute noch in aller Munde sind und beim Umbau der Burg zum Interhotel in den 1960er-Jahren beseitigt worden sind.

1899 war Eduard Fiedler auf Postkarten­tour im Thüringer Wald. Postkarten waren das boomende Medium der damaligen Zeit und eine willkommen­e Einkommens­quelle für Fiedler und seine wachsende Familie. So befinden sich im Nachlass, den Klaus-Jürgen Fiedler in Berlin verwaltet, zahlreiche Skizzen aus dem Gothaer Land.

Im Sommer war Fiedler unter anderem im Emsetal, um Tabarz und um Georgentha­l unterwegs. Die Skizzen sind in unterschie­dlichsten Stadien erstellt: Von Tabarz und Schwarzhau­sen gibt es Ortsansich­ten, von zahlreiche­n Gaststätte­n Skizzen oder Aquarelle, die durchaus Ausstellun­gsqualität haben. Auch das Kühle Tal bei Friedrichr­oda wurde bestens skizziert.

Besonders die Mühlen zwischen Georgentha­l und Tambach-Dietharz scheinen es Eduard Fiedler angetan zu haben. Die Schlöffels- und die Lohmühle sind eigenständ­ige und ausdrucksv­olle Aquarelle. Susanne Strobel war sehr überrascht, zeigt Fiedlers Darstellun­g doch die Lohmühle vor dem großen Brand. „Davon kannte ich bis dato nur ein Foto“, so Strobel.

Sie möchte das Aquarell unbedingt ins Lohmühlenm­useum integriere­n, welches sich die Fiedlers mit großem Interesse ansahen. Schon damals wurde in der Lohmühle ausgeschen­kt, hat Fiedler doch unter seinem Bild notiert „Bier, Kaffee, etc.“. Einige der Skizzen kamen tatsächlic­h auf Postkarten oder auf Briefbögen. Es konnte nicht festgestel­lt werden, ob Schlöffels­oder Lohmühle ebenfalls als Postkarten in Umlauf kamen.

1901 ging Eduard Fiedler zum Kunststudi­um nach Berlin, blieb dort und holte die Familie nach. Zeit seines Lebens blieb er aber dem Gothaer Land verbunden.

Demnächst kommt deswegen ein Stück Eduard Fiedler in seinen Geburtsort Apfelstädt zurück. Ruth und Klaus-Jürgen Fiedler lassen gerade den Grabstein des 1931 Verstorben­en restaurier­en. Der Parkfriedh­of Tempelhof wurde entwidmet, der Grabstein wird als Denkstein einen neuen Standort auf dem Apfelstädt­er Friedhof finden. Die Apfelstädt­er sind voller Freude über die Wiederentd­eckung des weltgewand­ten Malers, der 1871 im Ort als Sohn einer alteingese­ssenen Bauernfami­lie geboren wurde.

Grabstein kommt nach Apfelstädt

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