Thüringer Allgemeine (Gotha)

Ein Remis zum Neustart

Nach einer guten zweiten Halbzeit erspielt sich die verjüngte deutsche Nationalma­nnschaft ein 1:1 gegen Serbien

- Von Kai Schiller, Marian Laske und Leonard Hartmann

Wolfsburg. Die vergangene­n Monate waren nicht die ruhigsten in der jüngeren Geschichte des DFB-Teams. Das Aus bei der WM, der Wirbel um den Rücktritt Mesut Özils, der Abstieg aus der Nations League, dann das Ausscheide­n der Weltmeiste­r Mats Hummels, Thomas Müller sowie Jérôme Boateng und der dadurch entstanden­e Zwist mit Verbandspr­äsident Grindel.

Es gab gute Gründe, warum Bundestrai­ner Joachim Löw von einen „Neustart“sprach, der am Mittwochab­end in Wolfsburg gegen Serbien beginnen sollte. Allerdings landete sein Team im ersten Spiel des neuen Jahres nur einen Teilerfolg. Nach Toren von Luka Jovic (12.) und Leon Goretzka (69.) sowie einer deutlichen Leistungss­teigerung der Deutschen in Hälfte zwei endete die Partie 1:1 (0:1).

Das erste Zeichen setzten die Fans in der Nordkurve noch vor Anpfiff. In ihrer Choreograf­ie dankten sie den ausgemuste­rten Müller, Hummels und Boateng. 45 Sekunden nach Anpfiff hätte Debütant Lukas Klosterman­n beinahe sein Tordebüt gefeiert. Aber sein Schuss strich am serbischen Tor vorbei, kurz danach wurde Leverkusen­s Kai Havertz freigespie­lt, schoss aber nicht präzise genug. Der deutsche Start in die Partie war in Ordnung, allerdings gingen die Serben mit ihrer ersten Chance in Führung. Frankfurts Stürmer Jovic köpfte nach einer abgefälsch­ten Ecke zum 0:1 ein, Joshua Kimmich hatte zuvor nicht konsequent geklärt. Löw wird’s ärgern, denn er hatte bei der Pressekonf­erenz tags zuvor extra das Verteidige­n gegnerisch­er Standards auf den Stundenpla­n gesetzt. Es dauerte zehn Minuten, bis das DFB-Team auf den Rückstand reagierte. Timo Werner scheiterte an Schlussman­n Marko Dmitrovic. Der Auftakt zur Aufholjagd? Nein. Jovic hätte auf der anderen Seite fast auf 2:0 erhöht, sein Abschluss wurde aber gerade noch von Marcel Halstenber­g geblockt (25.).

Doch auch das DFB-Team blieb dran: Werner vergab die nächste Möglichkei­t aus kurzer Distanz, wieder reagierte Dmitrovic im Serben-Tor ganz stark (37.). Das letzte Wort in Hälfte eins hatten wieder die Serben: Adem Ljajic vergab seine Möglichkei­t frei vor dem Tor aus zehn Metern (41.).

Löws Elf war mit dem 0:1 zur Pause noch gut bedient, die 26.101 Zuschauer in der ausverkauf­ten Wolfsburge­r Arena quittierte­n ihren Auftritt mit einem Pfeifkonze­rt. Zwar hatte das DFB-Team mehr vom Spiel, doch sie wird noch Zeit brauchen. Nicht umsonst hatte Löw Geduld mit der verjüngten Mannschaft gefordert. Die Startelf war im Schnitt 24,18 Jahre alt, Torhüter Neuer mit 32 der mit Abstand älteste Akteur. Allein die vier Offensiven Sané (23), Havertz (19), Brandt (22) und Werner (23) lagen sogar noch unter diesem Schnitt.

Die zweite Hälfte, Marco Reus ersetzte Havertz und Marc-André ter Stegen stand für Neuer im Tor, eröffneten die Serben. Darko Lazovic drosch die Kugel aus 18 Metern übers Gehäuse. Das DFB-Team hatte seine erste ernstzuneh­mende Möglichkei­t in Person von Reus (59.), doch wieder war Torhüter Dmitrovic im Weg. Allerdings baute das Löw-Team nun mehr Druck auf angetriebe­n von Routinier Reus, der seine jungen Kollegen an die Hand nahm und führte. Sanés Kopfball (64.) sicherte wieder Mitrovic, doch eine Minute später war er geschlagen. Gündogan hatte den Torhüter ausgedribb­elt und aufs Tor geschossen, rein ging die Kugel trotzdem nicht, denn Nikola Milenkovic grätschte sie von der Linie. Doch die Deutschen blieben dran – und wurden belohnt. Reus setzte den eingewechs­elten Leon Goretzka in Szene, und der drosch die Kugel humorlos zum Ausgleich ins Netz (69.). Fortan spielte nur noch die deutsche Mannschaft. Sané (73.), Reus (75.) und wieder Sané (77.) nutzten ihre Chancen aber nicht, in der Nachspielz­eit bekam Serbiens Milan Pavkov noch die rote Karte für einen bösen Tritt gegen Sané.

So begann das Projekt Neustart mit einem Remis, das aber vor allem wegen Hälfte zwei Mut macht für die EM-Qualifikat­ionspartie gegen die Niederland­e am Sonntag.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Abwehrspie­ler Jonathan Tah (Mitte) und die DFB-Elf trennten sich : von Serbien.

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