Wo Land war, ist nur noch Wasser
Ganze Gebiete von Mosambik sind überschwemmt und abgeschnitten. Zehntausende Menschen warten noch auf Rettung
Beira/Berlin. Wo noch vor einer Woche Hütten und Häuser standen, ragen nur noch einige Palmenwipfel aus der braunen Brühe, auf Dächern und Bäumen sitzen Tausende Menschen fest und warten verzweifelt auf Rettung. Nach dem schweren Tropensturm Idai sind die Flüsse so dramatisch angeschwollen, dass regelrechte kilometerlange Binnenmeere entstanden sind.
Die Lage ist unübersichtlich, aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass Mosambik, eines der ärmsten Länder der Welt, lange unter den Zerstörungen leiden wird. Beobachter sprechen von einer Katastrophe biblischen Ausmaßes. Die Regierung hat am Mittwoch den Notstand und eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Besonders verheerend ist die Situation im Osten des Landes. „Die Bilder, die uns aus der Metropole Beira mit 500.000 Einwohnern erreichen, zeigen massive Zerstörungen“, berichtet in der Hauptstadt Maputo Hanne Roden vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). „Es regnet immer weiter, die Überschwemmungen verschlimmern sich. Die über die Ufer getretenen Flüsse haben im Landesinneren eine Insellandschaft geschaffen“, berichtet Gerald Bourke, Sprecher des Welternährungsprogramms, in Beira. In der Küstenstadt gibt es eine Woche nach dem Eintreffen des Zyklons weder Strom noch Wasserversorgung. Beira ist großteils von der Außenwelt abgeschnitten, 90 Prozent der Häuser sind zerstört oder beschädigt. Das DRK rechnet mit bis zu 400.000 obdachlosen Menschen. Wegen der Überschwemmungen und der zerstörten Infrastruktur warnt die Organisation vor dem Ausbruch schwerer Durchfallerkrankungen wie Cholera.
Die Lage wird sich sogar noch verschärfen: Für die nächsten Tage werden weitere Regenfälle und Überschwemmungen erwartet. Mosambiks Präsident Filipe Nyusi fürchtet, es könnte mindestens 1000 Todesopfer geben – mehr als 200 Todesfälle sind den Behörden zufolge bislang bestätigt, rund 150 weitere in den Nachbarländern Simbabwe und Malawi. Hilfsorganisationen rechnen damit, dass die Regierung mit der Bewältigung der humanitären Katastrophe überfordert ist und bereiten sich auf einen längeren Einsatz vor. „Wir werden in Mosambik, aber auch in den anderen Ländern in den kommenden Wochen und Monaten helfen müssen“, sagt Anne Dreyer, Sprecherin der Diakonie Katastrophenhilfe.
Die UN gaben am Mittwoch als Anschubfinanzierung des Hilfseinsatzes 20 Millionen Dollar frei. Das Internationale Rote Kreuz startete einen Spendenaufruf für 10 Millionen Schweizer Franken, um Notunterkünfte zu bauen und die Wasserversorgung wiederherzustellen.
Vor der Wiederherstellung der Infrastruktur geht es indes darum, Leben zu retten. Die Helfer stünden vor zwei Problemen, sagt Ian Scher von der südafrikanischen Organisation Rescue SA. „Wir haben die Leute in den Bäumen, die gegen Schlangen, Insekten und Raubtiere kämpfen müssen – und wir haben die Menschen, die auf Hausdächern oder Inseln gestrandet sind und nichts zu essen haben.“(mit dpa/rtr/epd)
Internationale Hilfe läuft an