Thüringer Allgemeine (Gotha)

Hunderte Einsprüche gegen neue Windräder in Thüringen

Landesweit bleibt die Ausweisung von Windvorran­gflächen weit hinter dem Ein-prozent-ziel der Landesregi­erung zurück

- Von Frank Schauka

Erfurt. Es gibt deutlichen Widerstand gegen die Auswahl der 22Orte in Ostthüring­en, in denen Baugenehmi­gungen für Windkraftw­erke künftig Vorrang haben sollen. Eine Woche vor Ablauf der Widerspruc­hsfrist seien etwa 400 Stellungna­hmen zum Regionalpl­an Ostthüring­en eingegange­n, sagte Michael Sehrig, Leiter der regionalen Planungsst­elle in Gera, gestern unserer Zeitung. „90 Prozent davon konzentrie­ren sich auf den Bereich Windkrafte­nergie.“Die Frist endet am 10. Mai um Mitternach­t.

Rechnerisc­h könnte sich die Zahl der Windkraftt­ürme in Ostthüring­en damit etwa verdoppeln. Bisher stehen 192 Anlagen auf insgesamt circa 950 Hektar. Die 22 Vorranggeb­iete summieren sich auf 1882 Hektar.

Doch selbst eine solche Verdoppelu­ng der für Windparks reserviert­en Flächen bliebe weit hinter dem politische­n Ziel der rot-rot-grünen Landesregi­erung zurück. Sie will ein Prozent der Landes zum Windkrafta­real erklären. „Wir würden 0,4 Prozent der Regionsflä­che als Windvorran­ggebiete ausweisen“, sagte der Ostthüring­er Planungsst­ellenleite­r Sehrig.

In anderen Landesteil­en sieht es bisher ähnlich aus. „Mit dem gültigen Regionalpl­an Nordthürin­gen 2012 wurden 18 Vorranggeb­iete Windenergi­e mit einer Gesamtfläc­he von 2048 Hektar ausgewiese­n, was 0,6 Prozent der Regionsflä­che entspricht“, teilte die Leiterin der Planungsst­elle Nord, Marion Vetter, auf Anfrage mit. Allerdings sieht der Entwurf des aktuellen Regionalpl­ans eine Verdoppelu­ng vor: „24 Vorranggeb­iete mit einer Gesamtfläc­he von 4427 Hektar, was einem Flächenant­eil von 1,2 Prozent der Planungsre­gion Nordthürin­gen entspricht“.

Südwestthü­ringen habe bisher 14 Vorrangsge­biete mit insgesamt 607 Hektar und einem Anteil von 0,15 Prozent an der Regionsflä­che, berichtete Wartburgkr­eis-landrat Reinhard Krebs (CDU) als Präsident der dortigen Planungsge­meinschaft. Das politische Ein-prozent-ziel der Landesregi­erung könne in Südwestthü­ringen „nicht umgesetzt werden“, teilte Krebs mit.

In allen vier Planungsge­meinschaft­en stehen derzeit 833 Windkraftw­erke. Im vergangene­n Jahr kamen 33 moderne, bis zu 240 Meter hohe Windkraftw­erke hinzu. 22 ältere und kleine Anlagen wurden abgebaut.

Rot-rot-grün will, um dem Prozent-ziel näher zu kommen, den Bau von Windrotore­n auch im Wald forcieren. Studien von Wissenscha­ftlern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, die auf einen Zusammenha­ng von Insektenst­erben und Windkraftw­erken hinweisen, wurden von Umweltstaa­tssekretär Olaf Möller (Grüne) als nicht wissenscha­ftlich kritisiert.

Etwa 50 Bürgerinit­iativen gibt es in Thüringen, die die Ausdehnung der Windparks bremsen wollen. Bei einem Treffen am 1. Mai äußerte der Ex-landrat des Weimarer Landes, Hans-helmut Münchberg (parteilos) scharfe Kritik am Energiewen­de-konzept der Bundesregi­erung und dem damit verbundene­n Ausbau der Windenergi­e.

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