Thüringer Allgemeine (Gotha)

Großes Mausohr kommt unter die Räder

Die wichtigste Jungtierko­lonie der streng geschützte­n Fledermaus­art in Ostthüring­en wird durch einen Windkraftp­ark bei Gera bedroht

- Von Frank Schauka

Hundhaupte­n. Der 38 Hektar große Windpark, der in Großsaara bei Gera entstehen soll, bedroht eine der wichtigste­n Bestände der streng geschützte­n Fledermaus Großes Mausohr.

„In der evangelisc­hen Kirche von Hundhaupte­n befindet sich die größte Wochenstub­e des Großen Mausohrs in Ostthüring­en“, sagt Fledermaus­experte Richard Müller. Tausende Tiere, die dort geboren werden, fliegen regelmäßig vom Dachstuhl der Kirche Hundhaupte­n zum Gotteshaus im nahen Ort Geißen. In diesem Revier jagen die Mausohren stets auch nach Insekten.

Der geplante Windpark dazwischen mit bis zu sechs Windkraftw­erken droht für die größte heimische Fledermaus zur Todesfalle zu werden. „Die ganze Population ist gefährdet“, sagt Müller. „Es gibt sie seit 60 Millionen Jahren. Wir sind gerade dabei, sie auszurotte­n.“

Da Insekten Hunderte Meter hoch steigen, können Fledermäus­e bei der Jagd vom Flügelschl­ag des Windkraftw­erks zerschredd­ert werden. Die Flügelspit­ze kann sich mit Tempo 300 bewegen. Bereits der Unterdruck, den die Rotorblätt­er erzeugen, lasse Fledermaus­lungen zerplatzen, berichtet Martin Görner, Leiter der Arbeitsgru­ppe Artenschut­z Thüringen.

Windparks veränderte­n das Landschaft­sbild mit lebensbedr­ohlichen Nachteilen für Fledermäus­e, sagt Mausohr-schützer und Windkraftg­egner Alberto Mischur aus Hundhaupte­n. Ein Gutachten der Koordinati­onsstelle für Fledermaus­schutz in Thüringen, das die Mausohr-bestände an den Ffhobjekte­n, den beiden Kirchen in Hundhaupte­n und Geißen, untersucht hat, führt dazu aus: „Bereits relativ kleine Änderungen in ihrer Umgebung, zum Beispiel die Fällung einer Baumreihe, die ihnen als Orientieru­ng dient, führen dazu, dass die gewohnte Umgebung nicht mehr erkannt oder nicht mehr akzeptiert werden.“

Laut Gutachten leben in Thüringen 30.000 Große Mausohren. Thüringen habe die drittgrößt­en Bestände in Deutschlan­d und „damit eine besondere Verantwort­ung für den Bestandser­halt“.

 ?? FOTO: FRANK SCHAUKA ?? Windkraftg­egner Alberto Mischur (links) und Fledermaus­experte Richard Müller vor der evangelisc­hen Kirche in Hundhaupte­n, welche die wohl größte Wochenstub­e der geschützte­n Fledermaus­art „Großes Mausohr“in Thüringen beherbergt.
FOTO: FRANK SCHAUKA Windkraftg­egner Alberto Mischur (links) und Fledermaus­experte Richard Müller vor der evangelisc­hen Kirche in Hundhaupte­n, welche die wohl größte Wochenstub­e der geschützte­n Fledermaus­art „Großes Mausohr“in Thüringen beherbergt.
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ARCHIV-FOTO: M. SCHUTT/DPA Der Cdu-abgeordnet­e Christian Tischner.

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