Frischer Mörtel fürs mittelalterliche Gemäuer
Der historische Wohnturm in Wandersleben wird restauriert. Efeu hat Schäden an der Bausubstanz hinterlassen
Wandersleben. „Der Efeu hat dem Gemäuer ziemlich zugesetzt“, sagt Reinhold Hochheim. Der Vorsitzende des Geschichtsund Heimatvereins Wandersleben hat sich um die Restauration des historischen Wohnturms bemüht. Seit Freitag erstrahlt die vom Efeu angegriffene Mauer nun wieder in mittelalterlichen Glanz – rechtzeitig zum traditionellen Wohnturmfest am 25. Mai.
Über die Jahre war der Efeu an dem mittelalterlichen Bauwerk durch die Mauern nach innen gewachsen. Die Substanz des historischen Mauerwerks hatte darunter gelitten, viele Lücken waren entstanden, viele Steine brüchig geworden. „Wir hatten eigentlich seit der Gründung des Heimatvereins 2005 vor, den Efeu zu beschneiden. Aber irgendwie ist es nie dazu gekommen“, erinnert sich Hochheim zurück.
Als die Mitglieder das Vorhaben im vergangenen Jahr in die Tat umsetzten, erkannten sie die Schäden an dem Gebäude. Die fachgerechte Sanierung hätte jedoch die finanziellen Mittel des Geschichtsvereins bei Weitem überstiegen, sagt der Vorsitzende. Tatkräftige Unterstützung erhielten die Vereinsmitglieder von der Gemeinde Wandersleben. Diese engagierte kurzerhand die Sachverständige Heike Kirsten, um den generellen Zustand das Wohnturms zu begutachten. Ihr Urteil: Nicht nur die Spuren des Mittelalters, auch die Relikte späterer Jahrhunderte, die sich an dem Turm abzeichnen, sollten im originalen Zustand erhalten werden. „Der Putz stammt an einigen Stellen zum Beispiel noch aus dem 18. Jahrhundert“, gibt Hochheim ein praktisches Beispiel für diese historischen Spuren.
Um den Turm jedoch insgesamt fachgerecht zu sanieren, sei mit Kosten von etwa 50.000 Euro zu rechnen, so der Vereinsvorsitzende. Aus diesem Grund habe man sich entschieden, vorerst nur die durch den Efeu stark beschädigte Turmwand zu erneuern. „Hier fallen Kosten von etwa 10.000 Euro an“, sagt Hochheim.
Bei der Suche nach einer Firma, die eine Rekonstruktion fachgerecht ausführen konnte, stieß der Geschichtsverein Ende vergangenen Jahres auf die Erfurter Firma Nüthen Restaurierungen. Die gesamte vergangenen Woche lang arbeiteten deren Mitarbeiter Dietmar Schönemann und Thomas Apelt an der Wiederherstellung des alten Gemäuers. „Wir haben die Efeuwurzeln entfernt und die Mauer gereinigt. Anschließend mussten wir die Löcher ausmachen und mit einem hochsulfatbeständigen Mörtel verfugen“, erklärt Schönemann die einzelnen Arbeitsschritte, die am Freitag schließlich ihr Ende fanden.
„Auch wenn es schön aussieht, wir werden jetzt sicherlich keinen Efeu mehr pflanzen“, scherzte Hochheim mit Blick in die Zukunft. Eine Gelegenheit, die Restauration der Mauer zu feiern, bietet sich den Vereinmitgliedern schon Ende Mai. Am Samstag, 25. Mai, ab 14 Uhr wird der Geschichtsverein gemeinsam mit dem Trachtenverein Wanderslebener Spinnstube das jährliche Wohnturmfest veranstalten.
Zusammenarbeit mit Schülern geplant
„Dieses Jahr wird es für die Gäste ein buntes Markttreiben geben mit verschiedenen Backwaren aus dem historischen Ofen, einem Imker, der über das Bienensterben informiert, einem Schmied, frisch geräuchertem Fisch sowie geselliger Unterhaltung für die kleinen Gäste“, verrät Hochheim.
Der 77-Jährige hat aber noch weitreichendere Pläne. So will der Vorsitzende des Geschichtsvereins im nächsten Jahr auch eine Kooperation mit Schülern anstoßen, die im Rahmen ihrer Seminarfacharbeiten in den Kellerräumen des Turmes eine Ausstellung über das Thema mittelalterliches Wohnen erarbeiten sollen. Eine Erfurter Schule habe auch bereits großes Interesse an der Idee gezeigt, verrät Hochheim.
Wohnturmfest am . Mai, ab Uhr, Menantesstraße, Wandersleben, Drei Gleichen