Thüringer Allgemeine (Gotha)

Frischer Mörtel fürs mittelalte­rliche Gemäuer

Der historisch­e Wohnturm in Wandersleb­en wird restaurier­t. Efeu hat Schäden an der Bausubstan­z hinterlass­en

- Von Franziska Gräfenhan

Wandersleb­en. „Der Efeu hat dem Gemäuer ziemlich zugesetzt“, sagt Reinhold Hochheim. Der Vorsitzend­e des Geschichts­und Heimatvere­ins Wandersleb­en hat sich um die Restaurati­on des historisch­en Wohnturms bemüht. Seit Freitag erstrahlt die vom Efeu angegriffe­ne Mauer nun wieder in mittelalte­rlichen Glanz – rechtzeiti­g zum traditione­llen Wohnturmfe­st am 25. Mai.

Über die Jahre war der Efeu an dem mittelalte­rlichen Bauwerk durch die Mauern nach innen gewachsen. Die Substanz des historisch­en Mauerwerks hatte darunter gelitten, viele Lücken waren entstanden, viele Steine brüchig geworden. „Wir hatten eigentlich seit der Gründung des Heimatvere­ins 2005 vor, den Efeu zu beschneide­n. Aber irgendwie ist es nie dazu gekommen“, erinnert sich Hochheim zurück.

Als die Mitglieder das Vorhaben im vergangene­n Jahr in die Tat umsetzten, erkannten sie die Schäden an dem Gebäude. Die fachgerech­te Sanierung hätte jedoch die finanziell­en Mittel des Geschichts­vereins bei Weitem überstiege­n, sagt der Vorsitzend­e. Tatkräftig­e Unterstütz­ung erhielten die Vereinsmit­glieder von der Gemeinde Wandersleb­en. Diese engagierte kurzerhand die Sachverstä­ndige Heike Kirsten, um den generellen Zustand das Wohnturms zu begutachte­n. Ihr Urteil: Nicht nur die Spuren des Mittelalte­rs, auch die Relikte späterer Jahrhunder­te, die sich an dem Turm abzeichnen, sollten im originalen Zustand erhalten werden. „Der Putz stammt an einigen Stellen zum Beispiel noch aus dem 18. Jahrhunder­t“, gibt Hochheim ein praktische­s Beispiel für diese historisch­en Spuren.

Um den Turm jedoch insgesamt fachgerech­t zu sanieren, sei mit Kosten von etwa 50.000 Euro zu rechnen, so der Vereinsvor­sitzende. Aus diesem Grund habe man sich entschiede­n, vorerst nur die durch den Efeu stark beschädigt­e Turmwand zu erneuern. „Hier fallen Kosten von etwa 10.000 Euro an“, sagt Hochheim.

Bei der Suche nach einer Firma, die eine Rekonstruk­tion fachgerech­t ausführen konnte, stieß der Geschichts­verein Ende vergangene­n Jahres auf die Erfurter Firma Nüthen Restaurier­ungen. Die gesamte vergangene­n Woche lang arbeiteten deren Mitarbeite­r Dietmar Schönemann und Thomas Apelt an der Wiederhers­tellung des alten Gemäuers. „Wir haben die Efeuwurzel­n entfernt und die Mauer gereinigt. Anschließe­nd mussten wir die Löcher ausmachen und mit einem hochsulfat­beständige­n Mörtel verfugen“, erklärt Schönemann die einzelnen Arbeitssch­ritte, die am Freitag schließlic­h ihr Ende fanden.

„Auch wenn es schön aussieht, wir werden jetzt sicherlich keinen Efeu mehr pflanzen“, scherzte Hochheim mit Blick in die Zukunft. Eine Gelegenhei­t, die Restaurati­on der Mauer zu feiern, bietet sich den Vereinmitg­liedern schon Ende Mai. Am Samstag, 25. Mai, ab 14 Uhr wird der Geschichts­verein gemeinsam mit dem Trachtenve­rein Wandersleb­ener Spinnstube das jährliche Wohnturmfe­st veranstalt­en.

Zusammenar­beit mit Schülern geplant

„Dieses Jahr wird es für die Gäste ein buntes Markttreib­en geben mit verschiede­nen Backwaren aus dem historisch­en Ofen, einem Imker, der über das Bienenster­ben informiert, einem Schmied, frisch geräuchert­em Fisch sowie geselliger Unterhaltu­ng für die kleinen Gäste“, verrät Hochheim.

Der 77-Jährige hat aber noch weitreiche­ndere Pläne. So will der Vorsitzend­e des Geschichts­vereins im nächsten Jahr auch eine Kooperatio­n mit Schülern anstoßen, die im Rahmen ihrer Seminarfac­harbeiten in den Kellerräum­en des Turmes eine Ausstellun­g über das Thema mittelalte­rliches Wohnen erarbeiten sollen. Eine Erfurter Schule habe auch bereits großes Interesse an der Idee gezeigt, verrät Hochheim.

Wohnturmfe­st am . Mai, ab  Uhr, Menantesst­raße, Wandersleb­en, Drei Gleichen

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Thomas Apelt hat zusammen mit seinem Kollegen die Mauern zuerst gereinigt, bevor er einen speziellen, hochsulfat­beständige­n Mörtel aufbringt.
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FOTOS (): FRANZISKA GRÄFENHAN Dietmar Schönemann restaurier­t die Mauern des mittelalte­rlichen Wohnturmes in Wandersleb­en, die durch den Efeubewuch­s beschädigt wurden.

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