Frohen Mutes an die Stamford Bridge
Eintracht Frankfurt begreift das Remis gegen den FC Chelsea als absoluten Achtungserfolg
Frankfurt. Kevin Trapp kann, wenn er nicht gerade das Tor der Frankfurter Eintracht hütet, ein sehr freundlicher Mensch sein. Auch David Luiz, ein Charakterkopf vom FC Chelsea, ist offenbar dieser Ansicht, sonst hätte der brasilianische Abwehrstar nach dem 1:1 zwischen dem deutschen und englischen Pokalsieger im Europa-league-halbfinale nicht noch lange mit dem gebürtigen Saarländer geplauscht. Beide haben sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Paris St. Germain schätzen gelernt. Der eine trug bei der Unterredung auf dem Rasen ein blau-weißes Täschchen im Arm (Trapp), der andere hatte sein kanariengelbes Trikot schon ausgezogen (Luiz).
Richtig unzufrieden wirkte keiner der Protagonisten, was ja auch die Gemengelage nach einer packenden, vor allem aber atmosphärisch hochklassigen Auseinandersetzung widerspiegelte. „Das Ergebnis lässt alle Möglichkeiten. Chelsea hat die Trümpfe in der Hand, aber wir können was holen“, sagte Trainer Adi Hütter. Der 49-Jährige belobigte einen „absoluten Achtungserfolg gegen eine absolute Spitzenmannschaft“. Zweifel absolut ausgeschlossen.
Die Ausgangslage fürs Rückspiel an der Stamford Bridge am kommenden Donnerstag habe sich gar nicht so groß verändert, befand der Österreicher: „Chelsea war vorher der Favorit und ist es jetzt immer noch. Wir brauchen Mut und Selbstvertrauen. Wir müssen ein Tor erzielen, eher zwei.“Für unmöglich hält das niemand aus der Eintrachtentourage, auch wenn alle die von Routinier Makoto Hasebe geäußerte Einschätzung teilen: „Der Gegner ist noch einmal eine Stufe höher als Schachtjor, Inter oder Benfica.“
Hauptsache Baku wird manch einer in Frankfurt entgegnen. Der Traum vom Finale am 29. Mai lebt jedenfalls noch eine Weile weiter. Der Glauben an einen kollektiven Kraftakt eint Trainer und Team auch nach 46 Pflichtspielen noch. „Meine Mitspieler sind alle jünger, deswegen schaffen wir das“, meinte der mittlerweile 35-jährige Hasebe mit einem verschmitzten Grinsen. Seine Prognose: „Das entscheidet sich alles im Kopf.“
Am Sonntag steht für die Eintracht ein nicht ganz unwichtiges Bundesligaspiel bei Bayer Leverkusen (18 Uhr) an. Der Vierte beim Fünften. Noch haben die Hessen alle Chancen, sich direkt für die Königsklasse zu qualifizieren, womit sich automatisch die (finanziellen) Möglichkeiten ergeben würden, die wichtigsten Leihspieler fest zu verpflichten. Neben Sebastian Rode und Martin Hinteregger ist das eben auch der tadellose Torwart Trapp, der liebend gerne wieder fest ins Rheinmain-gebiet ziehen würde. Die in der Königsklasse garantierten regelmäßigen Begegnungen mit ehemaligen Pariser Kollegen wie Lockenkopf Luiz würden die Entscheidung gewiss einfacher machen.