Thüringer Allgemeine (Gotha)

Frohen Mutes an die Stamford Bridge

Eintracht Frankfurt begreift das Remis gegen den FC Chelsea als absoluten Achtungser­folg

- Von Frank Hellmann

Frankfurt. Kevin Trapp kann, wenn er nicht gerade das Tor der Frankfurte­r Eintracht hütet, ein sehr freundlich­er Mensch sein. Auch David Luiz, ein Charakterk­opf vom FC Chelsea, ist offenbar dieser Ansicht, sonst hätte der brasiliani­sche Abwehrstar nach dem 1:1 zwischen dem deutschen und englischen Pokalsiege­r im Europa-league-halbfinale nicht noch lange mit dem gebürtigen Saarländer geplauscht. Beide haben sich aus ihrer gemeinsame­n Zeit bei Paris St. Germain schätzen gelernt. Der eine trug bei der Unterredun­g auf dem Rasen ein blau-weißes Täschchen im Arm (Trapp), der andere hatte sein kanarienge­lbes Trikot schon ausgezogen (Luiz).

Richtig unzufriede­n wirkte keiner der Protagonis­ten, was ja auch die Gemengelag­e nach einer packenden, vor allem aber atmosphäri­sch hochklassi­gen Auseinande­rsetzung widerspieg­elte. „Das Ergebnis lässt alle Möglichkei­ten. Chelsea hat die Trümpfe in der Hand, aber wir können was holen“, sagte Trainer Adi Hütter. Der 49-Jährige belobigte einen „absoluten Achtungser­folg gegen eine absolute Spitzenman­nschaft“. Zweifel absolut ausgeschlo­ssen.

Die Ausgangsla­ge fürs Rückspiel an der Stamford Bridge am kommenden Donnerstag habe sich gar nicht so groß verändert, befand der Österreich­er: „Chelsea war vorher der Favorit und ist es jetzt immer noch. Wir brauchen Mut und Selbstvert­rauen. Wir müssen ein Tor erzielen, eher zwei.“Für unmöglich hält das niemand aus der Eintrachte­ntourage, auch wenn alle die von Routinier Makoto Hasebe geäußerte Einschätzu­ng teilen: „Der Gegner ist noch einmal eine Stufe höher als Schachtjor, Inter oder Benfica.“

Hauptsache Baku wird manch einer in Frankfurt entgegnen. Der Traum vom Finale am 29. Mai lebt jedenfalls noch eine Weile weiter. Der Glauben an einen kollektive­n Kraftakt eint Trainer und Team auch nach 46 Pflichtspi­elen noch. „Meine Mitspieler sind alle jünger, deswegen schaffen wir das“, meinte der mittlerwei­le 35-jährige Hasebe mit einem verschmitz­ten Grinsen. Seine Prognose: „Das entscheide­t sich alles im Kopf.“

Am Sonntag steht für die Eintracht ein nicht ganz unwichtige­s Bundesliga­spiel bei Bayer Leverkusen (18 Uhr) an. Der Vierte beim Fünften. Noch haben die Hessen alle Chancen, sich direkt für die Königsklas­se zu qualifizie­ren, womit sich automatisc­h die (finanziell­en) Möglichkei­ten ergeben würden, die wichtigste­n Leihspiele­r fest zu verpflicht­en. Neben Sebastian Rode und Martin Hinteregge­r ist das eben auch der tadellose Torwart Trapp, der liebend gerne wieder fest ins Rheinmain-gebiet ziehen würde. Die in der Königsklas­se garantiert­en regelmäßig­en Begegnunge­n mit ehemaligen Pariser Kollegen wie Lockenkopf Luiz würden die Entscheidu­ng gewiss einfacher machen.

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