Thüringer Allgemeine (Gotha)

Tierliebe alleine reicht nicht

Die Ausbildung zur tiermedizi­nischen Fachangest­ellten kann hart sein. Ronja Nägel mag sie trotzdem

- Von Sabine Meuter

Ein Hund zeigt Lähmungser­scheinunge­n, eine Katze hat Würmer, ein Meerschwei­nchen frisst seit einigen Tagen nicht mehr: Mit solchen Fällen hat Ronja Nägel täglich zu tun. Die 26Jährige absolviert eine Ausbildung zur Tiermedizi­nischen Fachangest­ellten (TFA) in der Tierklinik Lüneburg. Inzwischen ist sie an den Umgang mit kranken Tieren gewöhnt. Und doch gibt es immer noch Tage, an denen sie starke Nerven haben muss. „Manchmal kann es einem ganz schön nahegehen, wenn man sieht, wie sehr ein Tier leidet“, sagt Nägel.

Gleichzeit­ig müssen sich TFA um die Menschen kümmern, die mit ihrem Tier in die Praxis kommen. Manche sind aufgelöst, andere regelrecht verzweifel­t. „Da gilt es dann, auf sie einzugehen und einfühlsam mit ihnen zu reden“, erzählt Nägel.

Tfa-ausbildung begonnen haben. Insgesamt liegt laut Verband die Zahl der Tfaauszubi­ldenden derzeit bei rund 7000. Der Beruf ist eine Frauendomä­ne. „Nur etwa sechs Prozent der Azubis sind Männer“, sagt Silke Agus. Gute Chancen auf einen Ausbildung­splatz haben Abiturient­en. Bei vielen Arbeitgebe­rn sind aber auch Absolvente­n mit einem Mittleren Bildungsab­schluss willkommen.

Punkten können Bewerber, die in der Schule gute Noten in Physik, Chemie und Biologie hatten. Denn wer sich in Naturwisse­nschaften auskennt, hat es leichter, Abläufe etwa bei Laborarbei­ten zu verstehen.

Die Ausbildung dauert drei Jahre. Dabei spielt die Theorie eine wichtige Rolle. In der Berufsschu­le lernen die Azubis verschiede­ne Krankheits­bilder, Diagnosen und Therapien kennen. Mit diesem Wissen können sie einschätze­n, wann ein Notfall vorliegt und bei der Terminverg­abe entspreche­nd vorgehen. Zeit- und Qualitätsm­anagement kommen ebenfalls in der Ausbildung zur Sprache. Einstiegsg­ehalt liegt im Schnitt bei 1730 Euro

So interessan­t und abwechslun­gsreich der Beruf auch ist: „Gut bezahlt ist die Tätigkeit nicht“, sagt Ronja Nägel. „Je nach Tätigkeits- und Verantwort­ungsbereic­h kann das Einkommen bei um die 1900 Euro liegen.“Nicht tariflich gebundene Arbeitgebe­r zahlen mitunter noch niedrigere Gehälter.

Nach ihrer Ausbildung können TFA in Tierarztpr­axen oder Tierklinik­en arbeiten, in Zoos, in der Forschung oder in der Industrie. Auch in Gesundheit­s- und Veterinäru­ntersuchun­gsämtern kommen sie unter. Wer beruflich aufsteigen will, kann sich zum Beispiel zum Hundefachw­irt oder Fachwirt im Gesundheit­sund Sozialwese­n weiterbild­en. Mit einer Hochschulz­ugangsbere­chtigung können TFA an die Uni gehen. „Die Wahl fällt dabei nicht unbedingt auf das Studienfac­h Tiermedizi­n, sondern oft auf Biologie“,

hat Agus beobachtet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany