Ein engagierter Schriftsteller Zum 15. Todestag von Hanns Cibulka
Gotha. Vor fünfzehn Jahren, am 20. Juni 2004, starb Hanns Cibulka, der weithin bekannte Lyriker und Prosaist sowie verdiente Leiter der Gothaer Stadtund Kreisbibliothek. Cibulka machte schon zu DDR-Zeiten die globale Umweltzerstörung gegen den Widerstand der Zensur zum Thema und wurde auch der erste „Grüne“unter den ostdeutschen Schriftstellern genannt.
1996 bereits zeichnete er in einem seiner literarischen Tagebücher das Schreckensbild einer künftigen totalverwüsteten Thüringer Dürre-Landschaft im Jahr 2090 – eine Horrorvision, die aus heutiger Sicht freilich sehr viel früher Wirklichkeit werden könnte.
Passend hierzu sei aus Hanns Cibulkas „Heimkehr der verratenen Söhne“, Seite 94, zitiert:
„Tambach-Dietharz Sommer 2090 … auf den Dächern gibt es keine Tauben mehr, vergebens sucht man im Kurpark nach einer Amsel, nach einem Star, kein Blätterrauschen, die Bäume stehen kahl, auch auf dem Markt keine Pilze, keine Blumen, die Sonne hat in den Gärten nicht nur die Gräser versengt, auch die Blumenstauden sind vertrocknet, und die Wochenendsiedlung auf dem Hög ist zu einem staubigen Asylantenheim geworden. Der Mörtel an den Häusern ist durch die Sonneneinstrahlung so mürbe, daß er in großen Flächen abbröckelt, man kann ihn zwischen den Fingerspitzen zerreiben, seine Farben sind lange schon verblasst. Die Erde birst, es gibt Risse, in die man seine ganze Hand legen kann. Mitten in Europa, im Herzen Deutschlands, wo vor hundert Jahren noch die Thüringer Wälder grünten, eine halbafrikanische Landschaft, zwischen dem Rotliegenden wachsen Opuntien und Agaven. Unter dem Glutstrahl der Sonne verkarstet der Boden, medusenhaft blicken die Berge hinunter ins Tal.“