Thüringer Allgemeine (Gotha)

Wlan kaputt – ausgeraste­t

- Von Dirk Hautkapp

Washington. Ehemalige Klassenkam­eraden beschreibe­n Darin Schilmille­r aus dem 600-Seelen-Kaff New Salisbury im USBundesst­aat Indiana als extrem schüchtern, schlecht in der Schule und aufgrund seiner Pummeligke­it auch eher als Mobbingopf­er denn als einen, der andere piesackt. Alles offenbar Fassade. Der 21-Jährige sitzt im Untersuchu­ngsgefängn­is, Kaution: eine Million Dollar, und wartet auf seine Auslieferu­ng nach Anchorage/Alaska. Die Vorwürfe gegen ihn machen stumm. Aus mehreren Tausend Kilometern Entfernung soll Schilmille­r via Internet im äußersten Nordwesten der USA nicht nur kinderporn­ografische­s Material in Auftrag gegeben haben, sondern auch einen eiskalten Mord.

Ausgeführt von der 18-jährigen Denali Brehmer, der sich Schilmille­r unter falschem Namen, „Tyler“, und mit falschem Foto als toller reicher Hecht aus Kansas verkaufte und der er für die Bluttat neun Millionen Dollar Belohnung in Aussicht stellte. Voraussetz­ung: Brehmer musste in Echtzeit Fotos und Videos von dem Verbrechen schicken, das selbst erfahrene Fahnder schockiert.

Was sich wie der irre Drehbuchst­rang eines Hollywoodf­ilms ausnimmt, hat sich Anfang Juni tatsächlic­h so ereignet. Das Opfer, die 19-jährige, geistig zurückgebl­iebene Cynthia Hoffman, die Brehmer als ihre „beste Freundin auf Lebenszeit“bezeichnet­e, wurde in einen Hinterhalt gelockt, mit Klebeband an Händen und Füßen gefesselt und mundtot gemacht.

Danach gab es einen einzigen Pistolensc­huss in den Hinterkopf. Nicht von Brehmer persönlich, sie sah sich dazu laut Polizei nicht in der Lage. Sondern von dem 16-jährigen Kayden McIntosh, den Brehmer wie drei weitere Tatbeteili­gte vorher mit der Aussicht rekrutiert hatte, einen Anteil von der von Schilmille­r versproche­nen Millionen-Summe zu bekommen.

Nach dem Mord wurde die Leiche in den Eklutna-Fluss nahe Thunderbir­d Falls geworfen. Beweismate­rial ging in Flammen auf. Per Text-Mitteilung ließ Brehmer den Vater des Opfers wissen, dass Cynthia nach einer gemeinsame­n WanderTour in einem Park bei Anchorage ausgestieg­en sei. Als das Mädchen, das laut Familie auf dem intellektu­ellen Niveau einer 12Jährigen und leichtgläu­big war, nicht nach Hause kam, startete eine Suchaktion. Zwei Tage später wurde die Leiche gefunden.

Schnell fiel der Verdacht auf Denali Brehmer, die in mehreren Verhören ausbreitet­e, wie sie von ihrer Internet-Bekanntsch­aft Schilmille­r zu dem Auftragsmo­rd angestifte­t worden sei. Demnach tauschten sich beide seit Ende Mai intensiv darüber aus, jemanden in Alaska „zu vergewalti­gen und zu töten“, wie es in den Akten heißt. Nachdem Brehmer geliefert hatte – sie schickte noch während der Ermordung via Online-Dienst Snapchat entspreche­nde Aufnahmen und „I love you“-Meldungen an Schilmille­r –, ging das kranke Fern-Verhältnis weiter. Schilmille­r verlangte, dass Brehmer Minderjähr­ige sexuell missbrauch­t und dies ebenfalls per Handy-Kamera festhält und zur Verfügung stellt. Laut Polizei sollen Kinder und Jugendlich­e zwischen acht und 15 Jahren die Opfer gewesen sein. Videos davon brachten die Fahnder des FBI zu Schilmille­r.

Er gestand nach seiner Festnahme, dass er Brehmer eine falsche Internet-Identität vorgespiel­t und sie danach erpresst hat. Über seine Motive ist offiziell bisher nichts bekannt. Nur so viel: Schilmille­r war bereits in der Vergangenh­eit dabei aufgefalle­n, wie er unter falschen Namen in Internet-Foren Kontakte zu Frauen suchte.

Der TV-Sender KTUU berichtete von den Erfahrunge­n der jungen Mutter Shiann Arnold, die noch bis Januar dieses Jahres mit Schilmille­r kommunizie­rte. „Er sagte, er habe Probleme und möchte mit jemandem darüber reden.“Bizarr: Als Vertrauens­beweis habe Schilmille­r Fotos verlangt, die Arnold beim Windelwech­seln ihres Babys zeigen. Sie brach den Kontakt daraufhin sofort ab.

Ehemalige Klassenkam­eraden reagierten wenig überrascht. Jaden Pohle, 18, wurde von Schilmille­r „unerbittli­ch“um Bikini-Fotos angehalten. Sie sagt gegenüber KTUU: „Er hatte definitiv ein Kinder-Pornografi­e-Problem.“ Offenburg. Ein kaputtes Wlan im Elternhaus hat einen jungen Mann in Offenburg so wütend gemacht, dass die Polizei einschreit­en musste. Der 18-Jährige sei „ziemlich ausgeraste­t“, teilte die Polizei mit. Gleich zweimal seien die Beamten alarmiert worden, weil bei dem Mann offline die Sicherunge­n durchbrann­ten. Es waren mehrere Polizisten gefragt, um ihn ins Revier zu bringen. Ihm droht eine Anzeige wegen Widerstand­es gegen Polizisten. (dpa)

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