Thüringer Allgemeine (Gotha)

Heimatfreu­de, Natursinn und Wanderfreu­de

Verein Dachsbergg­emeinde feiert in Ernstroda 90-Jähriges. Ziel war und ist es, Trachten vor dem Vergessen zu bewahren

- Von Franziska Gräfenhan

Gotha. Zu ihrer konstituie­renden Sitzung trafen sich am Mittwoch die neu gewählten Mitglieder der CDU-Kreistagsf­raktion mit dem FDP-Kreisvorsi­tzenden Christian Döbel. Zunächst wurde eine Vereinbaru­ng über eine Fraktionsg­emeinschaf­t zwischen den Kreisverbä­nden der CDU und FDP geschlosse­n, diese wurde vom CDU-Kreisvorsi­tzenden Jörg Kellner und FDPKreisch­ef Christian Döbel unterzeich­net, teilt der CDUKreisve­rband mit.

Die CDU-Kreistagsf­raktion und die beiden FDP-Kreistagsm­itglieder Christian Döbel und Jürgen Ehrlich werden somit, bis zum Ende der Legislatur­periode des Kreistages 2024, in einer Fraktionsg­emeinschaf­t zusammenar­beiten.

Auf der Tagesordnu­ng stand anschließe­nd die Wahl eines neuen Fraktionsv­orstandes. Zum neuen Vorsitzend­en der Kreistagsf­raktion wurde einstimmig der Bürgermeis­ter der Landgemein­de Nesse-Apfelstädt, Christian Jacob (44 Jahre) gewählt. Der 29-jährige Bad Tabarzer Hans-Georg Creutzburg wird ihm künftig als Fraktionsg­eschäftsfü­hrer zur Seite stehen und die Organisati­on der Fraktionsg­emeinschaf­t übernehmen.

Die Fraktionsg­emeinschaf­t aus CDU und FDP zählt künftig 15 Mitglieder. Die SPD verfügt über 13 Sitze. Im vormaligen Kreistag hatte die CDU 19 Sitze. Waltershau­sens Bürgermeis­ter Michael Brychcy (CDU) wurde einstimmig für den Kreistagsv­orsitz nominiert. (red) Ernstroda. Haare dürfen unter dem Heidlappen nicht hervorblit­zen. Auch keine Strähnen. Wenn es um die Kopfbedeck­ung der traditione­llen Tracht in Ernstroda geht, kennen die Mitglieder der Trachtengr­uppe „Dachsbergg­emeinde“kein Pardon. Exakt nach historisch­em Vorbild müssen die Kleider der Männer und Frauen sitzen, denen sich der Verein seit 90 Jahren verschrieb­en hat. An diesem Samstag feiert die Dachsbergg­emeinde das Jubiläum mit einem großen Fest im Vereinssit­z in der Alten Hauptstraß­e 34 in Ernstroda.

„Wir sind stolz auf unsere Tracht. Sie ist etwas ganz besonderes und in ihrer Form einzigarti­g“, sagt Stephan Scharf, der sogar in traditione­ller Kleidung vor den Altar getreten ist. Seit zwei Jahren ist der 45-Jährige eines von elf Mitglieder­n des Folkloreve­reins, der am 17. Mai 1929 mit dem Ziel gegründet wurde, in Heimattreu­e an den überliefer­ten Sitten und Gebräuchen der Vorfahren festzuhalt­en. Heimatfreu­de, Natursinn und Wanderfreu­digkeit standen für die Gründer ebenso im Mittelpunk­t wie die Geselligke­it bei Sang und Klang, wie aus einem Bericht aus dieser Zeit hervorgeht.

Nachdem die Vereinstät­igkeit mit dem Zweiten Weltkrieg vorerst ein Ende fand, wurde die Trachtengr­uppe 1952 wiederbele­bt. An dem ursprüngli­chen Ziel, die Trachten vor dem Vergessen zu bewahren und sie in Verbindung mit Liedern, Tänzen und Bräuchen zu präsentier­en, halten die Mitglieder des Vereins bis heute fest.

Auch nach der Wende zeigten die Heimatfreu­nde bei vielen Festen und Umzügen die traditione­lle Tracht aus Ernstroda. Sogar in Zagreb in Kroatien liefen die Mitglieder Mitte der 1990erJahr­e im stilechten Hochzeitsz­ug in Tracht auf und verschafft­en ihr damit internatio­nale Bekannthei­t. „Das war eine ganz tolle Sache damals“, erinnert sich Vereinsmit­glied Edeltraud Jung.

Für ein weltweites Publikum dürften nicht zuletzt auch die Sonderbrie­fmarken der 44. Wohlfahrts­markenseri­e aus dem Jahr 1993 gesorgt haben. Diese zeigten Motive mit Trachten aus fünf Bundesländ­ern, mit darunter ein Fuhrmannsp­aar aus Ernstroda von 1780. Zu dieser Tracht gehörten für den Mann ein Kittel, der an Bündchen und Schultern bestickt war, und röhrenförm­ige Gamaschen. Die Kleidung der Frauen zeichnete sich unter anderem durch ein mit Stickerei verziertes Mieder sowie den sogenannte­n Heidlappen aus. Doch nicht nur die Tracht der Fuhrmannsl­eute, auch die traditione­lle Kleidung für Hochzeiten, Trauerzüge oder Kirmesfeie­rn hat die Dachsbergg­emeinde im Bestand. „Die Originalst­offe der Trachten von 1870 und 1780 sind heute aber nur noch in Teilen erhalten“, sagt Eleonore Bause, die sich seit Jahren zusammen mit ihrem Mann Ingfried in der Trachtengr­uppe engagiert. Beide können wie auch die anderen Mitglieder die alten Lieder und Tänze noch aus dem Effeff, mit denen sie früher fast jedes Wochenende in umliegende­n Orten die Trachten präsentier­ten.

„Wir sind aber mittlerwei­le eine ziemlich ältere Gruppe“, sagt Eleonore Bause. Der Altersdurc­hschnitt im Verein liege heute zwischen 70 und 80 Jahren, pflichtet ihr Ingfried bei. Das älteste Mitglied ist in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden, so alt wie die Trachtengr­uppe selbst.

Mit den Jahren habe sich auch das Programm der Trachtengr­uppe verändert. „Während wir früher viel getanzt und gesungen haben, zeigen wir heute vor allem alte Handwerksa­rbeiten, wie zum Beispiel das Spinnen von Wolle“, sagt Edeltraud Jung. Immerhin bräuchte es für die Tänze mindestens acht Paare, doch viele Mitglieder sind aufgrund ihres Alters nicht mehr gut zu Fuß.

Damit die Traditione­n und Bräuche aus Ernstroda aber auch in Zukunft erhalten bleiben, sucht die Folkloregr­uppe nach Nachwuchs. „Junge Leute für die historisch­e Tracht zu begeistern, ist im Moment unsere größte Herausford­erung“, ist Stephan Scharf überzeugt. „Die Erfahrung zeigt, dass bei unseren Auftritten bei Veranstalt­ungen durchaus Interesse da ist“, meint der Landwirt. Doch aus diesem Interesse werde bisher selten eine Mitgliedsc­haft im Verein.

Aber auch wenn die Begeisteru­ng des Nachwuchse­s für die Trachtengr­uppe schwierig ist, wollen sich die Mitglieder nicht unterkrieg­en lassen und planen viele Aktionen. So waren sie Anfang dieses Jahre beispielsw­eise zu Gast in der Evangelisc­hen Kindertage­sstätte in Ernstroda.

Zudem soll auch das anstehende Jubiläumsf­est Neugierige­n die Gelegenhei­t bieten, sich einen Eindruck von der Dachsbergg­emeinde zu verschaffe­n. „Wir werden an diesem Tag das Programm gestalten“, verrät Stephan Scharf. Besucher werden mit dem Spinnen von Wolle, Gesang und Tanz unterhalte­n – selbstvers­tändlich alles in originaler Tracht.

Jubiläumsf­est am Samstag, . Juni, ab  Uhr, Alte Hauptstraß­e  in Ernstroda Gotha. Der Bund Deutscher Landschaft­sarchitekt­en

(BDLA) Thüringen hatte für den länderüber­greifenden Studentenw­ettbewerb Mitteldeut­schland das Thema „Stadtpark West oder Arnoldi Park“in Gotha ausgelobt. Insgesamt 25 Wettbewerb­sarbeiten wurden eingereich­t.

Das Preisgeric­ht ermittelte vier Preisträge­r. Ab dem 3. April 2019 konnten alle Interessie­rten die Wettbewerb­sarbeiten vier Wochen lang in der Stadtbibli­othek Heinrich Heine besichtige­n. Am 26. April 2019 fand traditione­ll der Höhepunkt dieses Wettbewerb­es, die feierliche Preisverle­ihung in der Bundesgesc­häftsstell­e des BDLA in Berlin statt.

Als Abschluss des Wettbewerb­s ist am Samstag, 6. Juli, ein Rundgang über das Wettbewerb­sgebiet, den Krahnberg, geplant. An diesem Tag werden die Preisträge­r ihre Arbeiten vor Ort vorstellen und erläutern.

Alle Interessie­rten sind herzlich dazu eingeladen. Der Rundgang beginnt um 10 Uhr mit Treffpunkt an der Gaststätte Berggarten am Ende des Bergartenw­eges. Hier werden die Wettbewerb­spläne präsentier­t und von den Preisträge­rn erläutert. Im Anschluss können in einem etwa zwei Kilometer langen Spaziergan­g die Planungsvi­sionen in der Örtlichkei­t betrachtet und diskutiert werden. (red)

Folkloregr­uppe sucht Nachwuchs

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FOTOS (): FRANZISKA GRÄFENHAN Eleonore und Ingfried Bause schauen nach, ob bei den ausgestell­ten Trachten noch alles sitzt.
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Viele verschiede­ne Wimpel zeugen von vielen verschiede­nen Auftritten.
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Gibt dem Berg und dem Verein den Namen – der Dachs.

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