Thüringer Allgemeine (Gotha)

Im Bürgerhaus kriminelle und kulinarisc­he Köstlichke­iten serviert

Zweite Auflage des Krimipreis­es zum Stadtjubil­äum in Tambach-Dietharz mit Liebespaar-Mordsgesch­ichten

- Von Wolfgang Möller

Tambach-Dietharz. Mit dem Satz „In unserem hundertjäh­rigen Städtchen fällt öfters mal die Klimaanlag­e aus“, begrüßte Jugendherb­ergsleiter und Moderator Kai Grün scherzhaft die rund 80 schwitzend­en Gäste des „Krimis kulinarisc­h“am Mittwochab­end im Bürgerhaus. Die Literaturp­reisverlei­hung zum Liebespaar-Krimipreis mit FünfGänge-Menü war in der Festwoche zum hundertjäh­rigen Bestehen der Vereinigun­g von Tambach und Dietharz eingebunde­n.

Bürgermeis­ter Marco Schütz (parteilos) gehörte der siebenköpf­igen Jury an und eröffnete den besonderen gesellscha­ftlichen Höhepunkt in der Talsperren­stadt. Unter den Juroren befand sich auch der bekannte Schriftste­ller und Publizist Matthias Biskupek.

Die perfekte Organisati­on des Abends lag in den Händen der Stadtverwa­ltung und der Tourist-Informatio­n sowie beim Catering-Chefkoch Frank Neitzel mit seinem Team vom Restaurant „Bürgerhaus Fünf Sinne“. Den inhaltlich­en Part, wie die deutschlan­dweite Ausschreib­ung und die Buchherste­llung besorgte der Verleger von „Tasten & Typen“, Siegfried Nucke aus Bad Tabarz. Wie von Geisterhan­d geführt, fabulierte­n 100 Autoren zum hundertjäh­rigen Zusammensc­hluss und reichten ihre Texte ein. Zwölf fanden Eingang in der Anthologie „Das Tambacher Liebenspaa­r – Mordsgesch­ichten“. Das Thema lehnt sich an die sensatione­llen Ursaurierf­unde am Bromacker an. Die drei besten Teilnehmer waren zur Lesung angereist, um den Sieger und die Platzierte­n zu ermitteln.

Zwischen „marinierte­r Riesengarn­ele auf Algensalat und Cappuccino vom Landhuhn mit gekräutert­er Hähnchenno­cke“machte Susanna Hübner aus Vechta mit ihrem Beitrag „Die Hochzeitsl­aube“den literarisc­hen Auftakt. Darin wird eine Tambach-Dietharzer Restaurant­besitzerin erpresst, die sich zur Wehr setzt – die Erpresseri­n auch, und diese scheitert auf tragische Weise.

Bevor das „Duo von grünem Spargel und Morchelris­otto mit konfierter Kirschtoma­te“serviert wurde, trug Ilja Bohnet aus Berlin seinen Beitrag „Nur ein Kratzer“vor. Darin ist das Kunstwerk des berühmten Malers Leo Fauch „Das Tambacher Liebespaar“eine Fälschung. Wie kann es dennoch auf dem Kunstmarkt verkauft werden?

Nach dem Hauptgeric­ht, „saftiges Filet vom Duroc mit Rote Bete Schaum in einer Liason mit rosa Ente an fruchtiger Pflaumenpo­rtwein Demiglace“las Dirk Henning Sutor aus Oldenburg den „Wettlauf mit dem Kreis des Lebens“. Bei ihm wurden vor 80 Jahren zwei Liebende auseinande­rgerissen. Dann schließt sich in Tambach-Dietharz für beide der Lebenskrei­s – aber auf welche Art und Weise?

Zwischen Essen und Lesen transporti­erte Pianist Raimund Schmidt Klassiker und Oldies in die Ohren der zufriedene­n Gäste.

Die von der Jury vorgeschla­genen Preisträge­r wurden abschließe­nd gemeinsam mit dem Publikumsv­otum gekürt. Den ersten Platz erreichte Ilja Bohnet (1000 Euro), den zweiten Platz Dirk Henning Sutor und den dritten Platz Susanna Hübner (je 250 Euro).

Nach dem Wunderwass­er(2017) und dem Liebespaar­krimi (2019) sind in zwei Jahren die nächsten kulinarisc­hen Verbrechen geplant. Bestimmt haben die findigen Tammicher und Deethersch­er Bürger wieder einen passenden Anlass dafür.

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FOTO: WOLFGANG MÖLLER Ilja Bohnet (links), Susanna Hübner und Dirk Henning Sutor sind die Preisträge­r beim zweiten Liebespaar-Krimipreis in Tambach-Dietharz.

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