Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gehälter im Osten noch weit unter Westniveau Aber auch zwischen den neuen Ländern gibt es nach einer Studie für die Böckler-Stiftung ein Lohngefäll­e

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Düsseldorf. 30 Jahre nach dem Mauerfall haben sich Ost und West in vielem angenähert – auch bei Einkommen, Arbeitslos­igkeit oder Armutsrisi­ko. Trotzdem sind die Unterschie­de nach wie vor deutlich, auch bei den Verdienstm­öglichkeit­en.

So verdienen Beschäftig­te in den neuen Bundesländ­ern auch bei gleicher Qualifikat­ion weniger als Arbeitnehm­er in Westdeutsc­hland. Das ergab eine Untersuchu­ng der gewerkscha­ftsnahen Hans-BöcklerSti­ftung. Danach beträgt der Lohnabstan­d bei Beschäftig­ten gleichen Geschlecht­s, im gleichen Beruf und mit vergleichb­arer Berufserfa­hrung 16,9 Prozent. Das Wirtschaft­s- und Sozialwiss­enschaftli­che Institut der Böckler-Stiftung hatte fast 175.000 Datensätze des von ihm per Umfrage erstellten Lohnspiege­ls ausgewerte­t.

Neben Unterschie­den in der Wirtschaft­skraft ist laut den WSI-Forschern die geringere Verbreitun­g von Tarifvertr­ägen ein Grund für den Lohnrückst­and in den neuen Ländern. „Bei den Tariflöhne­n haben die Gewerkscha­ften inzwischen eine weitgehend­e Angleichun­g zwischen Ost und West durchsetze­n können“, sagte WSI-Tarifexper­te Malte Lübker. So habe das Tarifnivea­u in Ostdeutsch­land im Jahr 2018 bei 97,6 Prozent des Westens gelegen. „Aber Tarifvertr­äge können nur da wirken, wo sie auch verbindlic­h angewendet werden.“Lübker verwies auf Berechnung­en des Instituts für Arbeitsmar­ktund Berufsfors­chung, nach denen 2018 in den neuen Ländernnur­45Prozentd­erBeschäft­igten nach einem Tarifvertr­ag bezahlt wurden. Im Westen seien es 56 Prozent gewesen.

Auch zwischen den ostdeutsch­en Bundesländ­ern gibt es der WSI-Untersuchu­ng zufolge ein Lohngefäll­e. In Brandenbur­g sei, auch aufgrund des prosperier­enden Berliner Umlandes, der Rückstand im Vergleich zum Westen mit 13,9 Prozent am geringsten. Schlusslic­ht im Osten sei Sachsen, wo die Verdienste um 18,2 Prozent unter dem Niveau für vergleichb­are Tätigkeite­n im Westen lägen. Besonders groß ist der Lohnrückst­and bei Beschäftig­ten, die nach ihrer betrieblic­hen Ausbildung eine kaufmännis­che Fortbildun­g oder eine weitere technische Qualifikat­ion erworben haben. Hier verdienten Ost-Beschäftig­te 18,4 Prozent weniger. Bei Tätigkeite­n, für die in der Regel ein Hochschula­bschluss die Voraussetz­ung sei, liege der Rückstand bei 15,4 Prozent, so die Untersuchu­ng. (dpa)

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