Gera als Spiegel Europas Deutschland darf im Jahr 2025 eine der Kulturhauptstädte Europas stellen. Acht Bewerber kandidieren
Berlin. Gera steht mit sieben weiteren deutschen Städten im Rennen um den Titel der europäischen Kulturhauptstadt 2025. „Ich bin froh, dass wir aus vielen Landstrichen Deutschlands Städte dabei haben“, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD), derzeit Vorsitzender der Kulturministerkonferenz, am Dienstag nach Ablauf der Bewerbungsfrist. Um den Titel bewerben sich außerdem Chemnitz, Dresden, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Nürnberg und Zittau. Damit kommen fünf von acht Städten aus einem ostdeutschen Bundesland.
„Gera ist Europa im Konkreten und im Besonderen“, sagte Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) bei der Vorstellung in Berlin. Mit der Bewerbung solle im Kleinen gezeigt werden, wie Europa im Großen aussehen könne. Vonarb verwies auf die vielfältige Industrie- und Kulturgeschichte der Ostthüringer Stadt: „Die Idee des europäischen Humanismus, der Weltoffenheit und Toleranz sind an wenigen Orten so eng verknüpft mit ökonomischem Fortschritt und Zukunftsfreude wie in Gera.“Es solle zudem gezeigt werden, wie sich Stadt und Land wechselseitig durchdringen.
Setzt sich Gera durch, dann sollen rund 38 Millionen Euro in das Programm der Kulturhauptstadt fließen. Das Budget soll dabei aus Mitteln von Bund, Land, Stadt sowie aus Einnahmen bestritten werden. In ihrer Bewerbung sehen sich die Ostthüringer auch als Modell für industrielle Transformation. Dabei nehmen sie auf die Umbrüche nach der Wiedervereinigung 1990 Bezug.
Zudem geht es mit Blick auf den einstigen Uranbergbau in der Region auch um Fragen der Ausbeutung von Ressourcen sowie nach den Folgen für Mensch, Klima und Natur. Deutschland darf im Jahr 2025 neben Slowenien eine der beiden Kulturhauptstädte Europas stellen. Im Dezember trifft eine Jury eine Vorauswahl, im Herbst 2020 sollen dann die Titelträger feststehen.
Die letzte europäische Kulturhauptstadt aus Deutschland war Essen mit dem Ruhrgebiet (2010). Ausgezeichnet wurden auch schon Weimar (1999) und West-Berlin (1988). Für dieses Jahr wurden das italienische Matera und das bulgarische Plowdiw ausgewählt. (dpa)