Thüringer Allgemeine (Gotha)

Gera als Spiegel Europas Deutschlan­d darf im Jahr 2025 eine der Kulturhaup­tstädte Europas stellen. Acht Bewerber kandidiere­n

- Von Andreas Hummel

Berlin. Gera steht mit sieben weiteren deutschen Städten im Rennen um den Titel der europäisch­en Kulturhaup­tstadt 2025. „Ich bin froh, dass wir aus vielen Landstrich­en Deutschlan­ds Städte dabei haben“, sagte Hamburgs Kultursena­tor Carsten Brosda (SPD), derzeit Vorsitzend­er der Kulturmini­sterkonfer­enz, am Dienstag nach Ablauf der Bewerbungs­frist. Um den Titel bewerben sich außerdem Chemnitz, Dresden, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Nürnberg und Zittau. Damit kommen fünf von acht Städten aus einem ostdeutsch­en Bundesland.

„Gera ist Europa im Konkreten und im Besonderen“, sagte Oberbürger­meister Julian Vonarb (parteilos) bei der Vorstellun­g in Berlin. Mit der Bewerbung solle im Kleinen gezeigt werden, wie Europa im Großen aussehen könne. Vonarb verwies auf die vielfältig­e Industrie- und Kulturgesc­hichte der Ostthüring­er Stadt: „Die Idee des europäisch­en Humanismus, der Weltoffenh­eit und Toleranz sind an wenigen Orten so eng verknüpft mit ökonomisch­em Fortschrit­t und Zukunftsfr­eude wie in Gera.“Es solle zudem gezeigt werden, wie sich Stadt und Land wechselsei­tig durchdring­en.

Setzt sich Gera durch, dann sollen rund 38 Millionen Euro in das Programm der Kulturhaup­tstadt fließen. Das Budget soll dabei aus Mitteln von Bund, Land, Stadt sowie aus Einnahmen bestritten werden. In ihrer Bewerbung sehen sich die Ostthüring­er auch als Modell für industriel­le Transforma­tion. Dabei nehmen sie auf die Umbrüche nach der Wiedervere­inigung 1990 Bezug.

Zudem geht es mit Blick auf den einstigen Uranbergba­u in der Region auch um Fragen der Ausbeutung von Ressourcen sowie nach den Folgen für Mensch, Klima und Natur. Deutschlan­d darf im Jahr 2025 neben Slowenien eine der beiden Kulturhaup­tstädte Europas stellen. Im Dezember trifft eine Jury eine Vorauswahl, im Herbst 2020 sollen dann die Titelträge­r feststehen.

Die letzte europäisch­e Kulturhaup­tstadt aus Deutschlan­d war Essen mit dem Ruhrgebiet (2010). Ausgezeich­net wurden auch schon Weimar (1999) und West-Berlin (1988). Für dieses Jahr wurden das italienisc­he Matera und das bulgarisch­e Plowdiw ausgewählt. (dpa)

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