Wirtschaftsinitiative Westthüringen zeichnet drei Kulturvereine aus
Theater am Markt Eisenach und die Vereine Art der Stadt Gotha und 3K Mühlhausen freuen sich über Geldsegen
Eisenach. Zwei hochbeinige Damen in Weiß und Rot begrüßen die Gäste des Abends am Hotel auf der Wartburg. Es sind Franziska Schnauß und Daniela Rockstuhl vom Verein Art der Stadt Gotha, die auf Hochstelzen laufen. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ist sofort zu Fotos bereit, lässt sich auch so dirigieren, dass die Wartburg im Hintergrund erscheint. Dann geht sie noch hinauf zur Zugbrücke, um sich von Burghauptmann Günter Schuchardt ganz kurz die Wartburg vorstellen zu lassen.
Derweil warten im Wappensaal die Gäste. Die Wirtschaftsinitiative Westthüringen hat eingeladen. Sie würdigt zum fünften Mal besondere Leistungen in Wirtschaft, Kultur und im Sozialbereich und hat sich aus diesem Anlass entschieden, einen Sonderpreis „Kultur“auszuloben. „Wir wollen das Potenzial und die Tatkraft in unserer Region zeigen“, sagte Jürgen Diwo, der Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative. Er begrüßte Franziska Giffey als „Mutmacherin mit Herz und Verstand“.
Die Ministerin, die bereits den Tag über in Thüringen unterwegs war und sich beispielsweise eine Senioren-Wohngemeinschaft und ein Mehrgenerationenhaus angesehen hatte, lobte die Ostdeutschen: „Was sie in den letzten 30 Jahren auf die Beine gestellt haben, ist großartig“. Sie sei gern der Einladung gefolgt, um kulturelles Engagement zu würdigen. Die Preisträger des mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Sonderpreises „Kultur“sind das Theater am Markt in Eisenach, der Verein Art der Stadt Gotha und der Verein 3K – Kunst, Kultur, Kommunikation aus Mühlhausen.
Das Theater am Markt, so betonte die Ministerin, „ist ein Theater für alle Generationen“. Das jüngste Mitglied sei acht, das älteste 71 Jahre alt. Besonders freute es Giffey, dass im aktuellen Spielplan das Stück „Ungehaltene Reden von ungehaltenen Frauen“steht.
Schließlich sei es 100 Jahre her, dass Frauen erstmals wählen konnten. Überhaupt: Dass sich die „Tamaten“– wie sich die Schauspieler nennen – in aktuelle gesellschaftliche Diskussionen einbringen, finde sie sehr wichtig. Bei einer Performance zeigten die Mimen einen Ausschnitt aus ihrer Produktion, in der sie sich mit dem Rechtsruck in Deutschland auseinandersetzen.
Der Verein Art der Stadt Gotha war anfangs ein Wandertheater. „Sie haben ordentlich Durchhaltevermögen an den Tag gelegt“, würdigte Giffey die Preisträger. Das Angebot sei ständig erweitert worden, beispielsweise um Fotografie, Musik und Zirkus. Besonders gut fand die Ministerin, dass es in den Herbstferien für Kinder und Jugendliche das Angebot einer Werkstatt zum Thema „30 Jahre Mauerfall“gibt. „Es ist nicht selbstverständlich, dass die junge Generation weiß, was 1989 passiert ist“, so Giffey. Sie selbst bezeichnete die friedliche Revolution „als Glücksfall des letzten Jahrhunderts.“
Über 100 Premieren in den 25 Jahren des Bestehens kann der Verein 3K aufweisen. Allein für dieses Pensum zollte Giffey große Anerkennung. Sogar in Marokko hatten die Mühlhäuser ein Gastspiel und zwar mit dem „kleinen Muck“. Der Verein richtet außerdem regelmäßig Schultheatertage aus.
Deutlich wurde, dass die ehrenamtlichen Theatermacher vielseitige Talente sein müssen, denn sie stehen nicht nur auf der Bühne, sondern bauen auch Kulissen, kümmern sich um Maske, Technik, kassieren Eintritt, organisieren die Pausenversorgung und putzen, wenn die Zuschauer längst gegangen sind.