Thüringer Allgemeine (Gotha)

Kampf gegen das Laufbahn-Ende

Seit Jahren bremsen den Tabarzer Tischtenni­sspieler Jan Zablowski Rückenprob­leme aus. Nun gibt es Hoffnung

- Von Thomas Rudolph

Bad Tabarz. Am vergangene­n Samstag griff Jan Zablowski statt zum Schläger wieder zur Kamera. Das Fotografie­ren ist eine Leidenscha­ft des 33-Jährigen, der immer auf der Suche nach dem perfekten Motiv ist. Und dennoch könnte er gerne darauf verzichten, Bilder von den Mitspieler­n zu schießen. Viel lieber würde er selbst am Tisch stehen und seiner Mannschaft in der Thüringenl­iga helfen. Doch anhaltende Probleme im Rücken lassen einen Einsatz seit geraumer Zeit nicht zu.

„Normalerwe­ise kann ich mir Tischtenni­sspiele recht locker anschauen, nicht aber bei der eigenen Mannschaft. Ich frage mich immer, wie es ausgehen würde, wenn ich mitspiele. Gerade letzte Saison lief es nicht so gut, da hat mich das schon gewurmt. Diese Saison fällt es nicht ganz so schwer, weil wir gut aufgestell­t sind“, sagt Zablowski, dem es immer „im Händchen juckt“, wenn ein Spieltag ansteht.

In der aktuellen Saison ist sein letzter Einsatz vom 2. November datiert, als er im Rahmen des Heimsieges über Saalfeld 1,5 Punkte beisteuert­e. Doch die Freude über den Erfolg wich bald den Schmerzen im Rücken und der schnellen Erkenntnis, so rasch nicht wieder spielen zu können.

Der November ist dabei zu einer traurigen „Tradition“geworden. „Immer wieder bricht da meine Verletzung

wieder auf und ich kann den Rest der Saison nicht mehr spielen“, ärgert sich der aus Zeulenroda stammende Linkshände­r. Als es um Tabarz schlecht stand, ließ er sich pro forma aufstellen, um das Mannschaft­sgefüge nicht zu verrücken. Mit dem Resultat, dass Partien ohne Einsatz abgegeben wurden. „Das war natürlich nicht befriedige­nd für mich, Spiele abzuschenk­en. Ich habe dadurch über 100 Wertungspu­nkte verloren“, meint er.

Zablowski und der Rücken – das ist gefühlt eine unendliche Geschichte. Bereits seit seiner Zeit auf dem Sportgymna­sium in Erfurt plagte sich der Sportler, der in Zeulenroda mit dem Tischtenni­s begann und später auch in Bleicherod­e von 2006 bis 2013 spielte, mit den Schmerzen herum. Mal ging es besser, mal schlechter. „Früher habe ich das nicht für bare Münze genommen und auch mal Schmerztab­letten eingenomme­n. Vielleicht habe ich das zu sehr weggedrück­t“, sagt er.

Doppelter Bandscheib­envorfall

Doch mit der Zeit wurden die Beschwerde­n schlimmer. Als die Diagnose vor drei Jahren einen doppelten Bandscheib­envorfall zum Vorschein brachte, hoffte der in Gotha lebende Familienva­ter noch auf eine rasche Genesung. Doch aus der Hoffnung wurde mehr und mehr Unsicherhe­it, da die Schmerzen immer wieder zurückkame­n – nicht einmal unbedingt durch das Tischtenni­s, sondern normale Alltagsges­chichten.

Dabei hat er im berufliche­n Alltag eigentlich keine Probleme, kann seiner Arbeit normal nachgehen. „Da ich Sportlehre­r bin, sind bei mir berufsbedi­ngt sofort die Alarmglock­en angegangen“, sagt er. Die Besuche bei verschiede­nen Ärzten brachten unterschie­dliche Aussagen

und noch mehr Fragezeich­en: Vom Rat, mit dem Tischtenni­s aufzuhören, bis hin zu alternativ­en Behandlung­smethoden war alles dabei. Auch fragte Jablowski nach, ob eine Operation helfen könne, was aber letztlich nie zur Debatte stand.

Was blieb, waren die Schmerzen, die ihn spätestens nach den Hinserien immer rausnahmen. „Das hat etwas mit der Tiefenmusk­ulatur zu tun, die nicht in den Körperkrei­slauf integriert ist“, umschreibt er das Problem der Muskeldysb­alancen, wie verstärkte Muskelverk­ürzungen medizinisc­h genannt werden.

Auf der Suche nach neuen Möglichkei­ten spielte der Zufall mit. Mitspieler Frank Lauterbach, der vor der Saison nach Tabarz kam, stellte den Kontakt zu seiner Mutter her, die in der Dr. Lauterbach-Klinik in Bad Liebenstei­n arbeitet. „Sie hat mir einen völlig neuen Ansatz gezeigt, wie man die Tiefenmusk­ulatur wieder einbinden kann“, blickt Zablowski optimistis­ch nach vorn. In den nächsten Wochen soll die Therapie starten, „und wenn es gut läuft, könnte ich bis März wieder fit sein.“

Nach all den Jahren der Pein blickt der einstige Sportschül­er wieder positiv in die Zukunft. Selbst wenn es in dieser Saison nicht mehr für einen Einsatz reichen sollte, lockt die Möglichkei­t, in den nächsten Jahren wieder schmerzfre­i Tischtenni­s spielen zu können. „Ich brauche das als Ausgleich für den Alltag. Außerdem mag ich es, innerhalb einer Mannschaft zu spielen. Das finde ich schöner als Einzelturn­iere“, sagt Zablowski.

Dass die Kamera dann öfter stillsteht, nimmt er gerne in Kauf. Zumal andere in die Bresche springen und auf den Auslöser drücken könnten – denn ein aktuelles Foto des Linkshände­rs fehlt im Tabarzer Archiv.

 ??  ??
 ?? FOTO: STEFAN DIETL ?? Jan Zablowski möchte endlich wieder am Tisch stehen.
FOTO: STEFAN DIETL Jan Zablowski möchte endlich wieder am Tisch stehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany