Kampf gegen das Laufbahn-Ende
Seit Jahren bremsen den Tabarzer Tischtennisspieler Jan Zablowski Rückenprobleme aus. Nun gibt es Hoffnung
Bad Tabarz. Am vergangenen Samstag griff Jan Zablowski statt zum Schläger wieder zur Kamera. Das Fotografieren ist eine Leidenschaft des 33-Jährigen, der immer auf der Suche nach dem perfekten Motiv ist. Und dennoch könnte er gerne darauf verzichten, Bilder von den Mitspielern zu schießen. Viel lieber würde er selbst am Tisch stehen und seiner Mannschaft in der Thüringenliga helfen. Doch anhaltende Probleme im Rücken lassen einen Einsatz seit geraumer Zeit nicht zu.
„Normalerweise kann ich mir Tischtennisspiele recht locker anschauen, nicht aber bei der eigenen Mannschaft. Ich frage mich immer, wie es ausgehen würde, wenn ich mitspiele. Gerade letzte Saison lief es nicht so gut, da hat mich das schon gewurmt. Diese Saison fällt es nicht ganz so schwer, weil wir gut aufgestellt sind“, sagt Zablowski, dem es immer „im Händchen juckt“, wenn ein Spieltag ansteht.
In der aktuellen Saison ist sein letzter Einsatz vom 2. November datiert, als er im Rahmen des Heimsieges über Saalfeld 1,5 Punkte beisteuerte. Doch die Freude über den Erfolg wich bald den Schmerzen im Rücken und der schnellen Erkenntnis, so rasch nicht wieder spielen zu können.
Der November ist dabei zu einer traurigen „Tradition“geworden. „Immer wieder bricht da meine Verletzung
wieder auf und ich kann den Rest der Saison nicht mehr spielen“, ärgert sich der aus Zeulenroda stammende Linkshänder. Als es um Tabarz schlecht stand, ließ er sich pro forma aufstellen, um das Mannschaftsgefüge nicht zu verrücken. Mit dem Resultat, dass Partien ohne Einsatz abgegeben wurden. „Das war natürlich nicht befriedigend für mich, Spiele abzuschenken. Ich habe dadurch über 100 Wertungspunkte verloren“, meint er.
Zablowski und der Rücken – das ist gefühlt eine unendliche Geschichte. Bereits seit seiner Zeit auf dem Sportgymnasium in Erfurt plagte sich der Sportler, der in Zeulenroda mit dem Tischtennis begann und später auch in Bleicherode von 2006 bis 2013 spielte, mit den Schmerzen herum. Mal ging es besser, mal schlechter. „Früher habe ich das nicht für bare Münze genommen und auch mal Schmerztabletten eingenommen. Vielleicht habe ich das zu sehr weggedrückt“, sagt er.
Doppelter Bandscheibenvorfall
Doch mit der Zeit wurden die Beschwerden schlimmer. Als die Diagnose vor drei Jahren einen doppelten Bandscheibenvorfall zum Vorschein brachte, hoffte der in Gotha lebende Familienvater noch auf eine rasche Genesung. Doch aus der Hoffnung wurde mehr und mehr Unsicherheit, da die Schmerzen immer wieder zurückkamen – nicht einmal unbedingt durch das Tischtennis, sondern normale Alltagsgeschichten.
Dabei hat er im beruflichen Alltag eigentlich keine Probleme, kann seiner Arbeit normal nachgehen. „Da ich Sportlehrer bin, sind bei mir berufsbedingt sofort die Alarmglocken angegangen“, sagt er. Die Besuche bei verschiedenen Ärzten brachten unterschiedliche Aussagen
und noch mehr Fragezeichen: Vom Rat, mit dem Tischtennis aufzuhören, bis hin zu alternativen Behandlungsmethoden war alles dabei. Auch fragte Jablowski nach, ob eine Operation helfen könne, was aber letztlich nie zur Debatte stand.
Was blieb, waren die Schmerzen, die ihn spätestens nach den Hinserien immer rausnahmen. „Das hat etwas mit der Tiefenmuskulatur zu tun, die nicht in den Körperkreislauf integriert ist“, umschreibt er das Problem der Muskeldysbalancen, wie verstärkte Muskelverkürzungen medizinisch genannt werden.
Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten spielte der Zufall mit. Mitspieler Frank Lauterbach, der vor der Saison nach Tabarz kam, stellte den Kontakt zu seiner Mutter her, die in der Dr. Lauterbach-Klinik in Bad Liebenstein arbeitet. „Sie hat mir einen völlig neuen Ansatz gezeigt, wie man die Tiefenmuskulatur wieder einbinden kann“, blickt Zablowski optimistisch nach vorn. In den nächsten Wochen soll die Therapie starten, „und wenn es gut läuft, könnte ich bis März wieder fit sein.“
Nach all den Jahren der Pein blickt der einstige Sportschüler wieder positiv in die Zukunft. Selbst wenn es in dieser Saison nicht mehr für einen Einsatz reichen sollte, lockt die Möglichkeit, in den nächsten Jahren wieder schmerzfrei Tischtennis spielen zu können. „Ich brauche das als Ausgleich für den Alltag. Außerdem mag ich es, innerhalb einer Mannschaft zu spielen. Das finde ich schöner als Einzelturniere“, sagt Zablowski.
Dass die Kamera dann öfter stillsteht, nimmt er gerne in Kauf. Zumal andere in die Bresche springen und auf den Auslöser drücken könnten – denn ein aktuelles Foto des Linkshänders fehlt im Tabarzer Archiv.