Zögern ist riskant
Zehntausend Infizierte, mehr als 200 Tote. Überfüllte Krankenhäuser, ratlose Ärzte, abgeriegelte Regionen, verunsicherte Menschen. Das Coronavirus sorgt seit Wochen für Schlagzeilen. Doch aus den ersten, lokalen Meldungen aus China wurden rasch Warnmeldungen aus der ganzen Welt – und für die ganze Welt. Täglich erreichen uns immer neue Nachrichten über Verdachtsfälle aus vielen Teilen der Erde, auch aus Deutschland. Von Reisen nach China wurde längst abgeraten, viele internationale Fluglinien landen dort sowieso nicht mehr. Und nun kommen auch in Thüringen zwei mögliche Patienten dazu.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnten aus den zwei Personen schnell 20 werden. Oder auch 200. Denn wer nicht weiß, dass er infiziert ist, verhält sich arg- und sorglos. Auch die anfangs kleine Patienten-Gruppe einer bayerischen Firma wird stetig größer. Und die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte bereits die Ausbreitung des Virus zu einer „gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite“.
Ist das also alles nur Panikmache? Viele Mediziner und Wissenschaftler haben abgewiegelt, es sei alles nicht so schlimm, die Grippe sei viel schlimmer. Aber nur, weil es noch schlimmere Krankheiten gibt, sollten tatsächliche Gefahren nicht unterschätzt und verharmlost werden. Noch weiß man zu wenig über das neue Virus. Vielleicht tatsächlich zu wenig, um rigorose Maßnahmen zu ergreifen, aber eben auch zu wenig, um sie von vornherein zu unterlassen. Zum einen hat die chinesische Führung zu lange vertuscht und geschwiegen, zum anderen konnte sich der Virus dadurch und durch den globalen Verkehr rasant ausbreiten. Und zwar unsichtbar.
Natürlich ist Panikmache fehl am Platze. Aber Abwiegeln durch Unkenntnis auch. Ausführliche, sachliche Informationen sind niemals falsch. Realistische Vorsichtsmaßnahmen auch nicht. Gegen Grippe beispielsweise kann man sich impfen lassen. Gegen Corona ist offenbar kein Mensch geschützt. Das sollte nicht vergessen werden.