Thüringer Allgemeine (Gotha)

Beobachtun­gen über AfD-Politiker dokumentie­rt

Linke verschickt „Dossier“über Geraer Landtagsab­geordneten Laudenbach vor Ausschussw­ahl an die CDU

- Von Fabian Klaus

Erfurt/Gera. Das PDF-Dokument umfasst sechs Seiten – die sind in roten Versalien überschrie­ben: „INTERN“steht dort über zwei Fotos des AfD-Landtagsab­geordneten Dieter Laudenbach. Dann reihen sich Fakten über den Mann aneinander, der vor zwei Jahren in Gera fast der erste AfD-Oberbürger­meister einer deutschen Stadt geworden wäre. An der Seite steht: „Vorläufige­r Stand 21.01.2020“, was suggeriert, dass das Dokument ständig erweitert werden soll.

In dem Papier, das dieser Zeitung vorliegt, heißt es unter anderem, „Laudenbach verbreitet mehrfach nachweisli­ch Falschinfo­rmationen“zum Beispiel über eine BKA-Statistik zu Kapitalver­brechen oder Leistungsb­escheide von Asylbewerb­ern. Fotos mit AfD-Landeschef Höcke und AfD-Bundesvize Brandner sind ebenfalls eingearbei­tet – versehen mit den Daten, wann sich die Herren zu welchem Anlass gemeinsam gezeigt haben.

Das Dokument wurde von einer Mitarbeite­rin oder einem Mitarbeite­r der Linke-Fraktion im Thüringer Landtag über deren dienstlich­e Mailadress­e an einen CDU-Fraktionsm­itarbeiter versendet. Nach Informatio­nen dieser Zeitung verfügt auch die FDP-Fraktion über ein Exemplar. Aus der Opposition heißt es nun hinter vorgehalte­ner Hand: „Den Verfassung­sschutz will RotRot-Grün am liebsten abschaffen. Arbeiten anderersei­ts mit ähnlichen Methoden – nur ohne staatliche Kontrolle? Und welche Dossiers sind über Politiker der anderen Opposition­sparteien im Umlauf?“

Versendet wurde das Papier im Vorfeld der konstituie­renden Sitzung des Ausschusse­s für Wirtschaft, Wissenscha­ft und Digitale Gesellscha­ft des Thüringer Landtages. Hier stellt die AfD den Vorsitz – und hatte dafür den Geraer Unternehme­r Laudenbach ins Rennen geschickt. Wie ist mit ihm umzugehen, hat man sich offenbar in der

CDU-Fraktion gefragt? Oder anders: Ist der Mann für uns wählbar?

Ein Sprecher der Christdemo­kraten bestätigt, dass es im Vorfeld der Sitzung „ein Gespräch“zwischen einem CDU-Referenten und einer Mitarbeite­rin der Linksfrakt­ion gegeben habe über Laudenbach. „Mehr nicht“, sagt der Sprecher. Da unterschei­den sich die Darstellun­gen. Denn eine Sprecherin der Linke-Fraktion sagt: „Auf Nachfrage aus der Fraktion der CDU im Vorfeld der Wahl des Wirtschaft­sausschuss­es, wie denn Herr Laudenbach einzuschät­zen sei, hat ein/e Mitarbeite­r/in der Fraktion Die Linke diese Zusammenfa­ssung der CDU zur Kenntnisna­hme zur Verfügung gestellt.“Legt die Linke nun in

Stasi-Manier Dossiers über Abgeordnet­e im Landtag an? Diese Frage beantworte­t die Sprecherin nicht eindeutig. „Eine solche Sammlung von Zeitungsar­tikeln und von Veröffentl­ichungen in sozialen Medien“habe die Fraktion „erreicht“. Ob dort der Urheber dieses Dokuments bekannt ist, bleibt unklar.

Laudenbach wurde in der konstituie­renden Sitzung mit sieben Jaund sechs Nein-Stimmen zum Vorsitzend­en gewählt, muss damit auch Stimmen von anderen Parteien erhalten haben. Die AfD verfügt in dem Gremium über drei Mitglieder, ebenso wie die CDU. Die FDP stellt ein Mitglied. Linke, SPD und Grüne haben zusammen sechs Ausschussm­itglieder.

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Dieter Lau- denbach

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