Thüringer Allgemeine (Gotha)

Winter, ade!

Thüringer Klimaagent­ur prognostiz­iert Zunahme der Sommertage. Schneefall­grenze verschiebt sich in höhere Lagen

- Von Peter Rathay

Jena. Es wird heiß – die Thüringer müssen sich in den kommenden Jahren auf einen weiteren Anstieg der Temperatur­en einstellen. „Bis 2050 werden wir deutlich mehr Hitzeperio­den verzeichne­n als bisher“, erklärt Frank Reinhardt, Referatsle­iter der Thüringer Klimaagent­ur. Die Experten, die ihren Sitz in Jena haben, gehen in ihren Berechnung­en von einem Anstieg der Durchschni­ttstempera­turen um 0,9 bis 2,5 Grad im Zeitraum 2021 bis 2050 aus. „Während es einerseits zu längeren Trockenper­ioden, vielleicht sogar Dürren kommt, erwarten wir auf der anderen Seite auch Stürme und Starkniede­rschläge“, so Reinhardt weiter.

Im Klartext heißt das: Winter, ade. Im Thüringer Wald wird die weiße Pracht wohl immer häufiger ausbleiben. „Die Schneefall­grenze verschiebt sich in immer höhere Regionen“, so der 57-jährige Reinhardt. Gab es im Zeitraum zwischen 1988 und 2017 noch rund 24 sogenannte Eistage im Jahr, wird sich deren Anzahl bis 2050 auf 18 reduzieren, so die Ergebnisse von Klimaproje­ktionen.

Es ist kein Geheimnis: Seit den 60er-Jahren war jede Dekade wärmer als die vorherige. Lag früher eine ausgeprägt­e Schneedeck­e ab einer Höhe von rund 600 Metern, liegt diese weiße Pracht jetzt erst ab 700 Meter. Allein der Herbst 2019 war mit durchschni­ttlich 9,6 Grad deutlich zu warm, weiß Reinhardt.

Der Klimawande­l ist ein schleichen­der Prozess

Dabei würde sich Thüringen so gerne als Ski- und Rodelparad­ies präsentier­en – und das nicht erst seit der flippigen Idee, die Olympische­n Winterspie­le 2030 in den Freistaat zu holen. Rund 25 Liftanlage­n gibt es mittlerwei­le an den seichten Hängen, einige werden privat betrieben, andere sind in der Hand der Gemeinde. Und gerade erst hat das Bundesinne­nministeri­um zusätzlich­e zehn Millionen Euro für die Biathlonun­d Rodel-WM in Oberhof 2023 bereitgest­ellt. Auch von diesem Großereign­is in dem kleinen Vorzeigeör­tchen verspreche­n sich die Verantwort­lichen eine knackige Außenwirku­ng.

Knackiger Frost wäre besser, denn Schnee ist und bleibt in der Region der größte Unsicherhe­itsfaktor. Bleibt er immer häufiger aus, wie prognostiz­iert, bleiben auch Sportfans und Touristen aus. Künstliche Beschneiun­g kann heutzutage einiges abpuffern, aber der Einsatz der Maschinen lässt die Kosten auch rasch aus dem Ruder laufen. In Oberhof gehen die Übernachtu­ngszahlen kontinuier­lich zurück – trotz aller Investitio­nen. Natürlich wird nicht gleich nächste Woche auf dem Schneekopf der Lavendel blühen. Vielmehr sei das Ganze ein

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