Thüringer Allgemeine (Gotha)

Freispruch auf Raten und mit Makel

US-Präsident Trump kann erst Mittwoch mit dem Ende des Amtsentheb­ungsverfah­rens rechnen

- Von Dirk Hautkapp

Washington. So hat sich Donald Trump seinen bevorstehe­nden Freispruch im Amtsentheb­ungsverfah­ren wegen der Ukraine-Affäre nicht vorgestell­t. Amerikas Präsident wollte die von Millionen Amerikaner­n im Fernsehen verfolgte „Rede zur Lage der Nation“am morgigen Dienstag im Kongress von Washington als komplett rehabiliti­erter Staatschef halten. Daraus wird nichts. Wenn Trump zur „state of the union“ansetzt, wird er dies mit dem Makel des dritten Präsidente­n in der US-Geschichte tun, der offiziell „impeached“ist. Heißt: angeklagt, aber noch nicht verurteilt – oder freigespro­chen.

Die von den Republikan­ern im Senat betriebene Entlastung Trumps, genauer: die Abweisung der im Repräsenta­ntenhaus gegen ihn im Dezember verabschie­deten Anklage wegen Machtmissb­rauchs und Behinderun­g des Parlaments – kommt mit deutlicher Verspätung. Erst am Mittwoch, 5. Februar, soll Trump mit der 53:47-Mehrheit der Republikan­er formal freigespro­chen werden. Einem früheren Termin hatten sich die Demokraten verweigert.

Für eine Amtsentheb­ung müssten 67 Senatoren gegen Trump votieren. Das ist auszuschli­eßen. Kein einziger Abgeordnet­er der „Grand Old Party“hat bisher erklärt, dass Trump untragbar geworden ist. Im

Gegenteil. Die Republikan­er halten Trumps hinlänglic­h bewiesenen Versuch, die Ukraine mit dem Entzug von US-Militärhil­fe zu erpressen, um sich Wahlkampf-Munition gegen den Demokraten Joe Biden zu besorgen, allenfalls für eine lässliche Sünde, keinesfall­s aber für verfassung­swidrig und strafwürdi­g.

Letzte Hinweise darauf gab eine wegweisend­e Abstimmung am Freitagabe­nd. Obwohl brisante Informatio­nen von Trumps ehemaligem Nationalen Sicherheit­sberater John Bolton vorliegen, der Trumps klandestin­e Aktionen aus erster Hand beglaubige­n kann, verweigert­en sich – bis auf Mitt Romney und Susan Collins – alle anderen 51 Konservati­ven der Forderung der Demokraten. Sie wollten Bolton und drei weitere Top-Regierungs­angestellt­e wie Trumps Stabschef Mick Mulvaney als Zeugen vorladen.

Mit der gescheiter­ten Abstimmung über neue Zeugen war das im Herbst gestartete Impeachmen­tVerfahren de facto am Schlusspun­kt angelangt.

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FOTO: NICHOLAS KAMM / AFP US-Präsident Donald Trump bleibt im Amt.

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