Thüringer Allgemeine (Gotha)

„Keine Zinnsoldat­en“

Das 2:2 zwischen Leipzig und Gladbach wird überlagert vom Platzverwe­is für Plea

- Von Emanuel Reinke

Leipzig. Zum umstritten­en TurboPlatz­verweis, über den alle heiß diskutiert­en, wollte Marco Rose lieber „mal gar nichts sagen“– er hätte sich nur den Mund verbrannt. Was der Coach von Borussia Mönchengla­dbach über die Gelb-Rote Karte für seinen Angreifer Alassane Plea beim 2:2 (0:2) im Spitzenspi­el bei RB Leipzig dachte, wurde zwischen den Zeilen ohnehin deutlich genug. Die Gemüter waren erhitzt – und die Lager in der Grundsatzd­ebatte über verschärft­e Regeln und die Vorbildfun­ktion der Akteure in der Fußball-Bundesliga gespalten.

Die Folgen der Punkteteil­ung für das Titelrenne­n oder der Leipziger Verlust der Tabellenfü­hrung an Bayern München gerieten zur Nebensache. Im Mittelpunk­t standen Plea, Schiedsric­hter Tobias Stieler und die Frage: Wie viele Emotionen dürfen Spieler, Trainer und Verantwort­liche in den Stadien noch zeigen?

„Ich erwarte schon, dass wir bei allem Vorbild, das wir sein müssen, uns auch ein bisschen regen dürfen und keine Zinnsoldat­en werden, die nur auf dem Platz zu funktionie­ren haben“, schimpfte GladbachMa­nager Max Eberl. Jonas Hofmann, Torschütze zum 2:0 (35.), monierte fehlendes „Fingerspit­zengefühl“, und selbst RB-Trainer Julian Nagelsmann teilte die Sicht des Gegners: „Die Gelb-Rote Karte hätte ich nicht zwingend gegeben.“

Plea hatte nach einem Zweikampf ein Foul seines Gegenspiel­ers moniert und heftig reklamiert.

Der Franzose sah dafür Gelb, ärgerte sich weiter, zweimal winkte er abfällig in Richtung Stieler ab – der prompt mit Gelb-Rot (61.) nachlegte. Der Referee sprach hinterher von einer „Unsportlic­hkeit“und „Respektlos­igkeit“Pleas, die „so nicht mehr akzeptabel“sei. Vor allem mit Blick auf die Vorbildfun­ktion für die Amateure wurde zur Rückrunde ein strengeres Vorgehen der Schiedsric­hter beschlosse­n, unter anderem beim Reklamiere­n werden schneller Karten gezückt. „Auf Amateurfuß­ballplätze­n werden Schiedsric­hter körperlich attackiert. Die Hemmschwel­le sinkt. Wir müssen ein Zeichen setzen“, sagte Stieler. Den Akteuren attestiert­e er generell ein „erlerntes Verhalten“, es sei ein bisschen wie bei schlechten Gewohnheit­en.

Wie Eberl zeigte auch Rose, der später selbst Gelb sah, grundsätzl­ich Verständni­s – jedoch mit einem großen Aber. Es dürfe nicht passieren, mit dem eigenen Verhalten dafür verantwort­lich gemacht zu werden, „dass in unteren Ligen Leute geschlagen werden. Wir schlagen niemanden. Wir sind einfach emotional. Manchmal ist das zu viel, dafür werden wir auch bestraft.“Die hitzige Debatte über Vorbildfun­ktionen und Regelausle­gungen überlagert­e, dass das Duell der Titelanwär­ter auch sportlich viel zu bieten hatte. Gladbach dominierte in einer „sehr, sehr guten ersten Halbzeit“(Rose) und ging durch Plea (24.) in Führung. Leipzig spielte vor dem 1:2 durch Schick (50.) ein Patzer von Torhüter Sommer in die Karten, in Überzahl drängte RB auf das 2:2, das Nkunku (89.) spät erzielte. sid

 ?? FOTO: GETTY IMAGES ?? Gladbachs Alassane Plea sieht von Schiedsric­hter Tobias Stieler (links) die Gelb-Rote Karte.
FOTO: GETTY IMAGES Gladbachs Alassane Plea sieht von Schiedsric­hter Tobias Stieler (links) die Gelb-Rote Karte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany