„Keine Zinnsoldaten“
Das 2:2 zwischen Leipzig und Gladbach wird überlagert vom Platzverweis für Plea
Leipzig. Zum umstrittenen TurboPlatzverweis, über den alle heiß diskutierten, wollte Marco Rose lieber „mal gar nichts sagen“– er hätte sich nur den Mund verbrannt. Was der Coach von Borussia Mönchengladbach über die Gelb-Rote Karte für seinen Angreifer Alassane Plea beim 2:2 (0:2) im Spitzenspiel bei RB Leipzig dachte, wurde zwischen den Zeilen ohnehin deutlich genug. Die Gemüter waren erhitzt – und die Lager in der Grundsatzdebatte über verschärfte Regeln und die Vorbildfunktion der Akteure in der Fußball-Bundesliga gespalten.
Die Folgen der Punkteteilung für das Titelrennen oder der Leipziger Verlust der Tabellenführung an Bayern München gerieten zur Nebensache. Im Mittelpunkt standen Plea, Schiedsrichter Tobias Stieler und die Frage: Wie viele Emotionen dürfen Spieler, Trainer und Verantwortliche in den Stadien noch zeigen?
„Ich erwarte schon, dass wir bei allem Vorbild, das wir sein müssen, uns auch ein bisschen regen dürfen und keine Zinnsoldaten werden, die nur auf dem Platz zu funktionieren haben“, schimpfte GladbachManager Max Eberl. Jonas Hofmann, Torschütze zum 2:0 (35.), monierte fehlendes „Fingerspitzengefühl“, und selbst RB-Trainer Julian Nagelsmann teilte die Sicht des Gegners: „Die Gelb-Rote Karte hätte ich nicht zwingend gegeben.“
Plea hatte nach einem Zweikampf ein Foul seines Gegenspielers moniert und heftig reklamiert.
Der Franzose sah dafür Gelb, ärgerte sich weiter, zweimal winkte er abfällig in Richtung Stieler ab – der prompt mit Gelb-Rot (61.) nachlegte. Der Referee sprach hinterher von einer „Unsportlichkeit“und „Respektlosigkeit“Pleas, die „so nicht mehr akzeptabel“sei. Vor allem mit Blick auf die Vorbildfunktion für die Amateure wurde zur Rückrunde ein strengeres Vorgehen der Schiedsrichter beschlossen, unter anderem beim Reklamieren werden schneller Karten gezückt. „Auf Amateurfußballplätzen werden Schiedsrichter körperlich attackiert. Die Hemmschwelle sinkt. Wir müssen ein Zeichen setzen“, sagte Stieler. Den Akteuren attestierte er generell ein „erlerntes Verhalten“, es sei ein bisschen wie bei schlechten Gewohnheiten.
Wie Eberl zeigte auch Rose, der später selbst Gelb sah, grundsätzlich Verständnis – jedoch mit einem großen Aber. Es dürfe nicht passieren, mit dem eigenen Verhalten dafür verantwortlich gemacht zu werden, „dass in unteren Ligen Leute geschlagen werden. Wir schlagen niemanden. Wir sind einfach emotional. Manchmal ist das zu viel, dafür werden wir auch bestraft.“Die hitzige Debatte über Vorbildfunktionen und Regelauslegungen überlagerte, dass das Duell der Titelanwärter auch sportlich viel zu bieten hatte. Gladbach dominierte in einer „sehr, sehr guten ersten Halbzeit“(Rose) und ging durch Plea (24.) in Führung. Leipzig spielte vor dem 1:2 durch Schick (50.) ein Patzer von Torhüter Sommer in die Karten, in Überzahl drängte RB auf das 2:2, das Nkunku (89.) spät erzielte. sid