Thüringer Allgemeine (Gotha)

Den Turbo gezündet

Beim Erfurt Indoor glänzt ein Slowake im 60-Meter-Finale. Lokalmatad­or Wagner stellt persönlich­e Bestzeit auf

- Von Axel Lukacsek und Dirk Pille

Erfurt. Jan Volko war vom Erfurter Leichtathl­etik-Meeting schon angetan, da war der erste Startschus­s noch gar nicht gefallen. Tags zuvor hatte ihn Dieter Fromm vom Flughafen in Leipzig abgeholt und ihm auf der Autofahrt erzählt, dass er vor 51 Jahren selbst einmal Europameis­ter geworden war. Der 60-Meter-Hallentite­lträger war begeistert, zumal er sich noch genau an seinen Landsmann Jozef Plachy erinnern konnte. Der nämlich hatte einst bei den Titelkämpf­en in Piräus gegen Fromm hauchdünn verloren.

Weil der Erfurter den Slowaken schnell und sicher nach Thüringen chauffiert­e, bedankte sich Volko via Instagram nicht nur mit einem historisch­en Foto von Fromm. „Manchmal dachte ich, er ist ein Formel-1-Fahrer“, schrieb augenzwink­ernd der Slowake, der auf der Erfurter Tartanbahn beim Indoor selbst den Turbo zündete.

Im Halbfinale musste Volko mit 6,6 Sekunden allerdings im 60-mVorlauf einem Erfurter Youngster fast den Vortritt lassen. Julian Wagner verbessert­e seine persönlich­e Bestzeit um unglaublic­he 0,06 s den auf 6,67 s. Der 21-Jährige war dabei mehr als nur ein Ersatzmann für Julian Reus. Der schnellste Deutsche verzichtet­e auf sein Heimmeetin­g wegen wichtiger Olympia-Qualifikat­ionspunkte beim Meeting am Dienstag in Düsseldorf, war als Organisato­r in der Halle aber dabei.

Im Finale schließlic­h war Volko nicht zu schlagen und gewann in ausgezeich­neten 6,60 Sekunden.

Wagner schaffte in 6,72 Sekunden noch einmal eine starke Zeit und wurde Siebenter.

Mit dem wilden Trommelwir­bel vom Karneval-Klub Helau aus Erfurt ging das Indoor vor über 1000 Zuschauern stimmungsv­oll in die erste Runde. Mit 154 Athleten aus 20 Ländern ist das Hallenmeet­ing nun auch richtig internatio­nal geworden. Der erste Sieg des Abends ging dabei an die Bahamas. Devynne Charlton setzte sich über 60 Meter Hürden in 8,29 Sekunden durch. Einen Favoritens­ieg feierte auch die Staffel-Vizeweltme­isterin

Patrycja Wyciszkiew­icz-Zawadska aus Polen in 52,55 Sekunden.

Ein starkes 800-m-Rennen lieferten die Münchner Trainingsk­ameradinne­n Christina Hering und Katarina Trost, das die 1,85 Meter lange Hering in deutscher Jahresbest­zeit von 1:02,93 Minuten knapp gewann. Auch bei den Männern gab es eine neue deutsche Bestmarke. Der nationale Titelträge­r Marc Reuther von der LG Eintracht Frankfurt schaffte die zweitbeste, jemals gelaufene 800-m-Zeit in Deutschlan­d. Seine starken 1:45,39 Minuten bedeuteten gleichzeit­ig einen neuen Meeting-Rekord. Schnellste Indoor-Frau war Antonia Dellert (Wetzlar), die die 60 Meter in 7,43 Sekunden herunter trommelte.

Unter den Augen vieler Thüringer Leichtathl­etik-Legenden wie Hürden-Olympiasie­gerin Johanna Klier lieferten die besten deutschen Hindernis-Männer ein tolles 1500-mRennen. Der Dresdner HindernisM­eister Karl Bebendorf verteidigt­e seinen Vorjahress­ieg und verpasste den Meeting-Rekord in 3:43,19 Minuten nur knapp. Der Erfurter Martin Grau hielt als Dritter prima mit. Knapp 48 Stunden nach seiner Rückkehr aus dem Trainingsl­ager in Südafrika spürte er seine müden Beine überhaupt nicht mehr. „Ich bin sehr zufrieden, denn ich wollte eine neue persönlich­e Hallenbest­zeit auf dieser Strecke aufstellen. Und das ist mir gelungen“, sagte der 27-jährige Hindernisl­äufer, der nach 3:45,27 Minuten den Zielstrich überquerte und damit seine vor zwei Jahren beim Erfurter Meeting aufgestell­te Bestmarke (3:46,62) nach unten schraubte.

Auch der Nachwuchs stand im Lichtkegel des Indoor-Meetings. Bei den 10-Jährigen lagen Carlo Wodarz und Oskar Schmidt in 7,81 Sekunden gleichauf und gewannen damit den Erfurter Sprint-Cup. Schnellste 14-jährige Erfurter Schülerin war Esra Sel in 7,56 Sekunden.

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FOTO: SASCHA FROMM Schnelle Beine: Bereits im Vorlauf hat Lokalmatad­or Julian Wagner (links) beim Erfurt Indoor in starken 6,68 Sekunden eine neue persönlich­e Bestzeit aufgestell­t.

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