Nach der Landung in Quarantäne
Coronavirus bei zwei China-Rückkehrern festgestellt. 113 Heimkehrer in Bundeswehr-Kaserne isoliert
Berlin. Der Bundeswehr-Airbus wird desinfiziert, die Crew darf nach 24 Stunden Einsatz nach Hause: Für die Flugbereitschaft, die am Wochenende Deutsche und ihre Familien aus dem chinesischen Wuhan geholt hat, ist die Mission erst einmal vorbei.
Doch für die 124 Menschen, darunter 20 Kinder, die am Samstag aus Wuhan in Frankfurt gelandet sind, ist die Normalität noch sehr weit weg. Mehrere Rückkehrer wurden nach einer Untersuchung am Flughafen direkt in die Uniklinik Frankfurt gebracht. Die anderen stiegen in Busse, die sie in die Kaserne Germersheim in RheinlandPfalz brachten. Am Sonntag wurde dann bekannt, dass zwei der zurückgeholten Personen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
„Es ist der Fall eingetreten, wofür die Einrichtung dieser Schutzzone erfolgt ist“, erklärten die Luftwaffe, das Deutsche Rote Kreuz, der Landkreis und die Stadt Germersheim am Sonntag in einer Mitteilung. „Die betroffenen Personen haben diesen Befund gefasst aufgenommen und wurden isoliert.“Sie sollten mit einem Infektionsschutzkrankentransportwagen ebenfalls in die Uniklinik gebracht werden.
Sorge vor Lagerkoller in der Kaserne
Für den Rest der Gruppe heißt es jetzt: warten. Mindestens zwei Wochen lang sollen 113 Menschen unter ärztlicher Aufsicht isoliert bleiben, so lang ist die Inkubationszeit des Virus. Eine Garantie, dass sie die Kaserne nach 14 Tagen verlassen können, gibt es allerdings nicht. Die Quarantäne könnte auch weitere Tage dauern, wenn in Germersheim bei weiteren Rückkehrern der Virus festgestellt wird. „Für den Rest der Gruppe würde die Quarantänezeit dann wieder von vorne beginnen“, sagte der Germersheimer Landrat Fritz Brechtel. Um dieses Risiko zu minimieren, würden die Menschen in der Kaserne in verschiedene Kleingruppen aufgeteilt, die voneinander isoliert würden.
Den Großteil der Zeit verbringen die Menschen auf den Zimmern in der Kaserne, sagt Kai Kranich, Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes vor Ort. Auch gegessen werde in den Zimmern. „Das Ziel ist, so wenig wie möglich Personenbewegung zu haben.“
Die „große Gefahr“sei ein „Lagerkoller“, sagte ein Rotkreuz-Helfer in Germersheim. „Wir sind darauf vorbereitet, die Menschen entsprechend zu beschäftigen.“Vor
Ort sei auch ein psychosozialer Dienst. Kontakte nach draußen werden auf ein Minimum reduziert. Es soll aber Besuchszeiten geben. Besucher müssen Hygienemaßnahmen einhalten, Materialien wie Schutzmasken sollen zur Verfügung gestellt werden. Um die Verpflegung kümmert sich die Bundeswehr. Nahrung und Material kommen über eine Schleuse auf das Gelände.
Ebenfalls in der Quarantänezone sind mehr als 20 Mitarbeiter des DRK. „Die werden dort auch für die gesamte Zeit der Quarantäne bleiben“,sagt DRK-Sprecher Kranich.
Die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland steigt mit den beiden infizierten Menschen aus dem Flugzeug auf zehn. Neben den beiden Betroffenen aus dem Flugzeug gibt es weitere Fälle aus dem Umkreis des Autozulieferers Webasto, unter dessen Mitarbeitern das Virus zuerst in Deutschland aufgetaucht war. Die bayerischen Behörden melden inzwischen acht Fälle. Die betroffenen Personen seien in „stabilem Zustand“, erklärte das bayerische Gesundheitsministerium am Sonntag.
Ein weiterer Fall, in dem ein Deutscher positiv auf den Erreger getestet wurde, wurde zudem von der Insel La Gomera gemeldet. Er habe zuvor in Deutschland „engen Kontakt“mit einer infizierten Person gehabt, teilten die spanischen Behörden mit.
Thüringen meldete am Wochenende zudem zwei neue Verdachtsfälle: Zwei Studienbewerber aus China wurden nach Angaben des Gesundheitsamts des Landkreises Nordhausen mit Erkältungssymptomen vorsorglich ins Krankenhaus eingewiesen. Dort seien sie unter Quarantäne gestellt und auf das Virus getestet worden. Die Proben würden nun ins Labor der Berliner Charité gebracht. Bis ein Ergebnis vorliege, könne es einige Tage dauern, hieß es. Auch global steigt die Zahl der infizierten Menschen: In China gibt es 14.380 bestätigte Erkrankungen. Dort sind mittlerweile mehr als 300 Menschen an dem Virus gestorben – überwiegend ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen.
Das Gesundheitsministerium der Philippinen meldete am Wochenende zudem den ersten Todesfall durch Corona außerhalb von China: ein Mann aus Wuhan, der sich mit dem Virus angesteckt hatte und
einer schweren Lungenentzündung erlag. Seine 38-jährige Partnerin, die mit ihm eineinhalb Wochen zuvor eingereist war, wurde ebenfalls positiv getestet.
Thailand vermeldet einen Erfolg: Mit einem Cocktail aus Grippe- und HIV-Medikamenten sei es gelungen, das Virus zu behandeln. Der Zustand einer infizierten Frau aus China habe sich nach der Gabe des Medikamentencocktails dramatisch verbessert, berichtete das Gesundheitsministerium in Bangkok am Sonntag. Binnen 48 Stunden nach dem Beginn der Behandlung sei das Virus bei der Patientin nicht mehr nachweisbar gewesen, sagte der Mediziner Kriengsak Attipornwanich. mit dpa/afp
„Wir sind darauf vorbereitet, die Menschen entsprechend zu beschäftigen.“
Kai Kranich,
Sprecher des Deutschen Roten Kreuz